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Schafferer ist der Komparativ von Schaffer. Kein Wunder, dass man mit DEM Namen im Badischen gut angesehen ist - seller schafft halt ebbes!41.
Angesiedelt in Freiburgs 1A-Lage KaJo unweit des Bertholdsbrunnens stehen die Schaffer von Schafferer seit jeher für edles Porzellan, Gourmetgläser und hochwertiges Küchenzubehör - und das seit Jahrzehnten. Alle Marken von Rang und Namen drängeln sich auf drei Etagen - das Paradies für alle Hauswesen (-frauen darf man gendermäßig ja nicht mehr schreiben...).
Beim letzten Besuch der vereinten ubier-Hauswesen - neue Tischware für den Herbst! - jedoch rasche Ernüchterung:
Porzellan: Ein Stirnwandregal - vielleicht drei Hersteller.
Gläser: Eine Wandnische - maximal sechs Anbieter.
Schafferert Ihr jetzt online??
Drei Etagen waren noch nie viel Platz, aber früher war die Ausstellungsfläche vollgestellt mit Mustern, Hochzeitstischen und gestapelten Sortimenten von Kitsch bis Kunst. Jetzt verlieren sich ein paar Wandregale im Raum, der Verkaufsraum ist zwar edel designed, aber weitgehend leer.
Einzelhandel hat gegenüber Internet den Vorteil, dass man die Ware anschauen, anfassen und erleben kann, Beratung idealerweise on Top. Aber hier? Keine Ware, kein Umsatz!
Traurige Hauswesen verlassen tütenlos den ehemaligen Haushaltstempel...
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"Zinnfiguren."42.
"Hmhmm..."
"Mit Dioramen."
"Gähn!!"
"Im Schwabentor."
"Echt jetzt?"
Ja, so laufen sie, die innerfamiliären Diskussionen um gemeinsame Aktivitäten, wenn der Freibadbesuch oder der Skinachmittag wegen Regen ausfällt. Zinnfiguren sind allerdings auch meine allerletzte Drohung, danach finden wir in der Regel bald was annehmbares.
Im Zinnfigurenmuseum waren wir gemeinsam noch nie...
Dabei ist sowohl der Rahmen - die Unterbringung im historischen Schwabentor am Rande der Freiburger Innenstadt - als auch die Inhalte - liebevoll gefertigte und handbemalte Zinnsoldaten in historischen Szenerien - wirklich nett und detailgetreu gemacht. Aber im Zeitalter des www und des dreidimensionalen Fernsehens wirklich kein Publikumsmagnet. Außer den Vereinsmitgliedern kenne ich auch keinen Freiburger, der hier schon mal freiwillig hingegangen wäre. Touristen bei Regenwetter, ja die werden hier gerne geparkt.
So bleibt es das Hobby einiger weniger Alchimisten und Bonsai-Maler, die hier das Ergebnis ihrer Arbeit ins rechte Licht setzen können.
"...und hinterher gibts auch ein Eis!"
"Papa, laß gut sein jetzt!!"
Update 2019:
Zinnfiguren haben Saison - jedenfalls in Green City. Am 18. Mai startet das Minimuseum in die neue Saison. Mit einem Tag der offenen Tür - und ohne ubiers.
Aber man feiert fünfzigjähriges Jubiläum, seit 1969 wird hier also bereits gegossen, bemalt und gewerkelt! Ich werde die Diskussion um einen Besuch also nochmal starten...
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"Der Laubfrosch" war eine Freiburger Institution. Pizza und Pasta in jahrzehntelang annehmbarer Qualität am Rande der Altstadt mit Blick auf die kanalisierte Dreisam.43.
Sogar die darüberliegende Anwaltssozietät glaubte an die Zugkraft des Namens und firmiert als "Kanzlei über dem Laubfrosch". Ob es vermehrt Pizzaliebhaber oder Fauna-Ökos in die Kanzlei lockte, ist Betriebsgeheimnis.
Jedenfalls ist Laubfrosch nun passé.
In dieser Lage bleiben Läden nicht lange leer, nunmehr residiert das Oishii hier. (Ob die Anwälte oben das zum Umfirmieren bewegt - wer weiß?)
