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"Wer zählt die Biere, nennt die Namen, die süffig hier zusammenkamen."
Sehr frei nach einem Spruch aus "Die Kraniche des Ibykus" vom Dichterfürsten Friedrich von Schiller möchte ich eine kleine Reihe von Bewertungen über Brauereien beginnen.
Weniger über die ganz Großen, welche ihre Produkte in so ziemlich jedem Getränkemarkt des Landes präsentieren, sondern über kleine bis mittelgroße Produzenten, die sich der Bierherstellung unter dem neudeutschen Oberbegriff "Craft-Beer" verschrieben... weiterlesen haben, aber auch durchaus einfach nur Pils, Helles oder Bockbier brauen.
Gerade noch mit Paderborner Pils abgefüllt dreht sich mein virtuelles Bierfähnchen im Juliwind und weist mir den Weg zur nächsten Brauerei.
"Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin" . Diesen Gesang kennen Fussballfans nur zu gut. In jeder Phase der Spielrunden im DFB-Pokal singen dies die meisten Anhänger der antretenden Mannschaften, bis nach Spielende die Hälfte davon nicht mehr nach Berlin fährt. So ist das im Pokal. Und der SC Paderborn hört wahrscheinlich noch eher auf zu singen. Oh, das war jetzt gemein, aber die nächste Saison bringt neue Chancen.
Ins Pokalfinale, welches seit Jahrzehnten in Berlin ausgespielt wird, schafften es schon immer mal sogenannte "Underdogs", am Ende wird dann der Pokal dem FC Bayern überreicht :-)))
Zu Berlin muss man nicht viel schreiben, wer die deutsche Bundeshauptstadt nicht kennt, dem ist nicht zu helfen. Auch nicht mit Bier, obwohl das Angebot in Berlin gebrauter Biere recht umfangreich und vielfältig ist.
Heute schreibe ich über eine der seltsamsten Brauereien, die mir in Berlin untergekommen sind.
Welcher Brauer stellt schon nur eine einzige Sorte Bier her ? Die Berliner Pilsener Brauerei !
Ganz dem Namen gerecht werdend gibt es hier nur Pilsener. Und sonst nichts.
Na gut, es wird noch ein naturtrübes Radler angeboten. Aber das ist erstens kein richtiges Bier und zweitens enthält es zu 50 % Bier, nicht irgendeins, sondern - jawoll, Berliner Pilsner.
Die Brauerei entstand 1902 als kleiner Betrieb mit angeschlossenem Gartenlokal. Sehr viel mehr hat die Geschichte aus den ersten Jahrzehnten nicht überliefert.
1963 dann Vergrößerung, Berliner Pilsner steigt zu einem der meistgetrunkenen Biere in Berlin und Umgebung auf. Der rote Berliner Bär, der auf hochgestreckten Pranken ein Tablett mit drei gefüllten Pilstulpen trägt, ist von Anfang an mit dabei, Wappentier und Logo zugleich.
1969 wurde die Brauerei zum Stammsitz des Ost-Berliner Getränkekombinates, das Bier gelangte in weiter von der DDR-Haupstadt gelegene Verkaufsstellen und so konnte man mit etwas Glück auch in Karl-Marx-Stadt mal Berliner Pilsner bekommen. Damals eine Wohltat gegenüber den eher miserablen Bieren aus heimischer, in der Umgebung erfolgter Produktion.
Nach der Wende dann ein hin und her, Übernahmen, Zusammenschlüsse , da blickt der Kunde nicht mehr durch. Erst war es Brau und Brunnen als Übernehmer, dieser Konzern entstand aus Dortmunder Union-Brauerei und Schultheis-Brauerei Berlin. Wurde 2004 vom Oetker-Konzern aufgekauft und gehört nun zur Radeberger Gruppe, dem größten deutschen Brauereienverbund mit 16 über die ganze Republik verteilten Braustandorten.
Inzwischen ist Berliner Pilsener längst keine eigenständige Brauerei mehr. Das Bier wird von der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei, ein weiterer Brauereienzusammenschluß unter dem Dach von Radeberger, produziert. Es gibt also nur noch die Marke mit eigener Rezeptur. Und der rote, biertragende Bär ist auch noch da, an die Neuzeit angepasst jetzt mit der neuen Reichstagskuppel im Hintergrund auf den goldfarbenen Flaschenetiketten.
Berliner Pilsener jetzt in Chemnitz zu bekommen , ist kein Problem mehr. Die meisten Getränkeabteilungen der Supermärkte haben das im Programm. Braune Longneckflaschen mit 0,5 l Inhalt sind der Standard, preislich im mittleren Segment so zwischen 70 und 80 Cent die Flasche.
5,0 Vol.% alc. hat das Bier intus, geschmacklich keine Aufregung. Ein durchschnittliches Bier ohne besonderen Erinnerungswert. Trinkt sich gut gekühlt am besten.
"Berlin, du bist so wunderbar" lautet der aktuelle Werbespruch. Na wenn Berlin so ist, wie das Berliner Pilsner schmeckt, muss ich nicht extra hin ;-)
Ein bisschen flotter könnte der Spruch zudem sein. Wie wäre es mit "Berlin, du bist so wunderbier" oder wenigstens "wunderbär" ? Egal, die Macher müssen selber wissen, was sie tun.
Noch mal den Rückpass zum eingangs erwähnten Fussball. Mir gefällt sehr gut, dass sich Berliner Pilsner beim Berliner Kultclub 1. FC Union engagiert. Das ist sicher kein Eigentor, zumal die Wuhlheider Fussballgötter souverän die Klasse in der 1. Bundesliga halten konnten. Darauf ein freundliches Prösterchen.
Es gibt auf der Website der Brauerei einige schöne Videos zur "Eisernen Partnerschaft" zu sehen.[verkleinern]
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