Konnopke: Das Mekka für Currywurstsüchtige aus ganz Deutschland. Ach was sag ich: Aus aller Welt! So vermitteln es die einschlägigen Reiseführer und sparen nicht mit Lob. Auch die meisten Touristen und viele Berliner schwören auf diesen Imbiß. Nach den Schwärmereien der Fans ist Konnopke alleine schon ein Grund, nach Berlin zu reisen.
Wenn das so ist, dann wollen wir uns dieses kulinarische Weltkulturerbe natürlich nicht durch die Lappen gehen lassen, zumal es relativ nahe an unserer Herberge... weiterlesen
zu bekommen ist.
Letzter Tag; bisher haben wir es noch nicht geschafft. Die Tagesplanung wird von einem heftigen Kreislaufanfall meinerseits gesprengt, der mich dazu zwingt, am KaDeWe in ein Taxi zu kruffen und mich kreuz und quer durch die Stadt "nachhause" gurken zu lassen. Klar, daß so was immer nur dann passiert, wenn man möglichst weit von Bett und kalten Tüchern entfernt ist.
Während ich malade auf der Rückbank liege, gibt sich der Taxifahrer touristenfreundlich und fragt mich über alles Mögliche aus. Das Thema meines niedrigen Blutdrucks mag ich nicht vertiefen und nach Reden ist mir auch nicht; lieber höre ich seiner feinsten Berliner Schnauze zu und werfe das Thema "Currywurst im Allgemeinen und Konnopke im Besonderen" in den Fahrgastraum. Und bekomme wie erwartet die halbe Familiengeschichte dieses Traditionsunternehmens serviert; eine unedel-deutsche Denver Clan-Variante. Vom Gründer Ziervogel ist die Rede bis hin zum großen Familienstreit. Aha, Ziervogel's Kult-Curry und Konnopke sind also nicht nur rein wirtschaftlich Konkurrenz. Ich beschließe auf dem Weg ins Bett, auf keinen Fall den Berliner Boden zu verlassen, ohne die legendäre Wurst probiert und dem Vergleichstest unterzogen zu haben.
Wenige Stunden später bin ich wieder genesen und wir machen uns gespannt auf den Weg zum gelben Wursttempel unter der U-Bahn. Ja, unter der U-Bahn. Gibt es eigentlich noch eine andere Stadt, in der sich unter der U-Bahn nicht nur noch der Erdkern befindet? Ich fand es in Berlin zuerst furchtbar irritierend, zur U-Bahn von der Straße aus Treppen hoch zu steigen statt runter;-)
Es ist absolut nichts los. Nach den Beschreibungen hatten wir uns auf lange Touristenschlangen eingestellt. Vielleicht war's die falsche (oder richtige) Zeit; egal, freie Sitzplatzwahl hat was für sich. Curry ohne mit Brötchen, bitte.
Die Wurst ist lecker, doch. Aber eine schlechte Wurst habe ich in Berlin noch nirgends bekommen. Würde hier vermutlich als Verstoß gegen die guten Sitten strafrechtlich verfolgt. So weit also alles gut, aber leider stinkt das Wichtigste ab: Die Sauce.
Gemessen am Düsseldorfer Maßstab ist sie gut, hätte mich aber nie zum Currywurstfan mutieren lassen. Sorry, liebe Konnopke-Jünger, aber das konnte mich nicht überzeugen. Wo ist die sonnenfrische Tomate, die mich in meiner Lieblingsbude so begeistert hat? Das abrundende, aber nicht erschlagende Currypulver? Die "Hausgemachtkonsistenz"? Stattdessen habe ich den Eindruck, daß bei der Zubereitung die Essigflasche ausgerutscht ist. Das mag Geschmackssache sein, aber meinen (und den meines Currywurstexperten) hat es nicht getroffen.
Wirklich mies: Das Brötchen. Leute, warum? So viele gar köstliche Schrippen habe ich in Berlin schon essen dürfen. Dieses Exemplar verdient indes den Namen nicht. Es ist zäh, gummiartig und geschmacklos wie ein Fertigbackteil vom Billigbäcker, das man 2 Tage in einer Plastiktüte vergessen hat. Ich beiße einmal ab, dann habe ich genug und stecke das Teil ein für den Fall, daß mir noch ein paar hungrige Krähen über den Weg fliegen. Am nächsten Tag habe ich es dann schließlich entsorgt.
Mit der Sternevergabe tu ich mich schwer; es ist, als würde man an einem Götzen kratzen. Vielleicht habe ich keinen Geschmack? So viele Fliegen können doch nicht irren. Vielleicht den falschen Tag erwischt? Die falsche Uhrzeit?
Ich kann's drehen und wenden, wie ich will. Sauce und Brötchen waren einfach enttäuschend. Meiner Meinung nach gibt es bessere CW-Adressen in Berlin. Wenn eine solche gerade nicht greifbar ist, werde ich Konnopke noch eine Chance geben; vielleicht hatten wir wirklich nur Pech. Und sollte das so sein, korrigiere ich gerne nach oben![verkleinern]