Bewertungen (226)
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Schöngeister mögen bemängeln, dass hier der Meeresgott Neptun - also ein Mann - ganz oben thront. Tritonische Gehilfen tragen die Gottheit auf weit überdimensionaler Muschelschale. Kleinkinder kraxeln mittig umanand - und das hoch anmutige Weibsvolk räkelt sich am Brunnenrande zu Füssen des Erhabenen. Auf gleicher Ebene: Meeresgetier und Reptilien. Ein etwas überkommenes Gesellschaftsmodell, wie uffm Affenfelsen. Gleichwohl gehört der Neptunbrunnen zu den prächtigsten Monumenten unserer köstlichen Hauptstadt.171.
Erschaffen zu wilhelminischer Zeit, aus Granit und Bronze, vom Architekten Reinhold Begas ragt diese Anlage 10 Meter in die Höhe. Een Jeschenke des Berliner Magistrats für Ihro Gnaden Wilhelm II. Standort war zunächst der Schlossplatz - vielleicht wird er das ja auch wieder, so in dreihundert Jahren. Vorläufig fließt das Neptunwasser jedoch zwischen der Marienkirche und dem Roten Rathaus. Und lockt jede Menge Touris an. Denn: die detailfreudige Ausführung erlaubt recht familiär - geradezu witzig - anmutende Foto-Perspektiven. Der angemessene Umgang mit dem bronzenen Nachwuchs muss sicher noch geübt werden, zumal in Anwesenheit einer Schlange und eines Krokodils. Na ja, Hauptsache die haben Spass. Und die allegorischen Nixen, welche die Flüsse Rhein, Oder, Weichsel und Elbe repräsentieren, passen ja auch auf. Und wenns gar zu bunt wird, haut der Chef mit dem Dreizack dazwischen.
Gewidmet unserer Nike.
mit vorzüglicher Hochachtung, Sir Thomas
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Heinrich Zille: scharfsichtiger Beobachter und völlig unromantischer Chronist von Armut und Elend, aber auch unverwüstlichen Mutterwitzes - speziell aus Kindermunde - im Umfeld der kleinen und der janz kleinen Leute: der Berliner Arbeiter, Tagelöhner, Ganoven und Huren zu wilhelminischen und Weimarer Zeiten. Schwieriger bis katastrophaler Familien- und Sozialverhältnisse. Rauher Herzlichkeit, Lachen aus Verzweiflung, Berliner Kodderschnauze. Kurz: des Miljöhs. Nebenbei Fotograf, hauptsächlich Zeichner, Karikaturist (gerne bitterböse), Realist, lakonischer Charakterkopf - und nicht zuletzt Original und Vorzeigeberliner der Nachgeborenen. Ihm also ist dieses kleine, 2002 eröffnete Museum im Nikolaiviertel gewidmet.172.
Im Museumsshop vielerlei Devotionalien, Literatur und Nachdrucke in Klein- und Posterformat. Eintritt (etwas hoch gegriffen aber für das sehr touristische Nikolaiviertel scheinbar OK) 6 Euro, ermäßigt 5 Euro - in der Zeit von 11:00 bis 19:00, zur dunklen Jahreszeit bis 18:00. Man steigt die Haustreppe empor und erblickt zunächst ein großes Poster der Zigarettenfabrik Malzmann. 'Heinrich Zille Zigarette': der Meister (schwarzweiß) inmitten bunt gezeichneter Raucherporträts. War der Mann qualifizierter Kettnraucha, oda wat? Auch etliche Brauhäuser und Kneipen, u.a. die nebenan befindliche Zille Destille bedienen sich - vermutlich ungefragt - seines Namens. Regelmäßiger Kneipengänger war der Mann definitiv - allein schon zum Studium und diskreten Skizzieren der oben genannten Sujets.
