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Auch diese Location war ein Opfer des golocal „Nicht-existent-Melde-Wahns“ geworden – und es wurde auch wieder unreflektiert gelöscht.
Daher an dieser Stelle Versuch Nummer 2. Und ich versichere, dass es das Museum wirklich gibt, denn ich war drin und ich bin nicht durch ein Luftschloss gewandelt!
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Neben der Gedenkstätte für das 1936 von den Nazis in Oranienburg (15 km nördlich von Berlin) als „Schutzhaftlager“ errichtete KZ Sachsenhausen gibt es hier zahlreiche weitere... weiterlesen Gedenkorte, die sich auf das braune und später rote Terrorlager beziehen, denn nach 1945 nutzte der sowjetische Geheimdienst NKWD Sachsenhausen als Internierungslager bis 1950 weiter.
Nach dem Ende des NS-Regimes wurden
die Konzentrationslager zwar von den Alliierten aufgelöst und die Häftlinge entlassen, aber in etlichen Fällen wurden derartige Lager von den Alliierten unmittelbar darauf als Internierungslager für deutsche Häftlinge weiter genutzt. So auch das KZ Sachsenhausen, dass von der Sowjetischen Militäradministration zunächst als „Speziallager 7“, ab 1948 als „Speziallager 1“ bezeichnet wurde.
Bereits im Dezember 1945 war das Lager mit 12.000 Menschen (meist Männer, aber auch Frauen und Jugendliche) wieder voll belegt. NSDAP-Mitglieder, staatsnahe Personen und/oder NS-Funktionsträger, Guts- und Großgrundbesitzer, Sozialdemokraten, stalinkritische Kommunisten, Wehrmachtsangehörige, wirkliche oder vermeintliche Werwölfe und willkürlich Denunzierte wurden hier ohne Gerichtsurteil inhaftiert.
Diesem Teil der Lagergeschichte ist das „Museum Sowjetisches Speziallager Nr. 7 / Nr. 1 1945-1950“ gewidmet.
An das sowjetische Lager konnte allerdings erst ab Ende 1989 erinnert werden, denn in der offiziellen DDR-Geschichtsschreibung war dieses Kapitel bis dahin tabu und wurde nicht erwähnt bzw. totgeschwiegen. Und die Stasi passte peinlich genau auf, dass an die Opfer des NKWD auch nicht erinnert und gedacht wurde.
Erst nach der Wiedervereinigung wurden im Rahmen der Neukonzeption der Gedenkstätte Sachsenhausen auch die Lagergeschichte und die Opfer nach 1945 mit einbezogen.
Das Museum wurde Anfang 2001 eröffnet. Der schnörkellose schwarze Flachbau mit rechteckigem Grundriss wurde vom Architekturbüro Schneider & Schumacher entworfen und befindet sich vor der Nordspitze des Häftlingslagers (Lagerzone I) vorm Wachturm E und neben dem Sonderlager (Lagerzone II) in unmittelbarer Nähe zu dem NKWD-Massengrab „Am Kommandantenhof“.
Der erste Eindruck eines sehr niedrigen Gebäudes täuscht, denn hinter dem Eingang eröffnet sich ein einziger großer, in die Tiefe gebauter Raum, der etwas Krypta-haftes hat.
Die Ausstellung gliedert sich grob in 4 Abschnitte:
- Geschichte und Organisation des Lagers
- die Häftlinge
- die Haftbedingungen
- öffentliche Debatte um das sowjetische Speziallager
- Außenbereich
Die Ausstellung ist sehr textlastig, denn Zeitzeugnisse haben sich, auch durch die Verdrängungs- und Leugnungspolitik der DDR, kaum erhalten.
Das Lesen auf den großen waagerechten Flächen der sarkophagähnlichen Vitrinen ist es mühsam und anstrengend. Wegen der ständigen leicht vornübergebeugten Haltung bekommt man schnell Kreuzschmerzen.
Bewegend sind die Biographien einzelner Häftlinge. Zu ihnen gehörte der staatsnahe und 1945 nach anonymen Denunziationen von den sowjetischen Behörden verhaftete und später nach Sachsenhausen gebrachte Schauspieler Heinrich George, der im Lager 1946 an Organversagen nach einer Blinddarm-OP verstarb.
Es gab auch Häftlinge, die sowohl unter den Nazis als auch unter Sowjets im Lager inhaftiert waren.
So z.B. Richard Carl (1892-1973). Der Diplomat trat 1933 in die NSDAP und SA ein, wie manch andere Beamte aus beruflichen Gründen nur mäßig begeistert und überzeugt.
1935 flog er aus Partei und SA wieder raus. Ab 1942 befand er sich mehrmals in Gestapo-Haft, bevor er im Februar 1945 ins KZ Sachsenhausen eingeliefert wurde.
Nach Befreiung zunächst in Freiheit, verhaftete der NKWD Richard Carl wegen seiner SA-Mitgliedschaft im August 1945 und inhaftierte ihn im …. Speziallager Sachsenhausen, jenem Lager, aus dem Carl erst Wochen vorher befreit und entlassen worden war.
Nach der Schließung von Sachsenhausen im Jahr 1950 wurde Carl ins Zuchthaus Waldheim verlegt und dort in den „Waldheimer Prozessen“ wegen „nationalsozialistischer Verbrechen“ zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Carl’s Verbrechen bestanden vermutlich in seiner NSDAP- und SA-Mitgliedschaft sowie seiner Tätigkeit 1934 als Hauptstellenleiter des Rückwanderungsamtes der Auslandsorganisation der NSDAP. 1951 wurde Carl allerdings wieder freigelassen und ging nach West-Berlin.
Der 4. Abschnitt des Museums befindet sich außerhalb auf dem Gelände des Sonderlagers (Lagerzone II). Hier hatte die SS 1944 das KZ erweitert. Als Unterkunft für die Häftlinge dienten Steinbaracken, die von den KZ-Insassen erbaut wurden.
Die sowjetische Lagerleitung nutzte die Steinbaracken zunächst als Häftlingsunterkunft. Bis zu 60 Menschen waren hier auf 100 m² eingepfercht. Später wurden die Baracken als Lazarett und Sterbeort für die Schwerstkranken genutzt.
Von 1956 bis 1990 war die Lagerzone II Munitionslager der NVA der DDR.
Erst 1995 konnte die Gedenkstätte Sachsenhausen die Lagerzone II wieder übernehmen. Die 4 nördlichen Steinbaracken wurden restauriert und 2 von ihnen sind seit der Museumseröffnung für Besucher zugänglich. Das Originalinventar der Baracken ist nicht mehr erhalten.
Das „Museum Sowjetisches Speziallager Nr. 7 / Nr. 1 1945-1950“ ist der zentrale Gedenkort an die 60.000 Häftlinge des sowjetischen Lagers Sachsenhausen, von denen 12.000 die Haft nicht überlebten.
Natürlich gab es Schuldige und Täter unter den Gefangenen, aber nicht alle Häftlinge waren Nazis, viele nur Mitläufer, ungezählte Menschen landeten zum Teil unschuldig wegen Denunziationen in den sowjetischen Speziallagern.
Und natürlich hätte es das eine Lager ohne die Betreiber des vorhergegenden Lagers nicht gegeben.
Aber die Taten des faschistischen Regimes entschuldigen nicht die Taten des kommunistisch-stalinistischen Regimes.
Was bleibt ist erinnern und aufarbeiten der Geschichte – spät, denn die DDR verweigerte sich diesem Teil der Geschichte, - aber nicht zu spät![verkleinern]
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