Diese Spreebrücke, benannt nach dem preußischen Generalfeldmarschall Graf Helmuth v. Moltke d.Ä (1800 -1891, von 1857 bis 1888 preußischer Generalstabschef) verbindet die Straße Alt-Moabit mit der heutigen Willy-Brandt-Str. (früher Moltkestr.) im neuen Regierungsviertel der Hauptstadt.
Die 78 m lange und fast 27 m breite Brücke wurde von 1886 bis 1891 erbaut. An gleicher Stelle existierten bereits früher Spreeübergänge. Etwa 70 m vom heutigen Brückenstandort wurde 1851 die erste... weiterlesen Unterspree-Bücke, eine hölzerne Drehbrücke, als Eisenbahnverbindungsbrücke zwischen Hamburger und Potsdamer Bahnhof erbaut. Da diese hölzerne Brücke den Belastungen des Bahnverkehrs nicht dauerhaft widerstand, errichtete man in den Jahren 1864 und 1865 südlich der Holzbrücke die zweite Unterspreebrücke als erste schmiedeeiserne dreigelenkige Bogenfachwerkbrücke in Deutschland. Sie war als Straßen- und Eisenbahnbrücke geplant und ausgeführt.
Wegen ungenügender Fundierung der Brückenpfeiler kam es jedoch schon bald nach Eröffnung dieser Brücke zu Verformungen der Brücke. Mit Ausbau der Bahnstrecke und den damit verbundenen höheren Belastungen verstärkten sich die Verformungen dermaßen, daß die Brücke 1884 geschlossen und 1887 wegen der Spreekanalisierung abgerissen werden mußte.
Da eine Spreequerung in diesem Bereich unerläßlich war, begann man nach der Sperrung der zweiten Unterspreebrücke mit der Planung einer neuen Brücke. 1886 war Baubeginn für die aus Stabilitätsgründen in massiver Steinbauweise ausgeführte neuen Brücke nach Plänen von James Hobrecht und Otto Stahn. Da die überführte Straße nach Generalfeldmarschall v. Moltke, der im benachbarten Preußischen Generalstabsgebäude wirkte, benannt war, wurde die Brücke „Moltkebrücke“ genannt.
Wie in dieser Zeit üblich, wurde auch die Moltkebrücke reich verziert. Die Brücke selbst war mit rotem Mainsandstein verkleidet. Das Bildwerk nimmt Bezug auf das Leben und Wirken Moltkes. Ein auf Trophäen sitzender preußischer Adler symbolisiert Moltkes Anteil am Sieg gegen Frankreich von 1870/71, die Portraitköpfe zeigen Moltke sowie den preußischen Generalfeldmarschall Blücher, den brandenburgischen Generalfeldmarschall Derfflinger sowie die Köpfe von Julius Caesar und Pallas Athene.
Im 2. Weltkrieg wurde die Brücke erheblich beschädigt. Bereits 1942 ließen die Nazis die bronzenen Brückenschmuckelemente und Laternen demontieren und zur Rohstoffgewinnung einschmelzen. Am Ende des 2. Weltkrieges erlangte die Brücke in den Kämpfen um Berlin sogar strategische Bedeutung. Als Spreeübergang beim Sturm der Roten Armee auf das in unmittelbarer Nähe gelegene Reichstagsgebäude war die Brücke zwischen deutschen und sowjetischen Einheiten schwer und verlustreich umkämpft. Schließlich wurde der südliche Brückenbogen von den Deutschen gesprengt um die Spreeüberquerung der Roten Armee an dieser Stelle zu verhindern. Neben der Brücke wurden auch ihre Brüstungen und das Bildwerk schwer beschädigt. Den Sturm des Reichstags durch die Rote Armee konnte auch die Brückensprengung nicht verhindern.
Erst 1947 wurde die Moltkebrücke nach einer Notreparatur wieder freigegeben. Das gesprengte Brückenteil wurde durch ein Betonteil ersetzt, die Brüstungen durch Ziegelmauern ersetzt. 13 Jahre nach Kriegsende entging die Brücke einer erneuten Sprengung als neben ihr ein Bombenblindgänger entdeckt und entschärft wurde.
Ende der 60iger Jahre war dann wegen der fortschreitenden Bauwerksschäden und es geplanten Baus der (West-)Berliner Stadtautobahn der endgültige Abriss der Brücke vorgesehen. Änderungen in der Verkehrsplanung führten zum Fortbestand der immer baufällig werdenden Brücke.
1983 bis 1986 wurde die Moltkebrücke schließlich umfassend saniert, restauriert und modernisiert. Der eingeschmolzene Brückenschmuck und die Laternen wurden durch Repliken ersetzt, erhaltene Sandsteinteile der Fassade wurden mit neuen angefertigten Teilen integriert. Bei den Restaurierungsarbeiten wurde übrigens eine eingemauerte Kapsel von 1889 mit Urkunden und Bauunterlagen der Brücke gefunden. Zur Erinnerung und Mahnung sind heute Tafeln an der Brücke angebracht, die an Bau, Zerstörung und Rekonstruktion der Moltkebrücke erinnern.
Auf einem Sockel am Uferweg an der nordwestlichen Brückenseite ist zur Erinnerung an die Geschehnisse des 2. Weltkrieges einer der zerstörten Original-Greife der Brückenenden wieder aufgestellt worden und an dem Sockel wurde eine Gedenktafel angebracht: „Zur ständige Mahnung zu Frieden und Verständigung“.
Heute ist die Moltkebrücke wieder eine wichtige Nord-Süd-Straßenverbindung über die Spree, die direkt von Moabit zum Bundeskanzleramt und Bundestag/Reichstag führt.[verkleinern]