Jut denn: in den Museumsräumen finden sich etliche Zeichnungen, Briefe, Litho- und Fotografien im Original. Dazu Zeitschriften (Ulk, Simplicissimus), in denen Zille-Zeichnungen veröffentlicht wurden - und einige Vitrinen mit zeitgenössischer Literatur wie 'Berliner Jören' und natürlich 'Zille sein Miljöh'. Dies allein wäre ein wenig wenig - man könnte sich im Museum durchaus noch Alltagsgegenstände aus dem Leben der Miljöh-Angehörigen vorstellen. Im kleinen Vorführraum des Hauses wird jedoch regelmäßig ein Dokumentarfilm über den Meister gezeigt. Dieser ist sehr informativ, erhellend und von klassischen Zille Bonmots durchsetzt: 'Halt stille, der Pinselheinrich will dir maln'. Und rettet hier den vierten Stern.
... oder auch doch nicht (Nachtrag 30.11.) Nach nochmaliger Durchsicht und Vergleich mit andern 'Viersternern': Nüscht jejn Zillen, aba ick denk ma, hier tun's ooch dreie.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
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Vom Motel One gibt es mehrere Ausfertigungen in der Hauptstadt und auch im Auslande. Für Erkundungen im Touri-Zentralbereich empfiehlt sich das Haus am Spittelmarkt, welches direkt an der Museumsinsel liegt und über die gleichnamige sehr nahe U-Bahn Station bestens an die übrigen Hauptstadtsehenswürdigkeiten angeschlossen ist. Man kann natürlich auch - wie der Autor - eine Stadtwanderung entlang der Leipziger Straße zum relativ nahen Potsdamer Platz, dem von dort aus nahen Brandenburger Tor, Reichstag, Kanzlerinnenamt, dem von dort wiederum relativ nahen Haus der Kulturen, Schloss Bellevue, Gold Else unternehmen... jut dann ist man schon ein Stück weit weg, aber die BVG kriegt den Heimtransport schon problemlos hin.173.
Die hoteleigene Tiefgarage hält 33 Stellplätze bereit, was für ein zehnstöckiges Haus etwas knapp kalkuliert ist. Die Typbezeichnung Motel - da denkt man aber sowieso eher an irgendwelche drive in Kaschemmen in Texas - ist hier also eigentlich nicht ganz angemessen. Die Übernachtung fürs Automobil wäre mit 15 Euro zu Buche geschlagen.
So stand ich also zunächst vor verschlossenem und unkooperativem Rollgitter, musste anschließend aber nur kurz herumkurven und hatte wohlweislich auch nur leichtes Gepäck dabei. Denn es finden sich einige große Parkhäuser in der Nähe. Die Suche am Straßenrand scheint zwecklos und ist als Dauerlösung für einen mehrtägigen Aufenthalt sicher nicht zu empfehlen.
Buchung auf Empfehlung unserer hochkompetenten Kollegin Nike - und sinnvollerweise übers Internet. Die dort einzugebenen Daten finden sich beim Einchecken (ab 15:00 Uhr) an der Rezeption auf dem Anmeldeformular wieder, welches dann nur noch zu unterschreiben ist, Kreditkarte vorzeigen - fertig. Alles sehr zügig und jut orjanisiert, da hab ich auch schon Anderes erlebt. Also in anderen Hotels. Checkout (bitte bis 12:00 Uhr) ebenfalls ohne überflüssige Formalismen: Zimmer-Schlüssel-Karte übergebend 'Ich muss mich verabschieden'. Rezeptionsdame: 'alles klar'. Zwei Sekunden - neuer Rekord.
Das Haus ist einheitlich durchgestaltet - in dunkelbraun / türkis. Gilt auch für die Berufskleidung des zahlreichen und freundlichen Hauspersonals. Ich finde dies in der One Lounge, in welcher auch das ausführliche Frühstück vom mittelprächtig sortierten Buffet eingenommen wird (7,50 Euro) einen Tick ungemütlich. Aber vielleicht bin ich ja mit 60 ein cooler Designtyp, der genau hier reinpasst. Design auch im Zimmer (69 Euro, Doppelzimmer ab 84 Euro): offenes Regal und Garderobenstange mit Kleiderbügeln statt Bauernschrank, hochwertiger Flachbildschirm, der nach Einstecken der Zimmer-Schlüssel-Karte in die dafür vorgesehene Stromzufuhr Aquarienbilder mit Sphärenklängen von sich gibt. Auch richtjet Fernsehn reichlich vorhanden, aber dafür sind wir ja nicht hier. Ambiente insgesamt recht cool: nix Verpieltes oder Überflüssiges. Bett jut. Queensize. Kostenloses WLAN funktioniert tadellos und mittels Zugangscodes auf dem Anmeldeformular. Allerdings ist die Verbindung laut PC 'unsicher', also besser Vorsicht mit den Pornoseiten. Badebereich mit edlem Granit ausgekleidet, Schüsselartiges Waschbecken, Haartrockner und Pflege-Grundausstattung (auch an der Rezeption nachzuordern) vorhanden - allerdings keine konventionelle Seife. Angenehm sanfte Regendusche. Alles sehr gepflegt - wie übrigens das ganze Haus, soweit ersichtlich. Trotz achtspuriger Leipziger und gut ausgelastetem Haus: himmlische Nachtruhe.