Sushi und Grill wird versprochen - eigentlich ubiers gastronomisches Beuteschema.
Kürzlich war es soweit - in netter Runde sollte der Überfischung der Meere gedacht werden. Die Einrichtung ist unprätentiös schlicht, die Bestuhlung erinnert allerdings noch an Pizza- und Korbflaschenromantik. Trotzdem wirkt das Lokal kleiner als früher.
Unser Platz war gottlob reserviert, wir kammen also alle unter. Menukarten? "Iie!" wie der Japaner (wenn auch selten) sagt, aber die gibts hier nicht. Statt dessen allgemeine Daddelzeit, mehrere iPads machen die Runde und wollen die diversen Genüsse schmackhaft machen. Nach meiner Erfahrung erfüllt in der Folge das Gelieferte die polychrom geweckten Erwartungen nicht, aber es soll ja Ausnahmen geben...
Bestellrythmus und Warengruppen erfasst, raus geht die erste Order. Bei neun Stäbchenschwingern am Tisch kommt da eine Menge Reis und Fisch auf den Sushimeister zugerollt! Erfreulich schnell sind Getränke und Vorspeisen da, das WLAN macht die Meldewege tatsächlich kürzer.
Auch die erste Runde - bestellt wird in Zeitfenstern - rauscht heran. Eine Zuordnung der Speisen zum einzelnen Gast kann entweder Kollege Computer oder Kollege Kellner nicht, lieblos landen die designten Makis und Nigiris in der Mitte des Tisches - fröhliches Ratespiel rundum. Manch einer bekommt so die Leckereien, um die er bewußt drumrumbestellt hat - blöd für Allergiker und andere.
Das gelieferte sieht erwartungsgemäß anders aus als auf dem iPad, geschmacklich aber ok. Was passiert, wenn es nicht schmeckt? Pro Rückläufer 1 € Aufschlag - nix für mäkelige Esser also. Die rechtliche Grundlage für derartige Geschäftspraktiken erschließt sich mir nicht, aber ich bin ja auch Omnivore.
Zeit für die nächste Runde! Sushi mit rohem Rinderfilet kenne ich bisher nur aus dem SushiSamba in NewYork - jetzt auch in GreenCity! Kobe-Rind wird hier allerdings nicht geboten, darf man bei "Yes-we-can-eat-it-all" aber auch nicht erwarten. Trotz dieser Einschränkung aber lecker...
Noch ´ne Runde! Bei den ersten Mitessern machen sich bereits Ermüdungserscheiningen bemerkbar, jetzt wird das Rückläuferthema interessant. Es wirkt, die Bestellmengen nehmen ab. Der Profi-Daddler konzentriert sich jetzt auf die kleinen Portionen ohne Reis - Sashimi flimmert per WLAN zum Santokukünstler.
Und die nächste Runde... - also Reis stopft ja ganz schön - eigentlich bin ich jetzt satt - gibt´s auch Dessert - mag nimmer - ...das All-You-Can-Konzept geht zuverlässig auf, nur noch vereinzelt wischt ein müder Finger über den Screen.
Die Getränkebestellungen lassen den gewitzten Gastronomen noch breiter strahlen, als wir online die Rechnung ordern.
Fazit: Schlechtere Qualität zu nur vermeintlich günstigen Preisen. Das Oishii wird zukünftig ohne ubiers auskommen müssen. Freiburg hat deutlich bessere Sushi-Places.
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Ichiban ist japanische Sushi-Geschichte, die Betreiber des Oishii haben übernommen. Konzept, Einrichtung und Personal augenscheinlich unverändert - ob das klappt?44.
ubiers sind erklärtermaßen keine Anhänger der i-Pad-Gastronomie mit All-You-Can-Mentalität und Geldstrafe bei Rückläufern.
Aber wers mag, kann jetzt wieder hier seine Sushis daddeln...
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Biergartenwetter! Draußen leben!! Wo kann man dieses süddeutsche Grundbedürfnis in Freiburg stilgerecht ausleben?45.
