Das Alstertal Einkaufszentrum … mein AEZ …
Ich könnte jetzt anfangen, das System in Frage zu stellen. Aber da ich den kleinen Einzelhandel außerhalb unseres Tempels stets unterstütze und bevorzuge, denke ich, dass ich das AEZ bewerten darf, ohne bei Adam und Eva anzufangen. Auch die Erfolgs-Story der ECE mit der Geschichte der Entstehung und wie Herr Otto auf die Idee kam, kann man heute nicht nur auf Wiki nachlesen.
Gefühlt bin mit dem AEZ aufgewachsen … Bei der Eröffnung 1970 bin ich... weiterlesen
ausgebüxt – meine Mutter suchte mich auf Strumpfsocken, ihre Schuhe standen noch bei Görtz, wo sie gerade neue Modelle probiert hatte. Sie fand mich schräg gegenüber in einem Lederwarengeschäft (M&K?), ich setzte gerade einen riesigen Deko-Cognac-Schwenker an (der riesige Schwenker war Deko, der Inhalt nicht…).
An dem einen Ende des Centers befand sich Kaufhof, am anderen Horten. Der Hortenbereich wurde längst in die Ladenzeile integriert und aufgestockt.
Die Gastronomie-Auswahl war wie folgt: Kaufhof-Kantine oder Horten-Kantine. Kuchen gab es bei "Gavar" in der Mitte des Obergeschosses.
Das Basement (der Keller) stand noch ziemlich leer, es gab dort einen DS-Supermarkt (später Safeway, heute befindet sich dort REWE) und u. a. einen Möbelanbieter, der seine großzügige Fläche wohl zu Sonderkonditionen anmieten konnte. Das blieb nicht lange so, denn das Mall-Konzept setzte sich durch.
Mit sechzehn hätte ich dann im Schlaf alle Geschäfte in jedem Stockwerk nach Reihenfolge runterbeten können.
Aber das ist längst vorbei und die Fluktuation der Geschäfte ist heute groß.
Die erste AEZ-Modernisierung und -Erweiterung hat Anfang der neunziger Jahre stattgefunden und das hat unsere Füße eigentlich schon genug in Anspruch genommen … Damals begann ich strategische Einkaufszettel zu schreiben (ich gehe von links unten (Basement) bis nach rechts oben (Obergeschoss) – zickzack).
Nach der erneuten Erweiterung 2007 schaffe ich es nicht mehr, ganz durchzukommen und ich habe auch keine Lust dazu. Leider sind die kleinen Boutiquen und viele andere inhabergeführte Geschäfte verschwunden – zugegeben: das war ein schleichender Prozess, aber nach dem letzten Umbau haben wir es umso deutlicher empfunden. Dabei waren das die Läden, die Lust auf's Bummeln machten. Nicht mal ein schönes Blumengeschäft gibt es mehr.
Das AEZ ist groß geworden. Viel zu groß! Und langweiliger …
Jeder weiß natürlich, woran das liegt. Das Angebot im AEZ gleicht heute dem einer typischen Einkaufsstraße jeder größeren Stadt, allerdings ist das Ambiente exclusiv – das schmeichelt dem Verbraucher. Dieser Wandel zum Negativen hat sich überall zeitgleich vollzogen. Deshalb kann man der ECE hier auch nicht wirklich einen Vorwurf machen, denn Wirtschaftsunternehmen verschenken bekanntlich nichts. Aber es wäre zu schön, wenn …
Das AEZ ist zudem das Aushängeschild der ECE und dient als Vorführobjekt für Stadträte, Bürgermeister und weitere Entscheidungsträger, deshalb sind Modernisierungen wichtig. Die Zeit bleibt leider nicht stehen. Ich trauere dennoch ein wenig.
Aber nach all den Kritikpunkten:
Ich bin in fünf Gehminuten da, ich wandere warm und trocken durch die Gänge, ich muss nicht ständig in die Stadt fahren. Und einige, wenn auch wenige, Ecken und Geschäfte sind mir immer noch altvertraut.
Ich mag das AEZ wie eine Freundin aus Kindertagen, die sich komplett in eine andere Richtung entwickelt hat – mit allen Ecken, Kanten und Macken, unsere Freundschaft basiert nicht zuletzt auf gemeinsamen Erlebnissen und Erinnerungen.
Drei oder vier Sterne? Alte Freundin: Ich muss Dir doch vier geben![verkleinern]