Bewertungen (66 von 173)
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Leiser ist für mich eine lebenslange Partnerschaft, wenn ich an meine Füße denke. Schon als Kind war ich - damals am Tauentzien - an der Hand meiner Mutter regelmäßige Kundin. Vermutlich habe ich damals die maximale Röntgenstrahlendosis für ein ganzes Leben abbekommen, weil ich mich sehr oft an die Maschine herangeschoben habe, mit der die Passform für Kinderschuhe ermittelt wurde. Ich fand meine Zehen in s/w Knochenoptik eben besonders toll...51.
Seit ich in den Norden Berlins gezogen bin, habe ich in Tegel und am Borsigturm gleich drei Geschäfte der Firma Leiser zur Auswahl. Alle drei kenne ich, am liebsten gehe ich aber in das am Borsigturm. Da habe ich schon einen Parkplatz und kann im Winter auch ohne Mantel zum Schuhkauf gehen. Denn ich liebe es nicht, Schuhe einzukaufen. Ich finde es ist eine arge Zumutung, auf Strümpfen durch den Laden zu humpeln, ein Fuß in irgendeinem neuen Schuh, den anderen im bequemen alten, in Regalfächern nach anderen Größen oder Farben zu suchen, und und und. Furchtbar!
Da lob ich mir, dass es Fachverkäuferinnen gibt, die mir diese unangenehme Laufarbeit abnehmen. Bei Leiser sind es wirklich Frauen vom Fach, die von den verschiedenen Herstellern und Leistenformen erzählen können, die mir auch mal abraten, eine bestimmte Form tragen zu wollen. (Manchmal wollen sie mich aber auch zu modischen Schönheiten überreden, die ich völlig überflüssig finde. Ich bin ein harter Knochen für Schuhverkäuferinnen ;-P))
Es gibt eine sehr große Auswahl auch bei dem Leiser am Borsigturm. Wenn manchmal etwas nicht in dieser Filiale verfügbar ist, rufen die Verkäuferinnen in anderen Filialen an, bei denen der Computer einen Bestand an diesem Modell gemeldet hat, und lassen es mir zurücklegen. Das ist echter Kundendienst.
Es gibt auch Handtaschen, Gürtel, Strümpfe und Pflegemittel in guter Qualität.
Das Preisniveau ist etwas höher als bei den Billiganbietern, unbestritten. Aber die Leistung ist auch um so vieles besser, dass ich das bezahlen will. Habe ich schon erwähnt, dass ich eine schwierige Schuh-Kundin bin? Ich kaufe auch so selten ein neues Paar, dass ich ruhig ´nen Euro drauflegen kann. Die Schuhe, die ich dann kaufe, haben trotz schlechter Behandlung durch mich und häufiges Tragen (weil ich eben nicht 200 Paare habe) eine lange Lebensdauer.
Fazit: Qualität hat ihren Preis, hier zahle ich ihn gern.
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Die Beschreibung von redbeard ist in Ordnung, das alles gibt es dort. Aber auch noch mehr:Ganz toll zusammengestellte Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen. Ich war vor einigen Wochen in der KPM Ausstellung, in der die künstlerisch herausragenden Vasen und Figuren besonders des Jugendstils gezeigt wurden.52.
So alt bin ich doch noch nicht, dass ich die Dinge, die dort ausgestellt sind, in ihrem ursprünglichen Ambiente habe sehen können, aber das eine oder andere ist mir aus der Kinderzeit von Besuchen bei der (reichen) Verwandtschaft in Erinnerung. Eine solche Anhäufung von extrem kitschigen Porzellangegenständen gab es dort nie ;-)
Aber Kitsch ist irgendwie auch schön. Einzeln betrachtet sowieso, in der Menge gewöhnungsbedürftig, aber mit dem liebenden Auge eines Sammlers betrachtet, muss das Haus ds Paradies sein. Ich liebe Schmuck aus dieser Zeit besonders, so dass ich nicht allzu viele Exemplare anschauen muss, weil Möbel, Gemälde, Geschirr, Lampen, Besteck und Gebrauchsgegenstände die Mehrzahl der Exponate stellen.
