Aktuelles Update 03.2023 am Artikelende.
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Die Neptungrotte befindet sich nahe der Bildergalerie im Königlichen Lustgarten am Ostrand des Parks Sanssouci in Potsdam und grenzt an die Schopenhauerstraße.
Sie verdankt ihre Existenz einer Idee von König Friedrich II. v. Preußen (1712-1786 / König seit 1740) und hatte nur den Zweck, das Auge des Königs und die höfische Gesellschaft zu erfreuen.
Der Entwurf für die Grotte im Auftrag des Königs ist die letzte Arbeit des Architekten... weiterlesen Georg Wenzeslaus v. Knobelsdorff (1699-1753) für den Park Sanssouci. Die Vollendung seines Werks erlebte Knobelsdorff nicht mehr, da er 2 Jahre nach Beginn der Bauarbeiten verstarb.
Die Grotte wurde dann vom Bildhauer Johann Peter Benkert (1709-1765) bis 1757 vollendet. Von Benkert stammen auch die Skulpturen und die Innengestaltung der Grotte.
Der Versuch, die kaskadenartigen Wasserspiele an den Seiten der Grotte in Betrieb zunehmen scheiterte aber an technischen Problemen und Unzulänglichkeiten des 18. Jahrhunderts: Es gelang nicht, eine kontinuierliche Wasserversorgung herzustellen – übrigens damals das Problem aller Wasserspiele in Park Sanssouci.
Erst mit der Erfindung der Dampfmaschine konnte dieses Problem im 19. Jahrhundert gelöst werden, als nämlich König Friedrich Wilhelm IV. v. Preußen (1795-1861 / König seit 1840) zur Wasserversorgung des Parks Sanssouci ein Dampfmaschinenpumpenhaus erbauen ließ, dass die zahlreichen Fontänen, Springbrunnen und Wasserspiele des Parks zuverlässig mit Havel-Wasser versorgen konnte.
Außerdem ließ Friedrich Wilhelm IV. im Zuge von Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1840 und 1850 die Gestaltung der Grotte ergänzen und den Figurenschmuck grundlegend verändern. Eine ursprünglich im Grottenraum aufgestellte Skulpturengruppe mit einer Venus und 2 Tritonen wurde entfernt und gilt als verloren.
Stattdessen wurde eine neue Skulpturengruppe mit Jubal (Biblischer Urvater aller Musiker) aufgestellt.
Diese missfiel dann 1907 Wilhelm II. (1859-1941 / von 1888-1918 König v. Preußen und Deutscher Kaiser), der den Jubal nun wieder gegen eine vergoldete Venus austauschen ließ. Diese Venus ging in den Nachkriegswirren 1945 verloren und gilt als verschollen. Derzeit ist der Grottenraum leer.
In folgenden Jahrzehnten nahm die Neptungrotte durch Witterungseinflüsse und Vandalismus schweren Schaden. Sie galt als einsturzgefährdet und musste baupolizeilich abgesperrt werden.
In der DDR fehlte es an finanziellen und materiellen Mitteln, um dieses großartige Baudenkmal zu erhalten.
Auch nach der Wiedervereinigung sah sich die „Stiftung Preussische Schlösser und Gärten“ außerstande, Maßnahmen zur Rettung der Grotte in die Wege zu leiten. Der Verfall nahm zu, die Vandalismusschäden auch.
Erst durch die Spenden von Privatpersonen, zu denen auch der Potsdam sehr verbundene TV-Moderator Günther Jauch gehört, konnte 2013 mit der umfassenden Sanierung und Restaurierung der Neptungrotte und ihres Umfelds begonnen werden. Anfang Oktober 2018 wurden die Arbeiten weitestgehend abgeschlossen und die Grotte ist Besuchern wieder zugänglich.
Die Restaurierung der Neptungrotte wurde ausschließlich durch private Spenden und Schenkungen realisiert.
Den Zugang zur Grotte bildet ein von antiken Vorbildern inspiriertes Portal, auf dessen Dach ein überlebensgroßer ältlicher nackter Mann steht. Nein, es ist kein Nudist oder gar Exibitionist – der Dreispitz in seiner rechten Hand weist ihn als den römischen Meeresgott Neptun aus.
Flankiert wird er zu beiden Seiten von kindlichen Tritonen (griechische Meeresgötter, Mischwesen aus Mensch und Fisch) und fraulichen Najaden (griechische Nymphen der Gewässer), die aus Krügen die fünfetagigen Wasserkaskaden speisen. Die Kaskaden bestehen aus nach unten größer werdenden Muschelschalen.
An der Wand der Kaskaden sind zahlreiche Kieselsteine eingelassen.
Jede Kaskade ist von je 2 Säulen begrenzt. Die Säulen und andere Elemente der Grotte sind aus schlesischem Marmor, die Figuren aus weißem Carrara-Marmor.
Der durch ein vergoldetes Gitter abgeschlossene Grottenraum ist mit tausenden Muscheln und Kristallen sowie etlichen Porzellanblumen ausgestaltet. Ein toller Anblick.
Fazit: Ein Besuch ist sehr zu empfehlen, auch wenn die Neptungrotte etwas abseits des Haupttouristenstroms liegt.
Zu besichtigen während der Parköffnungszeiten. Nur sehr eingeschränkt barrierefrei.
Update 02.2023:
Am 22.2.2023 wurde die Neptungrotte durch Vandalismus schwer beschädigt. Der Neptunskulptur wurde die rechte Hand abgeschlagen und der kupferne Dreizack gestohlen.
Eine Najaden-Skulptur wurde mit SS-Runen beschmiert und außerdem die Nase abgeschlagen. Der materielle Schaden beträgt mehr als 67.000 €uro.
Der Dreizack wurde wenige Tage später in der Nähe in einem Hinterhof gefunden.
(Quelle rbb-online / Süddeutsche Zeitung-online)[verkleinern]