Natürlich kein Geheimtipp, wie die hier immer wieder vertraulich verbreiteten Berliner Highligts, Schloss Charlottenburg, Siegessäule usw. ...
Christoph Schreiber ist Arzt im Unfallkrankenhaus Berlin und betreibt schon eine paar Jahre, als Ausgleich, seinen Pianosalon. Nach einem Standort im Prenzlauer Berg, nun in den Uferhallen im Wedding. Hier befand sich die Zentralwerkstatt der Berliner Verkehrsbetriebe, die vielen zum Teil riesigen Hallen werden nun kulturell genutzt. Die Tanzstudios... weiterlesen der Berliner Kunst-Hochschulen dominieren die eine Straßenseite, in der alten Motorenhalle hat der Sammler, Restaurator und Mäzen einen perfekten Platz gefunden.
Neben diversen berühmten Flügeln aus vielen Epochen, von den bedeutendsten Herstellern, stapeln sich reparaturbedürftige Flügel-Ruinen neben Tastaturen und Einzelteilen. Als Schmuck, an der Wand über der Kranbahn, gibt es eine riesige Sammlung von Notenhaltern.
Ein Sammelsurium von Lampen und Kronleuchtern schmückt die Decke, Regale mit Werkzeugen oder einer Plattensammlung stehen nebeneinander. Das »Parkett« wird von ganz genau 199 Sitzgelegenheiten gebildet, Stühle und Sessel der verschiedensten Art sind da zusammengetragen worden. Die Anzahl hat sicher »brandpolizeiliche« Gründe.
Es finden regelmäßig hochkarätige Konzerte statt, da es Schreiber gelingt namhafte Musiker und »Stars« zu akquirieren. Sie kommen gern zu ihm und spielen für das Geld, das die Gäste nach dem Konzert spenden. Ein Glas guten Weines ist da immer mit drin, inklusive, das schenken sich die Gäste selber ein.
»Ich bin keine Krämerseele, ich will einfach nichts verkaufen« sagt der zauberhafte Gastgeber, der natürlich seine Konzertgäste begrüßt und meist durch den Abend führt.
Karten reserviert man auf der gut funktionierenden Webseite, die leider nicht so gut aussieht. Bis zum letzten Moment kann man online umbuchen oder die Reservierung zurückgeben. Wer unentschuldigt fehlt, kommt zur Strafe ganz hinten auf die Liste. Am Abend gibt es dann die Gästeliste und für jeden das Programm und den Zettel mit der entsprechenden Sitzreihe. Auf den Stühlen liegen die Namen der Konzertbesucher, ein perfektes System.
Dieser unkonventionelle Konzertbetrieb bringt viele junge Leute zur Klassischen Musik, hört man. An unserem Abend war die Promidichte jedoch recht hoch und wir nicht die ältesten Zuhörer.
Für die Konzerte wird immer der ideale Flügel an die Rampe gerollt und bis zum letzten Moment »coram publico« gestimmt. Wir waren von der Altistin Britta Schwarz eingeladen und zum ersten Mal dort im Wedding. Parken ist, für Berliner Verhältnisse, gut möglich und auch die Anreise mit dem ÖPNV bietet mehrere Optionen.
Das Konzert des Abend »Lieder des Jugendstil«, von Max Reger, Reynaldo Hahn und Richard Strauss sang Britta Schwarz, von Daniel Heide begleitet. Ganz besonders gefielen uns die drei Lieder "A Chloris", "Seraphine" und »Lydé« von Reynaldo Hahn. Den Komponisten und Liebhaber von Marcel Proust kannten wir bis dahin nicht. Nicht nur Golokel bildet ....
Die Akustik in der Halle ist gut, meine Platznachbarin hätte gern eine wärmere Jacke dabei gehabt, die Künstler wurden lautstark gefeiert. Wir werden sicher bald wieder mal dort sein, nächsten Sonntag geht es aber erst mal in die Philharmonie, ins Weihnachtsoratorium, wieder mit Britta Schwarz ...
»Der Piano Salon Christophori ist zum einen eine Werkstatt, in der Flügel, vor allem historische Hammerflügel, vorsichtig restauriert werden, zum anderen ein Ort, an dem sie gespielt werden.
Da wir selbst begeisterte Spieler und Zuhörer sind und es lieben, wenn die von uns wieder zum Leben erweckten Instrumente von kundigen Händen zu klanglichen Höhen geführt werden, veranstalten wir im Abstand von 2-3 Wochen Kammermusikabende, die dem Gestus der Pariser Maison Erard oder der Salle Pleyel, also den Pianos Salons, welche den Fabriken angeschlossen waren und die von allen pianistischen Größen frequentiert wurden, verpflichtet sind.
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Entsprechend der geistigen Ahnherrenschaft laden wir bei unseren Konzerten zu gutem Wein ein und bitten in einer wenig förmlichen Werkstattatmosphäre nach Belieben zu rauchen, zu trinken und sich mit den Künstlern zu unterhalten ..... «
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