In das Fischereihafenrestaurant lädt der Hamburger schon seit Jahrzehnten seine Freunde und Geschäftspartner ein. Seitdem der Straßenstrich aus dem Umfeld vertrieben wurde, werden hier auch Staatsgäste bewirtet, wie zuletzt die PartnerInnen der Mächtigen beim G20.
Als das Lokal vor fast 40 Jahren eröffnet wurde, lag es in einem etwas schmuddelig wirkenden Gewerbegebiet, in dem Fische gehandelt und verarbeitet wurden. Das hat sich geändert. In die alten Hallen ist Schickimicki-Gastronomie... weiterlesen
eingezogen, deren Betreiber ihren Konkurrenzkampf zum Teil mit unerfreulichen Mitteln führen.
Das jetzt in zweiter Generation bewirtschaftete Fischereihafenrestaurant liegt souverän und unangefochten im ersten Stock gegenüber. Es ist in angenehmen Rottönen ausgestattet und bietet von fast allen Plätzen und von seinem Balkon einen fantastischen Blick auf den Hafen, das „Dockland“ und ein neues Kreuzfahrt-Terminal.
Aus der alten Zeit geblieben sind der wachsame Portier und Wagenmeister an der Tür und der Anspruch, erstklassiges frisches Meeresgetier auf den Tisch zu bringen. Für die, die das nicht mögen, gibt es eine kleine Auswahl an Fleischgerichten. Vegetarier oder Veganer sind woanders besser aufgehoben.
Für das Fischereihafenrestaurant reserviert man. Wenn man dort eines der durchaus günstigen Menuangebote nutzen möchte, die man auf der Homepage findet, muss man das schon bei der Reservierung vormerken lassen. Auch die Speisekarte und damit das Preisniveau findet man im Internetauftritt.
Wir aßen jetzt in fröhlicher Runde das „Hamburg Gourmetmenu“, vier Gänge mit Meeresfrüchten und Fisch, als Dessert geeistes Tiramisu und korrespondierende Weine. Die Meeresspezialitäten waren ganz ausgezeichnet. Das Tiramisu war zwar nett dekoriert, repräsentierte aber nicht die sonstige Individualität der Küche. Die Weine wurden uns vom eloquenten Oberkellner in höchsten Tönen angepriesen, waren auch gut, entsprachen aber selbstverständlich nur dem, was man bei einem Menupreis von 64 € erwarten kann.
Der Service durch das reichlich vorhandene Personal ist so, wie ich es mag: professionell und etwas norddeutsch schnodderig, aber nie ins Impertinente abgleitend.
Die mit Holz getäfelten Waschräume sind stilvoll und selbstverständlich sauber. Bei den Herren hängen Gemälde mit dezent-erotischen Frauendarstellungen an der Wand, die Damen müssen auf Männerbilder verzichten.
Das Lokal ist nur eingeschränkt behindertentauglich. Ein paar Stufen sollte man selbst noch gehen können, dann hilft der vorhandene Treppenlift.
Dem, der sich in Hamburg etwas richtig Schönes gönnen möchte, kann ich dieses Lokal wirklich empfehlen.[verkleinern]