Wir bleiben weiterhin auf dem Viktualienmarkt München, aber gehen einige Schritte weiter. Bereits von weitem kann man den Maibaum in seiner imposanten Erscheinung und Größe erkennen. Es ist ein Zeichen des Brauchtums, der nicht nur in Bayern praktiziert wird. Auch für mich, ist es nicht der einzige, den ich persönlich kenne. Hier steht, wie man es auf dem untersten Teil lesen kann, um das Münchner Reinheitsgebot, das von dem Herzog Albrecht IV. von Bayern (der Weise) (* 15. Dezember 1447 in... weiterlesen München - 18. März 1508 ebenda) im Jahre 1487 erlassen wurde. Wenn ich ehrlich sein soll, erinnert mich die 35 Meter lange Stange mit ihren Darstellungen an die zünftigen Veranstaltungen rund um das Oktoberfest, als an die mit einem Maibaum sonst verbunden sind. Es hat recht lange gedauert, bis ich den Hintergrund gefunden habe, der zu seiner Aufstellung geführt hatte.
Es ist eine Tradition, dass sich jüngere unverheiratete „Burschen“ aus kleinere Ortschaften gegenseitig einen solchen Baum „streitig“ machen. Aus solchem Grund muss er stets am Ende von April versteckt werden. Falls es den „Gegnern“ gelingt, trotz aller „Vorsichtsmaßnahmen“ zu entwenden, muss dieser von den von jenen „ausgelöst“ werden! Über das „fällige Lösegeld“ wird stets ein Stillschweigen vereinbart.
Für eine solche Aufstellung wird reichlich Muskelkraft benötigt. Zuletzt erfolgte eine solche „Aktion“ im Mai 2017. Der vorherige musste nach 40 Jahren im Oktober des Vorjahres aus Sicherheitsgründen – er ist mit der Zeit zu morsch geworden, abtransportiert worden. Die 80 Männer, die das bewerkstelligt haben, waren Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren aus Ismaning, Neufinsing und Unterföhring. Laut einer lokalen Zeitungsmeldung haben dem ganzen rund 4000 Zuschauer (was heute gar nicht möglich wäre) beigewohnt. Mitanwesend war auch der Münchens OB Dieter Reiter (SPD), Andreas Steinfatt, Vorsitzender der Münchner Brauereien und das damalige Münchner Kindl.
Wie lange sich so ein „Stangerl“ hält, so ein Fachmann, hängt nicht nur von der gewählten Baumsorte, als auch der Witterung und der dicke des Stamms ab. Laut den Angaben, die ich im Netz gefunden habe, kann es in den nächsten Jahren erneut so weit sein, dass ein neuer Maibaum aufgestellt werden muss. Mir persönlich erschließt es sich dennoch nicht, warum von einer solch „kurzen“ Zeitspanne ausgegangen wird, wenn es davor mehrere Jahrzehnte gewesen sind?!
Die weiß-blaue Bemalung mit Rauten im unteren Bereich, deutet schon auf die im Wappen der Wittelsbacher verwendeten Farben und Elemente. Nun sind wir zurück zum Erscheinungsbild gekommen. Wie ich es auf einigen Fotos im Netz entdeckt habe, gibt es eine Tafel (die ich gar nicht fotografiert habe), die darauf hinweist, dass es sich um ein Geschenk der Münchner Brauereien e.V. an die Stadtbewohner handelt. In einer Art „Wolke“ kann man das bereits erwähnte Münchner Kindl (als Emblem), das bayrische Wappen, sowie ein Fass mit Ähren und Gerätschaften, die höchstwahrscheinlich zum Bierbrauen benötigt werden.
Das nächste Bild zeigt die Embleme der einzelnen Brauereien, die stilisiert als Fässer dargestellt sind. Diese befinden sich auf einem Pferdefuhrwerk, das auf der Gegenseite angebracht ist. Einer der Tiere wird von einem Mann scheinbar beruhigt. Auf dem anderen reitet ein Junge, der eine Hand in die Höhe gehoben hatte. Ob es ein Zeichen für den Belader ist oder ein Ausdruck seiner Fröhlichkeit ist eine Frage der Interpretation, des Betrachters ;-).
Die Darstellungen bei einem solchen Maibaum, sind mit zunehmender Höhe jeweils ein wenig kleiner, als die zuvor. Die ganzen Bilder verjüngen sich so zu sagen je näher es sich der Spitze mit dem Kranz nähert. Als nächstes Doppelpaar gibt es auf der einen Seite ein Kinderkarussell mit Pferdchen, als auch eine Verkäuferin mir Luftballons. Deren Pendant ist eine so „typische“ Brauhausszene: zwei Männer mit Krügen und eine Frau, die eine Brezel in der Hand hält. Mehr im Hintergrund eine Bedienung mit weiteren Krügen in den Händen. Hier weht („erneut“) die blau-weiß Fahne mit dem Rautenmuster.
Man sagt nicht um sonst, dass man die Feste feiern soll, wie sie fallen. So kommt keine von ihnen (gewöhnlich) ohne Musik und / oder Tanz aus. Das wird in den nächsten 2 Paaren verdeutlicht: kenne selbst keinen spezifischen Begriff, der einen Reigen mit Bögen in den Händen umschreibt. Es ist ein weiterer Teil, der zum Oberbegriff Brauchtum dazugehört. Hinzu kommt ein Musiker auf der einen und eine Kasperlefigur auf der anderen Seite hinzu. Oben drüber sind weitere Instrumentenspieler zu sehen. Im Grunde genommen, handelt es sich um einen Trompeter und einen Mann, der in eine Tuba bläst. Zwischen ihnen ist ein weiterer Bierkonsument, den ich aus der Entfernung gar nicht als einen wahrgenommen habe.
Dem Gegenüber als weites Emblem sind Wirtsleute dargestellt: zum einen ein (kräftiger) Mann, der mit einem Holzhammer (versteckt) eine „Vorrichtung zum Ausgießen“ zu befestigen scheint. Erneut wird durch eine Bedienung mit ihren vollen Bierkrügen auf deren Konsum gedeutet. Man merkt, von dem das ganze „gesponsert“ wurde ;-). Was die Marktfrau daneben mit ihrem Gemüse mit den restlichen Darstellungen zu tun hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Am liebsten lasse ich es so unkommentiert stehen.
Die letzten beiden Figuren sind Heiligendarstellungen: den Patron der Bauern, den Hl. Bonifaz mit den Ähren und einen Bischofsstab in den Händen und Hl. Florian mit einer Standarde und einem Eimer, ein Haus löschend. Sie sollen gleichzeitig an die Stadt München erinnern, die ebenfalls im Mittelpunkt stehen soll.
Wenn man es nun fast zu ende gelesen hatte, könnte man meinen, dass ich von dem ganzen Erscheinungsbild begeistert sein könnte. Finde es nicht schlecht aber auch gleichzeitig ein wenig kitschig. Wie man es sich vorstellen kann, hatte ich meine Schwierigkeiten es vollständig abzulichten. Vor Corona liegt direkt daneben ein Biergarten, der die ganze Angelegenheit zusätzlich erschwert hatte. Man muss nicht der gleichen Ansicht sein aber aus meiner Sicht sind an der Stelle 3 Sterne angemessen.[verkleinern]