Die One Lounge verfügt natürlich über eine - teure - Hotelbar inkl. Aperol und reichlich Ledergarnituren zum Rumfläzen. Für gutes Wetter ist auch eine Außenlounge mit chilliger Ablagemöblierung vorhanden.
Für den Kurztrip gibt es vermutich nichts Besseres (Lage, Preis/Leistung, Effizienz) in Zentralberlin. Bei längeren Aufenthalten wäre etwas mehr Zimmermöblierung für die dann zahlreichere Kleidung und auch etwas Abwechslung im Buffet wünschenswert.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
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Ein lauschig gelegenes, gepflegtes und geräumiges Lokal mit flottem und freundlichem Service. Aufgrund exzellenter Vorarbeit des NCT hatten wir sehr ausgehfreundliches Wetter und versammelten uns an einem der Tische im Außenbereich des Shaan (laut Webseite immerhin ca. 100 Plätze, kam mir etwas weniger vor)
Eingangs gab es Papadam (runde, dünne knusprige Brotfladen) mit drei verschiedenen Dips, von denen die rote Materie ein nichtssagender Ketchup, die weißliche Substanz etwas minze-Joghurthaltig und durchaus erfrischend und die grüne Sauße von angemessener aber noch ungefährlicher Schärfe war.
Die hühnchenhaltige Mulligatawney Suppe ist sehr schmackhaft und empfehlenswert. Reis zum Nachbestellen, später auch noch leckeres Brot der fluffigeren Art.
Bei den Hauptgerichten ist die Kennzeichnung 'scharf' auf der Speisekarte leider überflüssig. Auch auf mehrfache Bitte um 'ordentlich pep' war mein Chicken Madras von gnadenlos eingedeutschter Milde, welche man leider auch von vielen Chinesen und Thailändern kennt. Das kann man mit mir nicht machen, vgl. skeptischer Gesichtsausdruck im Bildmaterial. Da muss der Chef G. Singh dringend für ein wenig südindisches Feuer in der Küche sorgen. Daher - und weil die Hauptspeise nun mal der Hauptaspekt bei einer Restaurantbewertung ist, sind leider nicht mehr als drei Sterne drin.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomasgeschrieben für:
Indische Restaurants / Restaurants und Gaststätten in Berlin
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Einer der Gründe, sich als Touri in Leipzsch so richtig wohl zu fühlen.175.
Am unruhigen Ende des Barfußgässchens (leicht nerviger Junggesellenklamauk) lockt eine Vielzahl gelber Sonnenschirme an eines der freien - es war noch früh am Abend - Tischlein. Binnen Minuten wurde die Bestellung entgegengenommen und noch bevor das vorweg kredenzte große Köstritzer auch nur halb geleert war, stand bereits der Teller mit köstlichen Panzerotti - Teigtaschen an Miesmuscheln und Rucola zum Verzehr bereit. Ein Zweitköstritzer hinterher und schon war eine solide Grundlage für den weiteren Abend gelegt. Unterhaltsamer Leute - Beobachtungsposten. Service: sehr flott, sehr freundlich und sehr hübsch.
Das Speisenangebot:
ab 9:00 große Frühstücks-Auswahl von französisch-karg (2,50 Euro) bis Lachs-komplett (7,20 Euro) Sodann Salate, Suppen, Lachsfilet, Hähnchencurry, Steaks, Pasta (s.o.), Chili con Carne, Burger, Kinder, äh.. also Kinderteller, Baguettes, Ciabatta, Kuchen und Torten.
