Was hat dieser Laden mit Michel Friedman (ehemals CDU-Bundesvorstand und Talkmaster beim HR) gemeinsam....?
...aber erstmal zur Location:
Es ist schon recht brillant oder verrückt hier im chaotischen Neuköllner Kiez ein Restaurant mit diesen Gastrokonzept zu eröffnen. Die Idee der drei Gründer scheint aber durchaus "Trash"-Potenzial zu haben... drei Monate nach Eröffnung brummt der Laden.
Es handelt sich hier eine um Bar und Lounge mit angegliederten 3-Länder-Küchen-Restaurant, oder... weiterlesen umgekehrt.
3-Länder-Küche (peruanisch, nordchinesisch und zypriotisch), auf neudeutsch "crossover"... ist normalerweise nicht so mein Ding, nach dem Motto "von allem 'n bisschen, aber Nix richtig"... aber ein Vorurteil ist die hochnäsige Empfangsdame im Vorzimmer der Vernunft.
Da nirgends eine Telefonnummer von "Paola Pinkel" zu finden ist, reservierte ich einen Tisch per eMail, die Bestätigung erfolgte zügig.
Der Laden besticht durch ein sehr trashiges New Yorker China-Town-Feeling. Im Restaurantbereich sitzt man an langen Holztischen auf Holzbänken. Neonschriftzüge und kitschige Asialampen beleuchten den Raum eher schummrig...
...nordchinesisch ("authentische Rezepte von den Strassen Xi'An's, zubereitet mit Liebe und regionalen Zutaten"), zypriotisch ("Grossmutters traditionelle zypriotische Küche, modern interpretiert") und peruanisch ("regional beeinflusste peruanische Gerichte kombiniert mit südamerikanischem und spanischem Bar Food"), jede Küche hat eine eigene offen Kochtheke an denen man à la carte oder wöchentlich wechselnde Gerichte bestellen kann. Bezahlt wird direkt an der offenen Küche (nur Barzahlung, nix Karte!) und die Speisen werden dann an den Tisch gebracht. Getränke bestellt und bezahlt man am Tisch.
Da wir an diesen Abend 8 Personen waren, ging es, mehr oder weniger, einmal quer durch die Karte... "Steinpilzkroketten mit Zitronensauce" (****), "Saganaki-Feta an Balsamico und Rotwein mit roten Zwiebeln und hausgemachte Aprikosenmarmelade" (****), "Bärlauchsuppe" (****) und "Papas arrugadas mit Mojo" (***) als Vorspeisen...
...dann, nur für mich, "Ceviche vom Fang des Tages mit Koriander, Mais, Blutorange, Süßkartoffel und Gewürzzwiebeln" (*****) und "Beef Biang Biang Xi'an, handgezogene Nudeln mit hausgemachtem Chiliöl, Morcheln, Shiitake, Karotte, schwarzem Essig und ein gekochtes Bio-Ei (kostet 1 € extra)" (*****)...
...und für den ein oder anderen Mitesser gab es "Souvla vom Hühnchen in Buttermilch mariniert, mit Rosmarin Baby Kartoffeln, Salat, Rote Beete Creme und Tirokafteri" (*****) und "Lammkoteletts mit Auberginencreme und Tzaziki" (****)...
...alles wird live und frisch zubereitet. Der Schärfegrad der Gerichte wird wunschgemäß variiert.
So viel zum Essen - nicht zu vergessen ist die schicke Bar im vorderen, rechten Teil des Lokals. Mit Steinbüsten als Deko vor einer knallblauen Wand und niedrigen Hockern mit Lederpolstern wirkt das Ganze ziemlich extravagant.
Der Service ist aufmerksam und flott. Ab 20 Uhr ist der Laden dann voll und entsprechend die Geräuschkulisse leider etwas laut.
Die Toiletten sind für Rollis geeignet.
... ach so, nochmals zum (Ex-) CDU-Politiker mit (Ex-) Saubermann-Image...
"Paola Pinkel" war der Deckname von Michel Friedman, der 2003 in einen Skandal um Zwangsprostituierte aus der Ukraine und Kokain verwickelt war... eine Bar-Restaurant-Lounge danach zu benennen finde ich semiwitzig. Es passt aber zum trashigen und coolen Konzept des Ladens...[verkleinern]