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Sie hat mich zweymal angelächelt! Nämlich die entzückendste aller Akrobatinnen auf der von trefflicher Livemucke begleiteten Abschlussgala. Und so sind dem umständlich mit dem magischen Auge hantierenden Besucher gar löbliche Erinnerungen geblieben, die hier natürlich freundschaftlich geteilet werden. All dies - und einiges mehr - begub sich zu Dortmund, genauer: auf dem dortigen Hanse- und Mittelaltermarkt, den wir zu zweit einer Inspektion unterzogen haben.
Gut, an Ritterspielen gab es... weiterlesen andernorts mehr zu erleben - aber hier gibt es nun mal keine ausgedehnte Turnierplane für die hochedle Lanzenreiterey. Aber auch die hiesigen dunklen Raufbolde im Eisengewande ließen es allerliebst krachen. Zudem ansehnlicher Bauchtanz sowie Messer- und Feuerakrobatik zum besser-nicht-nachmachen. Dazu diverse Marketenderey um Bekleidung, Drachenschmied, Kunst(?)handwerk und Gebrauchsgüter bis hin zu Harnisch, Helm und Breitschwert.
Der allhier integrierte und seit über 1000 Jahren abgehaltene Bauernmarkt bietet ein weites Feld an Futterstellen, wobey der Brez'n-Stand (schon wieder eine neue Schreibweise) das allerhöchste Lob verdient. Wer ahnt schon, dass man sich für eine solches Erweckungserlebnis bloß nach Westfalen zu begeben braucht. Und nicht etwa in die südlichen Landstriche, die sich so unterhaltsam um die Krone der Brezelkunst beharken? Ein Traum in sanftschimmerndem Goldbraun, der weder zerbröselt noch gummiartigen Widerstand leistet. So geht dat. Dafür gerät der nächste Zwischenimbiss etwas enttäuschend: das schwäbische Dinnede-Brot erfüllt in keiner Weise die vorfreudigen Erwartungen, die ja sonst mit diesem Herkunftsvermerk verbunden werden dürfen: seltsam alt schmeckendes Fladenbrot mit halbrohen Kartoffeln, die dann auch noch nebst - immerhin schmackhaftem Speck - auf den Tisch purzeln... zum Glück hatten wir uns eines dieser Objekte geteilt. Auch der andernorts aufgewartete Elfentau vermochte nicht recht zu überzeugen: stark zuckrig und nach Weingummi schmeckend - nix für gestandene Recken, die sich zuvor bereits weitaus löblicheres Met-Bier eingeflößt hatten.
Gar artiges Getier - in Gattern wohlverwahrt - entzückt nicht nur die Kinder: Wollschweinchen, Lämmlein und allerhand Geflügel gibt es ansonsten eher selten auf neuzeitlichen Marktveranstaltungen zu sehen. Und nein, es gibt dann dieses Jahr wohl keine Martins- oder Weihnachtsgans.
Ob man die Nostalgie-Kirmes auch noch zeitgleich abhalten muss - wer weiß, welch Gedränge hier am Wochenende aufkommt - muss der Veranstalter wissen. Die Fahrgeschäfte sind sicherlich nicht zu verachten, aber eher nicht der Grund meiner Anreise.
Vor der Heimreise - es dunkelt seit geraumer Zeit - aber noch bei Imkerey Schmidt eingedeckt, as follows:
2 x Odin-Trunk: honighaltiges Biergemisch. 5.4% alc. erfrischend: 6 Punkte
1 x Normannentrunk: Apfel-Honig-Met 6% alc. indifferent, buttrig: 4 Punkte
1 x Piraten-Blut: Honig- & Johannisbeerwein, 11% alc. gefährlich: 8 Punkte
Einige weitere Spezereyen möchten ebenfalls einen Versuch wert seyn. Gottlob muss man keine Veranstaltungen abwarten, sondern kann auch hier Nachschub ordern:
http://xtc.imkerei-schmidt.de/index.php?cPath=3_11&page=3
Insgesamt: großartige Atmosphäre. Das uneinheitliche kulinarische Niveau ist natürlich immer Glücks- und Geschmackssache. Einzelne prächtig aufgemachte Verkaufsstände erfreuen das Auge fast so sehr wie das - so sehet selbst - eingangs genannte Feuermädchen. Vorzügliche Unterhaltung mit dem denkbar freundlichsten und kenntnisreichsten Veranstaltungs-Guide. Und dass ich dem außerordentlich vielversprechenden britannischen Getränkeausschank fernbleiben musste, liegt natürlich an der gewählten Art der Anreise.
Gar heftig ist jedoch zu beklagen, dass die wunderbaren La Marotte ohne Gesangsmaid angetreten sind, die dafür jedoch von der gern erworbenen Silberscheibe erklinget. Aus Sicht des MA-Romantikers ergibt sich gewiss ein Qualitätsunterschied zur Branchen-Leitmesse von und zu Satzvey. Derselbe scheint einen Bewertungsstern Differenz zu rechtfertigen, wobey natürlich zu berücksichtigen ist, dass man in der Tremonia kostenfreyen Zutritt genießt. So nehmt denn meinen Dank, Ihr edler Ritter eknarf - gerne wieder ;-)
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas.[verkleinern]
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