Das Haus ist nie sehr voll, kann barrierefrei besucht werden. Dabei empfiehlt sich aber eine Begleitperson, die Bescheid sagen kann, dass jemand kommt und den Fahrstuhl auf der Rückseite des Hauses vorbereitet. Wenn man dann einmal drinnen ist, steht der Innenfahrstuhl bequem zur Verfügung.
Zum Fotografieren muss man eine Fotoerlaubnis kaufen. Das weiß ich erst seit meinem letzten Besuch, weil eine äußerst uncharmante, an alte Grenzübergangszeiten erinnernde "Dame" mich barsch zurechtwies.
Fazit: Für Jugendstilfans ein Muss, für alle anderen eine Empfehlung für einen schönen Nachmittag.
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Hier kann ich mich verlieren, vergessen und Termine vernachlässigen - und das ganz ohne schlechtes Gewissen, weil es soooo schön ist.53.
Aber ich versuche mal von Anfang an zu schildern, was passierte, als ich zum ersten Mal die paar Stufen emporstieg, die zum Ladeneingang führen.
Schon auf der Straße lauert die erste Versuchung: Aufgestellte Kisten und Tische mit Sonderangeboten. Es zuckt sofort in meinen Fingern, ich halte die gierige Hand mit der anderen fest. Nicht schon hier die Hände voll machen und dann mit Büchern auf dem Arm durch den Laden gehen!
Drinnen ist es ziemlich eng. Von allen Seiten drängen sich Bücher an mich heran. Sie wollen in mein Regal! Ich blicke tapfer die Bücherwände hoch und runter, suche und finde Ordnungskriterien. Nun bin ich unterwegs, mein Wunschbuch zu suchen.
Ich gestehe: Ich habe viele Bücher gefunden und dabei vergessen, was ich eigentlich suchte. Und ich bin glücklich aus dem Laden gegangen, mit dem festen Vorsatz, so oft ich in der Nähe bin wieder in die wunderbare Welt des Friedenauer Antiquariats einzutauchen.
Der Antiquar ist hilfreich, überaus kompetent und findet sich vermutlich als einziger blind in seiner Bücherwelt zurecht. Er lässt den Kunden stöbern, ist bei Bedarf zur Stelle und berät hervorragend.
Man kann auch alle aktuellen Bücher dort bestellen. Nicht nur antiquarische.
Wer Bücher liebt, muss dort hin, um Bücher zu finden, die er nie vermisst oder gebraucht hat, ohne die es sich aber nicht mehr zu leben lohnt, wenn man sie einmal dort gesehen hat.
Fazit: Wer Bücher noch nicht liebt, kann es dort sehr schnell lernen!
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Das Café Zeltinger ist im Sommer wie im Winter einen Ausflug wert. Im Sommer lockt der Garten oder die Terrasse auf der Brücke, wo man sich wohltuend von den hastenden Passanten abhebt und von denen auch neidvoll wahrgenommen wird!54.
Im Winter lockt es warm beleuchtet und locker bestuhlt innen die Erschöpften oder die Müßiggänger an. Man kann sich auch wunderbar dort aus dem Alltag ausklinken. Es gibt eine ruhige Leseecke vor einem gefüllten Bücherschrank, in der man nicht reden muss sondern gesellig schweigen kann. (Man darf natürlich reden, aber dort will man es einfach nicht!)
Ich bin am liebsten allein dort, lese ein wenig, gucke Leute, genieße Eiskaffee bzw. heiße Schokolade und lasse meine Seele baumeln, bis alle Knoten wieder ausgedröselt sind. Serh erhosam!!!