Flüssigtreibstoff:
alle gängigen Kaffeevariationen inkl. Irish Coffee, Tee, kalter Anti-Alk incl. selbstgemachter Limonaden. Fass- und Flaschenbiere sowie alberne Biergemische, überraschende wenn auch nicht überkandidelte Auswahl an Weiß- und Rotweinen. Dafür aber Taittinger Champagner zu 85 Euro. Dafür dann aber eher wenige Whiskysorten. Schnäpse, natürlich: Cocktails, Shakes mit und ohne Eis, Bowle je nach Saison.
Der Jazzkeller des Hauses scheint einen Besuch wert zu sein: Mittwochs ab 20:00 ist Piano Boogie angesagt, Freitags und Samstags ab 22:00 Jazz / Funk / Disco. Auch sonst ist dies eine Top-Clubadresse der Stadt. Sagten sich immerhin auch schon die Temptations, Maceo Parker und andere Promis aus dem Musikbusiness.
Also: demnächst gerne wieder, dann vermutlich inklusive Jazzkeller
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
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Athena, auch Athene ist natürlich hauptamtlich vielbeschäftigte Schutzgöttin Athens, im Nebenjob (unter anderem) aber auch Herrin des Handwerks, wie es in diesem kleinen Köln-Deutzer Gyrostempel gar löblich praktiziert wird. Neben dem griechischen Klassiker in verschiedenen Variationen gibt es auch anständige Pizzen, Currywurst, Beilagen und Salate. Übliche Getränke aus der Kühlvitrine. Im geräumigen Inneren lässt sich gepflegt tafeln, aber mein Mittags-Mitesser und ich nehmen gewöhnlich an einem der Tischlein vor der Türe Platz. Auch wenn man dort schonmal mitten im Strome der heimwärts eilenden Schüler-Horden speist.176.
Schon beim zweiten Besuch hieß es 'Hallo Jungs' und der Chef Petros ist mit erkennbarem Enthusiasmus am Werke. Bei meiner ersten Bekanntschaft mit dem sehr empfehlenswerten (!!) XXL-Burger nahm er den Autor beiseite und sprach: 'Das amerikanische Zeug ist doch alles Scheiße. Die besten Burger gibt's nur hier!' Seescher, die sind bestimmt auch schon in den Schriften des Aristoteles erwähnt. Aber egal, Sehr solide Qualität, großzügige Portionen, ruppiger Charme des Patrons: 'So jetzt mal Alle, die schon bestellt haben, nach hinten weggetreten. Was?? Du bist noch nicht dran, setz dich da hin und lies erstmal Zeitung' Gottlob kein weichgespülter Dienstleistungs-Gnom, sondern eher Rock n'Roller. Besonders, wenn es mal etwas voller im Lokal wird. Auch der bedeutend stillere Kollege und die manchmal anwesende Dame des Hauses sind freundlich und fix.
Preise zivil. Auch bei telefonischer Bestellung und Nahrungsanlieferung per Gyrostaxi. Guter Gesamteindruck, empfehlenswertes Lokal.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
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Eine der zahlreichen unkomplizierten und günstigen Einkehrmöglichkeiten - nicht nur zur Mittagspause - auf der Deutzer Freiheit.177.
Auch hier (vgl. Düxer Grill) zunächst ein Köln-kultureller Exkurs als Aperitiv: Schäl Sick (etwa:sehbehinderte Seite) bezeichnet - etwas abwertend - die rechtsrheinisch gelegenen Stadtteile der Colonia. Über die Herkunft dieses Begriffes sind mehrere Thesen in Umlauf. Am gernsten erzählt wird die Geschichte mit den Treidelpferden, die in vorindustrieller Zeit am linken Rheinufer irgendwelche Kähne hinter sich herziehen mussten. Zum Schutze vor Blendung durch den sonnenbeschienenen Rhein hat man den Tieren das jeweils fluss-seitige Auge mit Scheuklappen versehen. Spötter behaupten: damit die geplagten Zossen nicht auch noch 'das Elend' mit ansehen müssen. Inzwischen trägt man in Köln-Ost diese Bezeichnung jedoch durchaus mit Stolz.
