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Warum der Platz vor den Toren der Köpenicker Altstadt so heißt wie er heißt, wissen vermutlich vor allem die jüngeren Köpenicker (Generation 60-) wohl eher nicht, zumal die Jahreszahl fehlt.
Das Denkmal auf dem Platz hilft auch nicht weiter. Und doch markieren Platz und Denkmal zwei Ereignisse aus der „Braunen Zeit“:
Das Denkmal erinnert an die Köpenicker Blutwoche von 1933 am Anfang und der Name des Platzes 1945 an das Ende der Nazizeit.
Der 23. April 1945 war der Tag, an dem der... weiterlesen Berliner Stadtteil Köpenick von Truppen der sowjetischen 8. Gardearmee unter General Tschuikow (1900-1982) und der 1. Gardepanzerarmee unter General Katukow (1900-1976) erobert und somit vom Faschismus befreit wurde.
Nicht alle Köpenicker empfanden des Ereignis damals als Befreiung: 85 Köpenicker gingen in diesen Tagen durch Selbstmord ihrem „Führer“ voran.
Die Zerstörungen in Köpenick waren erheblich: von 12.500 Häusern waren 3.500 zerstört und 30.000 Menschen waren obdachlos.
Die Bismarck-Warte in den Müggelbergen war durch die SS gesprengt worden. Das gleiche Schicksal drohte dem Müggelturm, dem Spreetunnel in Friedrichshagen und der Langen Brücke über die Dahme, die die Altstadt mit den westlichen Ortsteilen verbindet. Diese Sprengungen wurden von engagierten und mutigen Bürgern und Soldaten verhindert.
Der Beschuss der Altstadt durch ein Geschütz des Volkssturms, das auf der Dammbrücke, die die Altstadt über die Spree mit der Köpenicker Vorstadt verbindet, in Stellung gebracht werden sollte, wurde durch die Pfarrersfrau Alide Ratsch (1883-1975) verhindert.
Dennoch blieb Köpenick von schweren Kämpfen nicht verschont. Bereits am 22.4. hatte die Rote Armee das große Gelände des Bahnhofs Köpenick erobert. Am 23.4. holten Wehrmacht, SS und Volksturm zum Gegenschlag aus und eroberten für wenige Stunden den Bahnhof zurück.
Noch wenige Monate zuvor vermeldete der Wehrmachtsbericht mit Pauken, Fanfaren und heroischen Kommentaren die Siege der deutschen Truppen zwischen Nordkap und Sahara, vom Atlantik bis zum Kaukasus.
Im April 1945 war die großdeutsche Welt klein geworden und so reichte die Rückeroberung eines Stadtbahnhofs aus, um als Siegesmeldung Eingang in den Wehrmachtsbericht zu finden.
Am Ende des 23. April war dann der braune Spuk in Köpenick vorbei. Die deutschen Verbände waren von der Roten Armee weiter Richtung Westen zum Verteidigungsring „Zitadelle“ rund ums Berliner Regierungsviertel samt dem darin auf den Endsieg hoffenden Hitler zurückgedrängt worden. Köpenick hisste die weiße Flagge.
Wie überall in Berlin kam es auch in Köpenick nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen zu zahllosen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung. Rotarmisten plünderten und zahllose Frauen und Mädchen wurden Opfer sexueller Übergriffe.
Die sowjetische Militärverwaltung bemühte sich später, diese Übergriffe einzudämmen und organisierte die Versorgung der Bevölkerung, so gut es eben damals ging.
Ursprünglich hieß der Platz „Heuplatz“ und lag vor den Toren der damals noch selbstständigen Stadt Cöpenick (seit 1920 Stadtbezirk von Groß-Berlin) und diente, wie Name es vermuten lässt, als Handelsplatz der regionalen Bauern.
Später, als sich Cöpenick/Köpenick in alle Richtungen ausdehnte, lag der Platz mitten in Stadterweiterung zwischen Altstadt und Bahnhof und wurde zum Stadtpark umgestaltet.
Die DDR benannte den Heuplatz zur Erinnerung an die Befreiung Köpenick vom Faschismus in „Platz des 23. April“ um, ein Name der nach der Wiedervereinigung nach kontroversen Diskussionen beibehalten wurde.
Auf dem nördlichen Teil des Platzes errichtete die DDR für die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1973 das „Mecklenburger Dorf“, eine Art Festplatz mit Freiluftgaststätte, Markt und Freizeitvergnügungen, auf dem sich die DDR-Bezirke Schwerin, Neubrandenburg und Rostock präsentierten und das von den Köpenickern liebevoll „Mecki“ genannt wurde.
Nach den Weltfestspielen wurde das Dorf bis in die 1990er Jahre weitergenutzt, verlor aber immer mehr an Charme und war nach der Wiedervereinigung nur noch ein Schatten seiner selbst. Nach 2000 wurde es endgültig geschlossen und abgerissen. Gegenwärtig ist die Zukunft dieses Areals ungewiss. Eine geplante Bebauung durch einen Investor wurde bisher nicht realisiert.
Heute präsentiert sich der Platz weiter stadtparkartig mit vielen Bänken, Grünflächen, alten hohen Bäumen und einer schönen Uferpromenade von der Dammbrücke entlang der „Alten Spree Köpenick“, die hier die als Kleingartenanlage genutzte Baumgarteninsel von der Müggelspree trennt.
Im Südwesten wird der Park von der verkehrsberuhigten Lindenstraße, im Nordwesten von der stark befahrenen Bahnhofstraße begrenzt.
Fazit: Gut und gerne besuchter Stadtpark in Köpenick und ein bisschen Insel der Ruhe und Erholung inmitten des pulsierenden Stadtlebens.
Leider fehlt vor Ort jeglicher Hinweis auf das namensgebende Datum.[verkleinern]