Innerhalb der Stadtgrenzen wirds schwierig. Feierling hat einen wunderschönen Garten in der Fußgängerzone - aber kein gescheites Bier. Der Kastaniengarten auf dem Schloßberg liegt sensationell - ist aber kulinarisch freundlich ausgedrückt minimalistisch. Der Hirschengarten in Lehen wäre perfekt - aber zu teuer. Außerdem lassen die pinguinbefrackten Bedienungen keine Stimmung aufkommen.
Eigentlich war´s das in Green City. Für weitere Hinweise ist ein ubier aber immer dankbar.
Ein Blick über den Tellerrand: Noch in StraBa-Distanz direkt an der Endhaltestelle in Günterstal behauptet sich der Kybfelsen, benannt nach einer markanten Felsnase am Fuße des Schauinsland. Jahrzehntelang der einzige Vertragswirt der Feierling-Brauerei - also kein ernsthafter Biergartenaspirant. Nach Pächterwechsel hat aber nun auch hier die Ganter-Brauerei ihre Fahnen gehißt. Also wenigstens eine Sortimentsauswahl (man nehme das geringste Übel...).
Damit steigt die Traditionsgaststätte, die sich lange um gehobene Küche bemüht hat, in die Riege der nennenswerten Biergärten auf. Neben dem senfgelben zweistöckigen Landhaus erstreckt sich auf zwei Ebenen unter wuchtigen Kastanien eine zünftig gekieste Freiterrasse mit klassischem Holzgestühl. Tagsüber schön beschattet, abends mild besonnt - ein Platz zum Wurzeln schlagen.
Nachdem man sich dann mit einer Biersorte arrangiert hat (mein Tipp ist das helle Weizen, für die Traubenfraktion gibt es einen wirklich trinkbaren Nobling-Sekt), fällt der Blick auf die übersichtliche Speisekarte.
Diese liest sich ansprechend, Bierdartenklassiker wie Schnitzel oder Wurstsalat mit Brägele werden sinnvoll ergänzt durch Salat mit Ziegenkäse, diversen Flammkuchen, einem Kalbs-Cordon Bleu oder einem Rindersteak. Dazu eine wechselnde saisonale Karte und ein Tagesgericht nach mündlicher Ansage - heuer Zander in Irgendwas.
Für jeden an ubiers Tisch was dabei, es kann losgehen!
Zwischenzeitlich füllt sich der Garten, es gibt diverse Reservierungen, der Service ist zugewandt und schlagfertig. Die Parkplatzsituation ist trotz eigenem Platz schnell prekär, schließlich muß die Bahnlinie 2 hier auch noch durch.
Der Beilagensalat kommt schnell und sieht etwas mitgenommen aus, offensichtlich für den erwarteten Ansturm im Vorfeld vorgerichtet.
Der Hauptgang zieht sich, die Erwartung steigt. Leider zu Unrecht, die Küche hat zumindest heute keinen guten Tag. Das Kalb ist totgebraten, der Ziegenkäse langweilig und selbst nach einer Reklamation bleiben die Pommes matschig und fetttriefend. Allein der Elsässer Wurstsalat war schmackhaft, auch die Brägele gibt es aber andernorts besser.
Nachdem auch Schöntrinken nicht geholfen hatte, mochten wir auch kein Dessert mehr.
Schade, die Location wäre eigentlich perfekt für Freiburg´s Biergarten #1...
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So langsam füllen sich die sog. Parkarkaden in der weitgehend baumlosen Ludwig-Erhard-Allee. Die für Karlsruhe dringend benötigte Verkehrsspange zur Entlastung der Durlacher Straße wollte mehr sein als nur eine Schnellstraße aus der Fächerstadt.46.
Vielleicht wird sie es mal. Arkaden sind die Passagen der Neuzeit. Hohe Shop-Fluktuation, wenig Laufkundschaft. Wie auch, an einer Ausfallstraße. Wer hier ist, will endlich weg.
Trotzdem gibt es Sushi. Vielleicht passt japanisches Fastfood ja zur Lage - one for the road...