Aber wir wollten ja essen gehen. Das diesbezügliche Programm enthält:
Döner vom Kalb oder Hähnchen, Falafel, Türkische Pizza, Grillgerichte (Hähnchen- und Hackfleischspieß, Suppen, Pide (belegte Teigschiffchen), Burger, einige Pizzen, Wuchst und Fritten. Und - nur der Vollständigkeit halber - Salate. Auch Menü-kombinationen und die besonders günstigen 'Schüler-Menüs' (es befinden sich einige Lehranstalten in relativer Nähe) zu 5 Euro. Das wären dann 6er Nuggets, Hähnchenschnitzel oder ein Döner-Sandwich, jeweils mit Pommes und Kaltgetränk. Sicher nicht die ausgewogenste Ernährung fürs darob pummelige Jungvolk.
Die Qualität der Speisen ist annehmbar und das muss sie angesichts der nahen und zahlreichen Konkurrenz auch sein. Das gleiche gilt fürs faire Preisniveau.
Alles zum Mitnehmen oder Verzehr vor Ort. Das Lokal ist gepflegt, aber nicht sehr geräumig und für meinen Geschmack auch etwas zu laut vom dröhnenden Radioprogramm beschallt. Fazit: OK, solide, zudem freundliche und fixe Thekenmannschaft.
Sternzeit 19.09. Nachtrag und Korrektur:
Bei weiteren Besuchen jeweils löblich gespeist, Radio zuletzt leiser. Es fehlen noch Nuancen zum Düxer Grill - aber kein ganzer Stern. Daher Upgrade zum Viersterner im Guide Michelin de la Friture
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
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Nach viermaligem Passieren des gut besuchten Barfußgässchens endlich ein freies Tischlein in der hinteren Reihe der beschirmten Terrasse des Kildare erblickt und daselbst Platz genommen. Es gibt keine bessere taktische Position für die Betrachtung des pausenlosen Defilées, welches diese Leipziger Partymeile durchströmt. Freundliche Atmosphäre, irische Fähnchen zu Häupten der Gäste - so let the good times roll.178.
Meine Standardbestellung, bestehend aus einem Cider und - zunächst - einem Pint (0,5l) voller Guinness wurde von der freundlich-kumpeligen Blondine des Hauses mit der Feststellung: 'Nü, wir fangen aber erstmal mit dem Cider an, ne?' quittiert. Im Laufe des Abends erwies ich mich jedoch als qualifizierter und zuverlässiger Trinker. Die aus der sehr reichhaltigen Speisekarte georderten Nachos mit hot cheddar dip (es stehen mehrere Dips zur Auswahl) waren sehr großzügig portioniert und wohlschmeckend. Und bedurften selbstverständlich weiterer Pints o'Guinness zum Hinunterspülen. Am Nebentisch hielten sich welche stundenlang an je einem einzigen Weinglas fest. Meine darob freundlich vorgetragene Kulturkritik mündete in keine ausufernde Diskussion - man war mit sich selbst beschäftigt und in offenbar anregendere Gespräche vertieft. Zur Rechten wurde wenigstens Cider (Magners) konsumiert, allerdings auch in Zeitlupe. What shall's - die Augen gerade-aus lohnt sich sowieso mehr. Gar einige Blicke von aparten Sächsinnen aufgeschnappt, die gegen Mitternacht natürlich noch hübscher wurden. Aber ich entschweife.
Das Haus verfügt über fast alle erwartbaren Getränke, auch helle Biere aus Fass und Flasche, viele Cocktails, sehr erfreuliches Whiskysortiment. Mittagstisch zu zivilen Preisen, ansonsten sehr viele Snacks incl. Fish and Chips, auch Pfannengerichte mit Whisky Creme Sauce, Steaks, Burger, Baguettes, Suppen, Salate, Desserts
Urig gemütlicher, etwas gewölbeartiger Innenraum und separate Raucherlounge in Dunkelholz / Moosgrün, mit Kamin und eigener Bar - auch für private Feiern zu buchen. Pub-Shop mit Schirmen, Mützen, Geldbörsen und Ähnlichem. Whisky Tastings der durchaus ambitionierten Art im Hause.