Als Treffpunkt mit Menschen, die ich nicht nach Hause einladen möchte, ist das Café fast wie ein Besprechungsraum für mich. Alle finden es ganz einfach, besonders wenn sie meiner Empfehlung folgen und mit der S-Bahn kommen. Der Ausgang ist genau gegenüber dem Café Zeltinger. Und alle meine Gesprächspartner waren dort entspannt und kooperativ. Die fast wienerische Atmosphäre lässt böse Gedanken eben nicht zu. ;-)
Im Winter ist es mir eigentlich am liebsten, nun, wo ich genauer darüber nachdenke. Auch die Möglichkeit, die besonders kalorienträchtigen Kuchen- und Tortenspezialitäten auszuprobieren, macht mir in der kalten Jahreszeit weniger Sorgen. Im Winter braucht man es eben süß, warm, kuschelig und freundlich.
Fazit: Wer sich Frohnau angucken will, den Bahnhof als Ausgangs- oder Endpunkt einer Wanderung gewählt hat, geschäftlich dort zu tun hat: Auf jeden Fall im Zeltinger einkehren!
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Der Besuch in diesem Café ist eine Zeitreise. Eine entzückende, lohnende Zeitreise!55.
Entweder in die 50-er Jahre, wenn Ihr Westdeutsche seid, oder in die nicht ganz so lange vergangene Zeit des real existierenden Sozialismus.
Wir waren in Regen und grauem Nebel unterwegs und kamen wider Erwarten zu früh in Michendorf an, wo wir einen Termin hatten.
Auf der Suche nach einem Auffüllort für den Zuckerspeicher des Körpers fuhren wir die Hauptstraße des Ortsteils ab, nix. Nicht einmal eine Würstchenbude. Also Seitenstraßen abklappern, wo wir einem Schild zum Cafe Willmann folgten.
Es war noch Mittagszeit, also hofften wir, nicht nur Kuchen sondern auch etwas Herzhaftes zu finden.
Der erste Blick in das Restaurant war verblüffend. Ordentlich mit mehreren Decken und Deckchen gedeckte Tische und Tischchen, recht massive Stühle herum, eine Theke mit Bar, viele Vasen mit Blümchen, Gardinen an den Fenstern - und ein Mann mit Kreuzworträtseln und Zeitung beschäftigt am hellsten Tisch am Fenster. Er erschrak sichtlich, als wir hereinkamen, grüßte freundlich, raffte seinen Papierkram zusammen und verschwand durch eine Schwingtür.
Wir machten daraufhin freundliche Geräusche und hofften, dass ein mutiger Mensch zu uns käme, um nach unseren Befürfnissen zu fragen.
Wir waren erfolgreich mit unserer Taktik, eine wieselflinke kleine Dame mit grauem Haar und nettem Lächeln kam durch die Schwingtür zu uns.
Sie beantwortete unsere Frage nach substanzieller Nahrung mit festem "Ja" und brachte uns eine dicke Karte.
Es gab die ganzen guten alten Gerichte: Würzfleisch, Soljanka, Jägerschnitzel.
Ich wählte gebackenen Camembert, mein Begleiter entschied sich mutig für ein Steak mit gebratenen Zwiebeln.
Mit Kaffee versorgt warteten wir, was nun passieren würde.
Der Mann kam wieder. Er hatte seine Zeitungen auch mitgebracht und parkte sich nun hinter der Barriere der Theke. Manchmal schaute er zu uns herüber. Wir hatten ja sonst nicht viel zu tun, daher überlegten wir, was er wohl dachte. Wir kamen überein, dass er wohl spekulierte, wer wir sind, was wir hier wollen, ob wir vielleicht doch finstere Absichten hegten. Hin und wieder verschwand er durch die Schwingtür.
Die wuselige kleine Dame kam auch gelegentlich in Sicht, inzwischen mit einer Schürze vorherhum geschützt. Sie war offensichtlich auch die Köchin. In der Küche zischte es verheißungsvoll, intensives Zwiebelaroma nahm unserem Kaffee den Geschmack und schürte die Vorfreude auf das Essen.