Also mal einen Blick riskiert. Schlicht japanisch anmutende Einrichtung, die Empfangsdame lotst mich zum Tisch der Klofrau - direkt neben der Tür mit der verheißungsvollen Doppelnull. Vorne hat man wenigstens Blick auf das Verkehrsgeschehen. Meine Frage nach einem Tisch ohne Geruchsbelästigung wird nicht verstanden, dass ich mich umsetze schon.
Neuer Tisch, neue Bedienung. Sprachlich versierter. Das ist auch gut so, denn ich bin im gastronomischen 21.Jahrhundert angekommen: Bestellt wird per iPad, das ganze als All-You-Can-Eat. Für Gierige gibts ein Bestelllimit innerhalb eines Zeitfensters. Mein iPad sagt mir, wann ich wieder bestellen darf.
Die Auswahl ist bescheiden bis ausreichend. Keine Highlights, und wenn, dann mit Aufpreis.
Ich bestelle meine ersten acht Items, wobei ich mich schon wiederholen muß. Klick - bestellt. Die Zeit für die zweite Runde läuft. Getränke sind in einem anderen Menu. Geduldig scrolle ich durch lange Listen Zuckerwässer, Tee und Kaffee, bis ich endlich zu Wein und Bier gelange. Ooops, zu schnell gescrollt, da habe ich einen Schnaps geordert. Stornieren muß erst studiert werden. Mehrere Gäste an einem Tisch bestellen in getrennten Submenus, es läuft aber die gleiche Stoppuhr.
Der freundliche Austausch mit dem Personal beschränkt sich in der Folge auf die online bestellte Auslieferung der Ware. Sicher nicht sehr trinkgeldfördernd.
Die Rolls und Sushi sind ähnlich anonym wie der Bestellvorgang. So wie auf den polychromen Apple-Bildchen sehen sie nicht aus. Lieblos und schlecht gerollt drängeln sie sich auf dem schmalen Porzellanstreifen.
Zwei Stunden hätte ich Zeit für meine All-You-Can-Bestellungen, maximal also 12 mal 8 Items. Wer soll das alles essen?!? Vielleicht ist es ganz gut, dass die Qualität der Sushis ein zu häufiges Nachordern verhindert.
Fast erleichtert drücke ich auf das "Bezahlen-Feld" auf meinem iPad. 20 € sind als Daddelgebühr nicht eben wenig für einen nur durchschnittlichen Lunch.
Fazit: Nicht alles, was technisch machbar ist, führt zu einem tragfähigen Konzept. Ob es Personalkosten spart, erscheint fraglich, der Service hat mit dem Erläutern des iPads eher mehr Aufwand. Sonderwünsche werden so natürlich erfolgreich vermieden, zufriedene Kunden allerdings auch...
Das nächste Mal werden mich die Parkarkaden nicht zum Parken verführen.
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Stadttore prägen das Stadtbild. Man weiß gleich wo man ist. Holstentor in... klar, oder? Severinstor in... ebenso klar. Nicht zu vergessen das Brandenburger Tor in ... ähh, Brandenburg. Markant, historisch, symbolträchtig.
Und in Green City?
Klar, Martinstor!
Martinstor? Ach, Du meinst den McDonald?!?
Gut, dass wir in fußläufiger Distanz noch ein Tor haben: Das Breisacher Tor. Schon die gute alte Marie Antoinette kam auf ihrem Brautzug hier durch, damals noch mit Kopf. Also für Freiburger Verhältnisse vorzeigbar.
Die alten Torbögen sind eingeglast und dienten lange als städtische Büros. Dann Szenebar und jetzt, Ihr ahnt es, ein TexMex-Franchiser.
Fast Food also auch im Breisacher Tor?
Und wie! Sausalitos gibt es in Deutschland schon über dreißig Mal, Jetzt war Freiburg fällig. Nachos, Tacos, Quesadillas, Guacamole, ein paar mexikanisch klingende Biere, drei (3) Weine und die hauseigenen Burger. Monstergroße Portionen, wenig Geschmack.
