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Das Hansaviertel (Manchmal auch „Hansa-Viertel“ geschrieben) ist ein Stadtteil des heutigen Stadtbezirks Berlin-Mitte.
Errichtet wurde das Wohngebiet auf dem Spree-Überschwemmungsgebiet „Schöneberger Wiesen“ ab 1874 nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs von 1871, als Berlin expandierte und als Reichshauptstadt einen wirtschaftlichen und politischen Aufschwung erlebte, der auch einen enormen Zuwachs an Bevölkerung mit einschloss.
Seinen Namen hat das Hansaviertel von der... weiterlesen Berlin-Hamburger Immobiliengesellschaft „Hansa“ (1872-1882 insolvent und liquidiert), die das Viertel erbaute und in Erinnerung daran, dass Berlin 500 Jahre früher zur Hanse gehörte.
Zunächst wohnte hier das wohlhabende Bürgertum, Staatsbeamte und Künstler.
Die Nazis hatten nach ihrem Machtantritt ganz andere Pläne mit dem Hansaviertel. Die jüdischen Mitbürger wurden verfolgt, deportiert und ermordet, die Synagogen im Hansaviertel zerstört.
Zerstört werden sollte auch das ganze Wohngebiet, denn es stand den größenwahnsinnigen Plänen Adolf Hitlers (1889-1945 Selbstmord / Reichskanzler ab 1933) für die Welthauptstadt Germania mit ihren Prunkbauten im Wege. Und so plante Hiltlers Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin, Albert Speer (1905-1981), schon mal den Abriss des Hansaviertels.
Bevor Berlin zur Welthauptstadt Germania mutieren konnte, musste die Welt aber erstmal von den Herrenmenschen erobert werden. Das Ergebnis ist bekannt …
Das Ende des alten Hansaviertels kam im 2. Weltkrieg. Durch die schweren Luftangriffe auf Berlin ab 1943 und die Kämpfe in der Stadt im April und Mai 1945 wurde das Hansaviertel fast völlig in Schutt und Asche und Trümmer gelegt. Von 343 Gebäuden überstanden nur 70 mehr oder weniger beschädigt den Krieg. Auch die Kirchen des Viertel wurden ein Opfer des Kriegs. Der Baumbestand verbrannte in den Feuerstürmen der Luftangriffe oder landete später in den Öfen frierender Berliner.
Nach 1945 gehörte das Hansaviertel zum britischen Sektor Berlins.
Wegen der akuten Wohnungsnot wurde der noch vorhandene großbürgerliche Wohnraum neu aufgeteilt, d.h. aus den großen Wohnungen der Kaiserzeit wurden mehrere kleine gemacht.
Zwar gab es Bestrebungen, das brachliegende Hansaviertel neu zubauen, was vom damaligen West-Berliner zunächst blockiert wurde. Erst 1953 wurde für das Viertel ein internationaler Ideenwettbewerb zum Wiederaufbau im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Interbau ausgeschrieben.
Ich zitiere mal von der Website hansaviertel/berlin (da ich es nicht besser formulieren kann):
„Die Bauausstellung war eine Schau der Superlative. In ihrem Zentrum stand der Neubau eines ganzen Stadtviertels, was in dieser Größenordnung nie zuvor Gegenstand einer Ausstellung war. Im weitgehend kriegszerstörten Hansaviertel wurden auf 25 ha etwa 1300 Wohneinheiten, eine Bücherei, zwei Kirchen, eine Kindertagesstätte, eine Grundschule und ein Einkaufszentrum neu errichtet. Mehr als 50 prominente Architekten aus 14 Ländern entwarfen teils in Arbeitsgemeinschaften ein Gebäude. Die seinerzeit entstandenen Bauten stellen als Stadtlandschaft ein lockeres Ensemble dar und sind von großzügig bemessenen Grünflächen durchzogen, die von zehn nationalen und internationalen Landschaftsarchitekten geplant wurden.“
Zahlreiche in- und ausländische Architekten reichten ihre Vorschläge für die Interbau 1957 ein: Oscar Niemeyer, Walter Gropius, Max Taut, Egon Eiermann, Le Corbusier … um nur einige, vielleicht allgemein bekannte Namen zu nennen.
Herausgekommen ist ein relativ weitläufig bebautes Wohngebiet mit mehrgeschossigen Wohnblocks und eingeschossigen, bungalowähnlichen Einfamilienhäusern, alles nach 60 Jahren eingebettet in viel Grün. Insgesamt wurden von 1955 bis 1960 insgesamt 57 Gebäude bzw. Gebäudekomplexe errichtet, zu denen auch die Kongresshalle im Tiergarten gehört.
Mit den Bahnhöfen Bellevue und Tiergarten hat das Hansaviertel S-Bahnanschluss und mit dem U-Bahnhof Hansaplatz eine eigene U-Bahnstation. Außerdem ist das Viertel von Bus-Linien der BVG erschlossen.
Eine eigene Einkaufsmöglichkeit gibt es mit dem wenig einladenden Einkaufszentrum am Hansaplatz auch.
Und es wurde auch viel Wert auf Kunst im Wohngebiet und am Bau gelegt, wovon zahlreiche Skulpturen und Wandbilder zeugen.
Man muss schon Kenner der Architekturmaterie sein, um die Handschrift der einzelnen Architekten aus den Bauten herauslesen zu können. Ich kann dass nicht.
In Erinnerung geblieben ist mir allerdings der Mehrgeschosser auf Stelzen des brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer und die eigenwilligen Neubauten der evangelische Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche und der katholischen St. Ansgar-Kirche. Ansonsten sind es Profanbauten in unterschiedlicher architektonischer Gestaltung. Gut gefallen hat mir bei unserem Bummel durchs Hansaviertel, dass alles sehr aufgelockert wirkt.
Zu dem aufgelockerten Charakter trägt auch die Landschaftsarchitektur bei, die von Anfang in die Planung integriert war.
Es war ein interessanter Spaziergang durch ein Stück altes Berlin, dass in Folge des 2. Weltkriegs zu einem Stück neuem Berlin wurde.[verkleinern]
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