Der Mann wurde durch Ansagen in die Küche gerufen und dann mit Besteck und Servietten an unseren Tisch gescheucht. Er führte alle Befehle mutig aus, versteckte sich aber bald wieder hinter dem Tresen.
Dann - hurra - ging die Tür wieder auf und die Herrin des Etablissements erschien ohne Schürze mit unseren Tellern. Sie wünschte uns guten Appetit und verschwand strahlend wieder in ihrem Backstage Bereich
Wir waren sehr zufrieden mit ihrem Werk. Es war ordentliche Hausfrauenküche und das Steak groß genug, den Hunger meines Begleiters zu stillen. Mein Käse war wie erwartet, die Toastdreiecke irgendwie sehr trocken, die Preiselbeeren sparsam dosiert. Normal eben.
Und wir waren nach wie vor allein in dem große Gastraum mit den vielen schön eingedeckten Tischen und Tischchen, den Gardinen und Pflanzen und Blümchen. Und mit dem stummen Mann mit seinen Zeitschriften und Rätseln.
Dieses zufällige Erlebnis hat bei mir eine Kopf-Reise angeregt. Ich war wieder als Kind im Bad Harzburg der Fünfziger Jahre, in Ausflugslokalen Berlins nach dem Mauerbau, in Kleinstädten der Provinz Bayerns.
Dafür danke ich der fleißigen Frau und dem seltsamen Mann, die das Café Willmann als Zeitkapsel bewahren und vor allen neumodischen Firlefanzen verteidigen!
Fazit: Fahrt nicht wegen des Essens ins Café Willmann, fahrt auch nicht hin, um Euch über die Wirtsleute lustig zu machen (das liegt mir wirklich fern!), fahrt hin, wenn Ihr in eine vergangene Zeit eintauchen und Euch dabei wohlfühlen wollt!
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Die Rheinsberger Keramikerzeugnisse sind zumindest in Brandenburg weltbekannt.56.
Es gibt die Klassiker von Form und Farbe, die man immer erkennt, wenn man einmal weiß, es ist Rheinsberger Keramik.
Zum Beispiel werden auf vielen Autobahn-Tankstellen Namens-Becher verkauft. Es muss ein lukratives Geschäft sein, sonst gäbe es das nicht überall und so lange. Die kann man auch direkt in der Fabrik in Rheinsberg kaufen! Und was für mich alte Schnäppchenjägerin das Schönste ist: Hin und wieder passiert ein Malheur beim Brennen. Da kann es eine kleine Unebenheit in der Glasur geben, ein Punkt sitzt falsch, eine Träne ist eingebacken. Und schwupp, landet das gute Stück in der zweiten Wahl, hinten im Verkaufsbereich der Fabrik.
Die Auswahl ist üppig. Zu einer Form gibt es jeweils viele verschiedene Dekore. Und wenn man einmal weiß mit blauen Punkten oder blau mit weißen Punkten, oder grüngrundig mit braun, terrakottafarbig mit grün oder weß der Kuckuck was noch alles angefangen hat, will man mehr davon - und nicht mehr wechseln.
Oder gerade eben doch wechseln, damit es nicht langweilig wird im Geschirrschrank zu Hause?
Die Qual der Wahl wurde vielleicht nicht in Rheinsberg in der Keramikfabrik erfunden, aber hier kann man sie wunderbar an sich selbst erleben.
Ich bin mindestens einmal im Jahr in Rheinsberg, und das seit gut 20 Jahren. Wenn ich nicht immer mal umgezogen wäre, was zwangsläufig immer eine Reduzierung des Hausrates bedeutet, hätte ich meine Küche anbauen müssen, allein, um die Keramiksachen unterzubringen.