Mexikanisches Essen ist jetzt kein kulinarischer Höhenflug, kann aber wirklich gut schmecken. Bis zum Sausalitos hat sich das noch nicht rum gesprochen. Fade, durchgegart und totfrittiert. Die Supernachos sind ein Haufen Maischips mit Chili con Carne und überbackenem Käse. LANGWEILIG!!
Apropos Rum gesprochen: Zweites Standbein im Franchiseumsatz sind Cocktails. Bezeichnenderweise keine mit Tequila, das wäre ja zu folkloristisch. Aber schön bunt und süß dekoriert (was soll ein Marshmallow auf einem Hugo?).
Die Uni-Nähe wirds richten, Umsatz mit Bier und Nachos werden die Lizenzgebühren einspielen. Schade nur um den schönen Freiplatz hinter dem Breisacher Tor.
Also taufen wir es einfach um: Sausali-Tor.
Und wir müssen erkennen: In Green City gibt es anders als im Rest der Republik kein prägendes Stadttor (...und dass mir jetzt kein Schwabe mit dem östlichen Ortsausgang gleichen Namens kommt!).geschrieben für:
Mexikanische Restaurants / Bars und Lounges in Freiburg im Breisgau
Neu hinzugefügte Fotos
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Tolle Location am Rande des Freiburger Bermudadreiecks. Direkt neben der Kajo gelegen teilt das im Jugendstil gehaltene Eckhaus wie ein Schiffsbug die Straßen und ist damit eigentlich für das so beliebte Dreieck verantwortlich. Große Bogenfenster lassen freundlich Licht herein - oder abends heraus. Trotzdem nicht unproblematisch - zuletzt hat es eine Burger-King-Filiale doch glatt geschafft, noch vor der großen Burger-Ekeldiskussion in dieser Lage pleite zu gehen.48.
...und von der Lage gehört hier eine Kneipe hin. Statt dessen grinsen einen jetzt bunte Schuhe von oben herab durch die großen Schaufenster an. Noch´n Schuhladen mit dem immergleichen Angebot an Pseudosportschuhen, Sneakers und Basketballstiefeln der üblichen Hersteller.
Verkauft wird nach Farbe, nicht nach Bedarf. Fachberatung durch die Aushilfsverkäufer darf nicht erwartet werden, immerhin finden sie meist die richtige Größe. Ein Laufband fehlt - könnte ja Verkaufsfläche wegnehmen.
Schuhe als Lifestyleprodukt und -aushängeschild. Die kriegst Du hier. Noch eine Kette, die schnell Geld machen und dann wieder verschwinden wird.
Ich freue mich auf die Kneipe als Nachmieter.
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Heinz Santo ist Freiburger Kfz-Urgestein, seit 1962 am Markt. Aktuell der letzte Autohändler in der Innenstadt - alle anderen haben längst die Flucht auf die Grüne Wiese, die sog. Automeile Haid oder zum Insolvenzgericht angetreten.49.
Santo hat weitergeschraubt. Die Adresse "Im Grün" ist dabei kein Widerspruch. Hier siedelte seit jeher Freiburgs Kleinindustrie und Metallverarbeitung - und hat Altlasten hinterlassen, die noch Generationen mit der Entgiftung beschäftigen wird.
Santo hat weitergeschraubt. Auch als die Alternative Szene das "Grün" mit Hausbesetzungen, Anarcho-Kneipen und Graffiti der politischen Sorte heimgesucht hat, hielt er eisern den guten Stern auf allen Straßen hoch. Ob es da gewisse Arrangements wegen der an sich doch so begehrten Trophäe gab, ist nicht überliefert. Eng verwoben mit der Werkstatt war und ist das gleichnahmige Taxiunternehmen, klar, dass dort auch nur ein Fahrzeughersteller vertreten ist...
Inzwischen ist das Viertel um Santo herum saniert und beherbergt stereotype Büros, Studenten- und Seniorenwohnheime. Die Werkstatt liegt wie ein Relikt im Innenhof und zehrt vom Bestandsschutz.
