Also, dass man das Schloss - die Heidelberger Hauptsehenswürdigkeit neben der Alten Brücke und dem Dubliner Hotel & Irish Pub - zu Fuß oder auch per Bergbahn erreichen kann und von dort einen wundervollen Blick auf die Gemeinde hat (siehe Bildmaterial), darf wohl als bekannt gelten.
Daher hier lieber noch ein paar ergänzende Hinweise zu diesem bemerkenswerten, wenn auch teilweise arg ramponierten Bauwerk.
Erkennbarerweise handelt es sich um ein Gemäuer, das im Laufe der Jahrhunderte in... weiterlesen
unterschiedlichen Stilrichtungen ergänzt, umgebaut und auch - im Dreißigjährigen und Pfälzischen Erbfolgekrieg sowie durch einige Großbrände - zerstört wurde. Der Stammsitz der Kurfürsten von der Pfalz wurde im Laufe seiner 300 jährigen aktiven Nutzung von einer reinen Burganlage zusehends zu einem Schloss umgestaltet und zu diesem Zwecke mit mehreren, nach Möglichkeit einander übertreffenden Wohnpalästen versehen:
Ruprechtsbau, Spätmittelalter - Gotik, schöne Kreuzrippengewölbe
Ottheinrichsbau, ab 1556 - Frührenaissance, schöne Arkadengänge, überaus prächtiger Kaisersaal (auch für Veranstaltungen zu buchen)
Friedrichsbau, ab 1601 - Spätrenaissance, reicher Figurendekor, um 1900 im Zuge des künstlichen Historismus neu aufgebaut.
Englischer Bau (wg. kurfürstlicher Braut Elizabeth Stuart), ab 1612 - klare Formensprache, leider nurmehr fensterlose Kulisse
Für uns Spätgeborene ist dieses vielfältige Ensemble sehr faszinierend. Der Kurfürscht Carl Philipp war jedoch von diesem architektonischen Sammelsurium nicht mehr recht begeischdrd und zog es vor, sich zu Mannheim einen einheitlich durchgestylten Palast im gerade topmodernen Barockstil erbauen zu lassen. Egal.
Das über den Innenhof zugängliche Deutsche Apothekenmuseum verfügt über eine eindrucksvolle Sammlung an Arzneimitteln vegangener Epochen - unter anderem pulverisierte Mumie "gegen alles Mögliche" Was? Nein, das gibt's nicht von Ratiopharm. Darüberhinaus Apothekeneinrichtungen, Glasgefäße und Labor.
Im Fassbau des Schlosses existieren Hinweise auf beachtlichen Alkoholkonsum: Perkeo, kleinwüchsiger, schlagfertiger und vor allem trinkfester Hofnarr unter Kurfurst Carl Philipp (frühes 18. JH), bewacht hier als bunt bemalte Holzstatuette das weltgrößte Weinfass. Dessen Kapazität beträgt 220.000 Liter bzw. für Schwaben: 880.000 Viertele, was auch für die größte und durstigste Hofgesellschaft mehr als hinreichend gewesen sein dürfte.
Nachdem die militärische Bedeutung des Schlosses vorübergehend nachgelassen hat, ließ Kurfürst Friedrich V. einige Befestigungsanlagen zurückbauen und ab 1616 lieber den repräsentativen Schlossgarten Hortus Palatinus anlegen. Kurz darauf brach der Dreißigjährige Krieg aus, dumme Sache. In späteren Jahrhunderten wurde das Projekt jedoch in etwa vollendet und erlaubt von verschiedenen Terrassen aus schöne Ausblicke auf Schloss und Neckartal.
Eintritt, inkl. Hin- und Rückfahrt per Bergbahn: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro, Golocal Kongressteilnehmer 0 Euro. Audio-Guides und Führungen sind mit Mehrkosten verbunden, siehe Webseite.
Eine absolute Pflchtveranstaltung für alle Heidelberg - Tourischte. Laut einer Umfrage der Deutschen Zentrale für Tourismus ist das Schloss die landesweit beliebteste Sehenswürdigkeit. Wenn auch die kostenlos zu besichtigende spätgotische Hauptkapelle meiner Heimatstadt bei den Besucherzahlen weiterhin weit vorne liegt :-)
mit vorzüglicher Hochachtung, Sir Thomas[verkleinern]