Öffnungszeiten täglich ab 12:00 bis... keine präzise Erinnerung, aber jedenfalls ausreichend.
Zum Abschluss bitte einen 'Lebowsky'. Die strahlend schöne Blondine des Hauses: 'Das ist das mit dem Kahlua, oder?' Richtig. Und richtig lecker. Rechnung beglichen - und das Tischlein war 5 Sekunden nach meinem Abmarsch schon wieder besetzt. Ein wundervolles Etablissement, auch für Alleinreisende. Mit Murphys Stout - anstelle des weitaus weniger empfehlenswerten Murphys Red - hätte es fünf Sterne gegeben.
mit freundlichen Grüßen, Sir Thomas
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Jawoll ! Ein Etablissement, das seinen Namen zu Recht trägt. Nach längerem Besichtigungs-Fußmarsch durch das großzügig besonnte Leipzig gar dringend und mit den Worten: 'ich brauch mal einen richtig großen Becher' eingekehrt und freundlichst beraten worden. Die Eissorten-Auswahl an der Theke (ca. 10) kommt nicht an mein heimatliches Eiscafe ran, doch sind der Kreativität im Hause Eisträumerei anscheinend keine Grenzen gesetzt.179.
Also: Zitrone, Heidelbeer, Mango und - für den neugierigen und fortgeschrittenen User: Bier (!) Genauer: Radeberger. Bedienung: 'Uuii, das schmecken Sie raus?' In der Tat (steht außerdem auf der sehr ausführlichen Eiskarte unter Kaltgetränke. Nach dem ebenfalls dort aufgelisteten Rothaus Tannenzäpfle hat es definitiv nicht geschmeckt)
Also, ein reiner Bierbecher wäre nix für mich, jedenfalls nicht in Eisform. Aber Geschmack und Qualität aller genossenen Sorten sind über jeden Zweifel erhaben. Aufgrund Anregung durch die sicherlich zahlreiche Kundschaft wird in der Eiswerkstatt des Hauses regelmäßig ein 'Wunsch-Eis' kreiert. Caipirinha und Schwarzbier (hoffentlich Köstritzer oder Eibauer) hab ich leider verpasst. Zur Zeit läuft Birnen-Holunder-Sorbet, solange der Vorrat reicht.
Eisbechervariationen inkl. Kinderbecher in großer Vielfalt, Shakes, Eiskaffee, italienische Kaffeevariationen aus Varese, etliche Teesorten, Wasser, Fruchsäfte, Wein, Sekt und die genannten Biere. Ferner im Angebot: selbstgebackener Kuchen, Waffeln, Panini und Quiche.
Der Hochgenuss erfolgt wahlweise im Lokal oder auf der Terrasse. Wobei die Riebeckstraße nicht die allerlauschigste Umgebung ist, aber man kann es sich hier wirklich verdammt gut gehen lassen.
mit vorzüglicher Hochachtung, Sir Thomas
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Hier nun also die in meiner Völki - Bewertung angedrohte zweite Arbeit zum Thema 'Völkerschlacht bei Leipzig'180.
Was bisher geschah: Preußen ist besiegt und besetzt. Ca. 190.000 Soldaten unter dem Kommando des Kaisers der Franzosen verschanzen sich am 16. Oktober 1813 in und um Leipzig. Über 200.000 Mann der gegnerischen Koalition, bestehend aus Verbänden aller europäischen Großmächte, umzingeln die Stadt. Stundenlange Artillerieduelle, hin- und herwogende Angriffsbemühungen und gegen Abend der voreilig per Sonderkurier verkündete französische Sieg. Am darauffolgenden Sonntag herrscht Waffenruhe und man bemüht sich um die notdürftige Versorgung der bereits nach zehntausenden zählenden Verletzten. Die Stadt wird eilig verbarrikadiert und auf eine Belagerung vorbereitet. Verluste können die Franzosen und deren Hilfstruppen nicht ausgleichen, während die Alliierten 100.000 Mann Verstärkung heranführen und am Montagmorgen die Kampfhandlungen wieder aufnehmen. Am Abend erkennt Napoleon die Aussichtslosigkeit seiner Position und lässt seine kampfstärksten Verbände, sowie Zivilpersonal über die nach Westen führende Elsterbrücke aus der Stadt ausrücken. Die verbliebenen 30.000 Mann an Hilfstruppen können dem am nächsten Morgen beginnenden alliierten Generalangriff keinen ernsthaften Widerstand bieten. Eine preußisch-russische Armee unter General von Blücher stößt von Norden auf die Stadt vor. (Der Oberkommandierende empfängt später den Dank König Friedrich Wilhelms III für die Erstürmung der Stadt) Dies ist der Moment am 19. Oktober 1813, der auf dem 3500 Quadratmeter großen Panorama des Künstlers Yadegar Asisi dargestellt wird.