Aber zum Glück finde ich immer noch ein Plätzchen! Und wenn ich es über's Herz bringe, trenne ich mich auch und beglücke Freunde und FAmilie mit Mitbringseln.
Vermutlich kann man die Produktpallette auf der Homepage der Fabrik anschauen, ich habe es noch nicht versucht. Die Realität in 3D im Laden erschlägt mich schon immer nachhaltig ;-)
Letztes Mal habe ich bei völlig unnützen aber entzückenden Kleinigkeiten zugeschlagen: Ölkännchen, so zierlich, dass man sie kaum putzen kann, kleine Vögelchen für den Balkon und ein Vogelbad für den Garten. Mal keine Belastung für den Geschirrschrank!
Fazit: Empfehlenswert.
(Den fünften Stern gibt es allerdings nicht, weil ich mich selten freundlich behandelt fühle. Ich mache vielleicht nicht sofort den Eindruck einer verschwenderischen Kundin. Da könnte noch nachjustiert werden!)
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Rheinsberg hat sich ja zu einem Künstlermagneten entwickelt. Nicht nur Freund der Musik finden hier Darbietungen auf zum Teil sehr hohem Niveau, auch die Anhänger der bildenden Künste werden fündig.57.
Der Künstler Tony Torrillion hat sein Atelier mit Galerie direkt an der Schlossstraße, gegenüber vom Jungen Fritz. Seine Werke sind schon auf der Straße zu bewundern, dann fällt der Blick durch die Ladenfenster in die Galerie. Große Holzskulpturen locken hinein. (Übrigens sind auch an der Schiffsanlegestelle seine großen Holzwerke zu bewundern.)
Drinnen empfängt einen ein Wunderland der Phantasie. Nicht nur Schnitzereien sondern auch Drucke und Zeichnungen, Installationen mit verschiedenen Materialien und Stilrichtungen können ohne Eintrittsgeld bewundert werden. Der Meister arbeitet mitten drin an einer neuen Schnitzerei oder einem Druck, man muss ihn aus der Arbeit reißen, wenn man etwas kaufen oder erklärt haben möchte. Er tut das gern! Und er ist ein entzückender Mensch, der begeistert und begeisternd erzählen kann.
Auch die Geschichte des Hauses, in dem er jetzt lebt und arbeitet wird in der alten Hofdurchfahrt in einer kleinen Ausstellung erzählt. Beim Aufräumen des Dachgeschosses fanden sie Gegenstände, die sie neugierig machten. Tony und seine Frau forschten nach und fanden spannende Erkenntnisse über die Menschen, die früher die Räume bewohnt hatten.
Fazit: Sehr empfehlenswert!
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Schloss Rheinsberg war für mich als West-Berlinerin ein Ort, den ich durch Kurt Tucholsky kannte, der für mich aber unerreichbarer als Tasmanien war.58.
Das hat sich ja zum Glück geändert !
Als ich das erste Mal dorthin kam, durfte ich zusammen mit meinem Chor in der Musikakademie wohnen und proben.
Das war aufregend und spannend, weil im Haus noch Krankenhausbetrieb war, weil zu DDR-Zeiten eine Diabetiker-Station dort angesiedelt war. Die sanitären Einrichtungen waren gewöhnungsbedürftig: nicht unterteilte Gruppenduschen und viel-Bett-Zimmer. Die Toiletten waren mehr als naja.
Mittendrin hier ein Flügel dort ein Klavier. Essenausgabe war im Erdgeschoss aus einer Tür mit Tisch drin. Wir stellten uns brav an und bekamen undefinierbares Essen zugeteilt.
Als Abschluss unseres Probenwochenendes durften/mussten wir ein Konzert geben, das auch für die Bevölkerung von Rheinsberg offen war. Wir sangen im Spiegelsaal, der noch nicht restauriert war.
Da habe ich den Geist der Geschichte gespürt wie selten! Der junge Fritz hat an der gleichen Stelle seine Flöte gespielt, wo wir gesungen haben. Das beflügelt!