Santo hat den Schraubenschlüssel 2014 an seinen Betriebsleiter Heiko Ehret abgegeben. Dieser kennt den Betrieb aus jahrelanger Praxis, nur allmählich werden alte Zöpfe abgeschnitten. Hoch ist der Druck des Herstellers, der bis Anfang 2015 noch ein in Eigenregie geführtes Fahrzeughaus in Freiburg betrieben und Santo damit das Leben schwer gemacht hat.
Als Einzelunternehmen ist Santo auf Dauer nicht in der Lage, den seit 1972 geführten Stern als Markenwerkstatt zu halten - zu klein, zu geringes Potenzial - außer vielleicht in der Taxi-Szene.
Dabei wird handwerklich hervorragendes geboten: Moderne Werkstatt, gut geschultes Personal, saubere Arbeit. Hier darf der Meister ruhig noch ölige Hände haben, wenn er mit dem Kunden spricht. Dafür wird der gefragt, ob er wirklich so elementare Serviceleistungen wie Reifendruck prüfen und Scheibenwaschwasser auffüllen zu den Standardpreisen auf der Rechnung haben will.
Mal sehen, wie lange bei Santo noch geschraubt wird...
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Der Geldraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2015. Dies sind die Abenteuer des Lazarettschiffs AOK, das mit seiner 700 Mann starken Besatzung seit 130 Jahren am südlichen Oberrhein unterwegs ist, um die Welt der Gesundheitsfürsorge zu erforschen. Unbekannte Geldtöpfe, neue Gebühren, die nie zuvor ein Mensch gesehen hat. Sein Ziel: unbekannt. Seine Mission: Rücklagen bilden.50.
(Nein, ich bin kein Trekkie.)
Die AOK ist ein Relikt aus beschaulichen Beamtentagen. 1884 von Bismarck gegründet, wurden die anfangs über 8000 Kassen auf mittlerweile 11 konzentriert. Nur mit Mühe in Körperschaften des öffentlichen Rechts umgewandelt, spielen noch immer ungezählte Mitarbeiter hier Beamtenmikado - hochprofessionell, denn keiner rührt sich. Aus dieser Epoche stammt auch noch die regionale Aufteilung in Gau-ähnliche Bezirke und die teilweise beharrliche Mißachtung der Grenzen der Bundesländer.
Aber das große Schiff AOK bewegt sich trotzdem. Bleibt zu hoffen, dass kein Captain Schettino auf der Brücke steht. Immerhin werden bundesweit 24 Millionen Bürger, also ein Drittel der Bevölkerung hier krankenversichert. Milliarden an Krankenversicherungsbeiträgen werden umgewälzt und nach längst nicht mehr nachvollziehbaren Kriterien an die Ärzteschaft und sonstige Pflegeberufe ausgeschüttet - abzüglich eines gerüttelt Maß an Eigenverwaltungs- und Personalkosten. Und - jaaa! - der Rücklagen! Manch autonomer Staat hat einen kleineren Haushalt als die AOK - die Eigenversorgung muß ja auch für den Fall, dass keinerlei Einnahmen mehr generiert werden sollten über Jahrzehnte sicher sein.
Interessant, aber kassenübergreifend beileibe kein Einzelfall, wofür die AOK - die selbsternannte "Gesundheitskasse" - alles nicht zahlt.
Beispiel Makula-Degeneration, eine Augenerkrankung, die zur Erblindung führt. Ein Behandlung ist möglich, würde aber tausende von den gehüteten Rücklagen-Euros kosten. Die Lösung: Die Diagnoseuntersuchung (Kosten: 100 €) zur Feststellung dieser Krankheit ist nicht versichert. Viele Patienten scheuen diese Ausgabe und unterlassen die Untersuchung. Ohne Diagnose keine Behandlung und entsprechend auch keine Kosten... Ein paar hundert Blinde Versicherungsnehmer im Jahr kann man da gerne in Kauf nehmen, sind ja eh schon alle etwas älter.
Menschenverachtend, aber kostenbewußt. Der Amtsschimmel wiehert weiter in AOK-Grün.
Gute Reise, liebes Lazarettschiff. Fällt wohl nicht auf, wenn mit mir noch ein "Mann über Bord" ist!
Beam me down, Scotty!!