Der Betrachter erblickt aus der Perspektive des Daches der Thomaskirche die penibel rekonstruierte und äußerst detailreich erfasste Leipziger Innenstadt nebst brennendem Umland im Maßstab 1:1. Die Zerstörungen halten sich in Grenzen, aber die Stadt ist voller Truppen, teils abrückend, teils zur Siegesparade antretend. Voller Verwundeter und Sterbender. Voller Aufruhr und Chaos. Allerdings erkennt man auch gepflegte Gartenanlagen und einige heute noch existierende Gebäude, nicht zuletzt das alte Rathaus und die Kirchen.
Die Beleuchtung folgt einem etwa halbstündigen Tag- und Nachtzyklus.
Die Beschallung trägt erheblich zum doch recht aufwühlenden Gesamteindruck bei: man vernimmt Kanonendonner, Hufgetrappel und Pferdewiehern, Rufen und Schreien - und auch leisen französischen Soldatengesang.
Die Stadt Leipzig hatte zur Zeit der Völkerschlacht mit ihren mindestens 500.000 Kombattanten nur 35.000 Einwohner. Eine lange Belagerung mit fortgesetzten Kämpfen hätte zur völligen Zerstörung der Stadt geführt - und zu noch mehr als den verheerenden 92.000 Todesopfern durch die Schlacht selbst und die anschließende Typhusepidemie. Die Versorgungslage unmittelbar nach dem historischen Ereignis ist katastrophal und Leipzig wird sich erst viele Jahre später halbwegs von der Völkerschlacht erholt haben.
Die Recherchen, Vorbereitungen und Zwischenschritte für dieses grandiose Werk haben 5 Jahre in Anspruch genommen. Viele Szenen wurden mit bis zu 400 authentisch gewandeten und ausgerüsteten Komparsen nachgestellt, aufwendig fotografiert und in das Gesamtpanorama eingepasst. Dasselbe wurde dann auf 37 große Stoffbahnen gedruckt und im Inneren des alten Leipziger Gasometers montiert.
Yadegar Asisi ist Geo (besonders: Geo-Epoche) Lesern bereits als Illustrator des antiken Rom und anderer historischer Themen bekannt. Sowohl in Leipzig als auch andernorts waren und sind weitere 360°- Großpanoramen des Meisters zu sehen, z.B. Mount Everest, Pergamon, Amazonien, Residenzstadt Dresden oder die Berliner Mauer. '1813' darf als Opus magnum des in Leipzig aufgewachsenen Asisi und seiner Mitarbeiter gelten.
Die begleitende Ausstellung, die um das eigentliche Panorama herumführt, zeigt Leipzig als Handels-, Wissens-, Musik-, Verlags- und Bürgerstadt. Über die Entstehung des Großbildes informiert eine Filmdokumentation im Auditorium des Panometers.
Öffnungszeiten:
bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 10-19 Uhr,
ab November: Dienstag bis Freitag 10-17 Uhr, sonst 10-18 Uhr
Montags geschlossen
Eintritt 10 Euro, ermäßigt 8,50 Euro, Kinder 5 Euro
Führung: 3 Euro, Ferngläser 2 Euro Leihgebühr
Das multimedial aufbereitete und begleitete Antikriegsgemälde '1813' im Panometer in Leipzig: Großartig. Erschütternd. Und das Beste, das ich hier bisher mit Sternen versehen durfte.
mit besonders vorzüglicher Hochachtung, Sir Thomas