In den Folgejahren konnten wir bei unseren Probenwochenenden sehen, wie die Landesmusikademie Brandenburg erfolgreich in das Kavalierhaus investierte, wie letztlich auch das Theater wieder nutzbar wurde.
Und die Küche wurde sensationell! Nicht nur, was die Qualität der Speisen angeht, auch das Ambiente ist wunderbar. Es ist vermutlich der einzige Speiseraum Brandenburgs, Deutschlands, der Welt, durch den Reste der alten Befestigungsmauern gehen. Das hat was!
Das letzte Mal war ich Anfang Oktober dort, wieder für das Wochenende. Wieder war ich, war mein ganzer Chor, begeistert und glücklich, an solchem Ort wohnen und uns künstlerisch betätigen zu können.
Leider ist die Akademie nicht öffentlich zugänglich, daher ist für die meisten Leser diese Empfehlung nicht nützlich. Aber ich denke, es macht auch Spaß zu wissen, was sich hinter den Mauern des Kavalierhauses verbirgt (und früher verbarg).
Und wenn ich Euch noch sage, dass ich fast jedes Mal ein Zimmer hatte, dessen Fenster auf den See hinaus gehen, dass ich Nebelschwaden im frühen Morgenlicht und spiegelnde Sterne in der Nacht fast vom Bett aus sehen konnte, möchte ich Euch natürlich nicht neidisch machen. ;-)
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Das ist mal wieder ein Beispiel dafür, dass man Beiträge aus anderen Bewertungszeiträumen nicht einfach mit copy and paste hier einbringen sollte.59.
Im Restaurant am Boddensee hat sich viel geändert! Vom Charakter des Jugendprojektes im absterbenden Sozialismus zum diskreten Charme der Bourgeoisie mit Kaminzimmer war es eine lange aber erfolgreiche Entwicklung.
Ich habe sie selbst mit erlebt, in großen Abständen aber immer mit Sympathie.
Die Lage an dem kleinen See ist super toll. Es gab um 1990 herum (vorher kannte ich es nicht) auf der Plattform im See Picknick-Tische mit kleinem angebautem Dach darüber, für jeden Tisch eins. Das fand ich witzig. Hunde durften auf der Plattform dabei sein. Das war bei DDR-Gastronomie bemerkenswert entgegenkommend, daher wurde es ein gern heumgesuchtes Ausflugsziel für uns.
Dann fand so eine Art Gentrifizierung statt. Es gab neue Tische, festgeklemmte Tischdecken, Gartenstühle mit dünnen Polstern und eine neue Karte. Mit neuen Preisen. Bei gleicher Qualität. Da wurde es weniger ausflugsgezielt aufgesucht von uns.
Wieder einige Jahre später machte eine neue Bewirtschaftung große Anstrengungen und viel Werbung, auch in meiner Stadtteilzeitung. Wir fuhren wieder hin.
Das Umfeld hatte sich verändert: Wo vorher vergammelte Kindererholungs-Häuser standen, waren Stadtvillen mit sicher irre teuren Wohnungen entstanden. (In denen würden wir nicht wohnen wollen, weil wir die Vorbeifahrten sehr langer Güterzüge besonders nachts eher wenig goutieren.) Diese neuen Anwohner haben aber offenbar nicht so viel Umsatz gebracht, dass sich der Laden hielt. Es wurden viele Aktionen erfunden, die zum Teil richtig gut ankamen, jedenfalls bei uns, z.B. der Lehrlingstag. Da wurde das Restaurant ausschließlich von den Auszubildenden betrieben - zum halben Preis für die Gäste. Oder zwei essen, einer bezahlt. Oder Fischtage, an denen es ein Fischbuffet mit einem Dutzend verschiedener Fischgerichte gab. Das haben wir alles gern ausprobiert.
An einem schönen Sommertag vor etwa 4 Jahren saßen wir auf der Terrasse im See und bekamen als Willkommensgruß einen Martini mit Kirsche serviert. Das war freundlich und wir kamen einen Monat später wieder. Es gab einen Martini, ohne Kirsche, der verwässert schmeckte. Beim nächsten Besuch gab es gar keinen Martini mehr...
Inzwischen, und das ist was ich am Anfang meinte mit dem copy and paste, inzwischen hat die Bewirtschaftung entweder gewechselt oder verdammt viel dazu gelernt.
Es ist renoviert, modernisiert, eleganter Waschraum eingerichtet, ganzjährig attraktiv durch das Kaminzimmer mit Seeblick und mit neuer saisonal ausgerichteter Karte versehen.
Ich halte den Daumen, dass es sich rechnet und das für uns mit so vielen schönen und skurrilen Erinnerungen verbundene Ausflugsziel erhalten bleibt.
Fazit: Keinen uralten Bewertungen glauben, selbst mal hingehen (knapper Kilometer vom S-Bahnhof zu laufen oder Parkplatz direkt vor der Tür) und eigenes Bild machen.
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Aktuelle (Oktober 2015) Ergänzung: Auf beiden großen Ausstellungsflächen ist eine wunderbare Ausstellung zu sehen: Harley Davidson Motorräder in musealer Erhaltung und mit sehr informativen Text-Tafeln. Keines der Exemplare ist käuflich (steht jedenfalls dran) und alle sind eine Pracht. Auch für Menschen wie mich, die nicht Motorrad fahren aber schöne Technik mit individuellem Charme zu würdigen wissen. Absolute Empfehlung! Schnell hingehen und angucken!60.
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Ich mag die Hallen am Borsigturm lieber als alle anderen Einkaufszentren, weil die geniale Hallenarchitektur der Lokomotiv-Fabrik noch sichtbar ist. Ich weiß nicht, wem zu verdanken ist, dass der Gebäudekomplex nicht abgerissen wurde, nachdem die Produktion eingestellt wurde. Wer immer es war, er sollte nachträglich einen Orden bekommen.
Seit der Eröffnung bin ich immer wieder gern dort. Es ist zum Glück nicht so ein Glitzerding geworden wie das "Schloss" oder so monumental wie die Potsdamer Platz Arkaden, nicht so verwinkelt und langweilig wie die Spandauer Arkaden und all die anderen Einkaufstempel der Stadt. Eben weil es als Gebäude eine Geschichte hat und nicht auf die nackte Erde geknallt wurde.
Es gibt auch nicht nur die üblichen Geschäfte sondern kleine Schmuck- und Teeläden, Kino und Gastronomie. Der "Verlust" von Real, das sehr dominant war, ist für mich keiner, den Laden fand ich immer verzichtbar. Dass REWE für Kaisers gekommen ist, ist ein Fortschritt. Der Media Markt ist riesig und ist innerhalb des Hauses umgezogen (in die Real-Räume). Die großen freien Flächen werden kulturell oder für Promotions genutzt. Es ist immer wieder eine schöne Überraschung, wenn man '"nur kurz" etwas besorgen will und plötzlich mit einer richtig guten Swing-Band konfrontiert wird. Die Halle wird dann zum Konzertsaal mit Stuhlreihen und erfreutem Publikum. Mit einem Eis in der Hand oder einer Segafredo-Tasse lässt sich der Alltagsstress vorübergehend vergessen.
Die Gastronomie im Zwischengeschoss lockt mich regelmäßig - und verführt mich meist zu üppigen Kalorienbomben in Form von Eisbechern.
Auch der Hussels-Laden im Erdgeschoss ist eine Versuchung für Kalorienzähler (also nicht für mich ;-)) Aber direkt daneben gibt es frisch gepresste Säfte, da wird der Ausgleich geschaffen.
Fazit: Wer es noch nicht kennt, einfach mal reinschauen.