Bewertungen (81)
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Die Sülchenkirche ist eine spätgotische Saalkirche mit polygonalem Chor und einer hölzernen Flachdecke.11.
Architektonisch nix besonderes und so etwas gibt es hier im schwäbischen Raum wie Sand am Meer.
Damit könnte mensch es bewenden lassen, Ende der Beschreibung.
Aber die ganze Sache ist ein wenig komplizierter und spannender:
Das spätgotische Kirchlein in Sülchen am Rande des heutigen Rottenburg am Neckar hatte eine äußerst prominente Bauherrin(!).
Nämlich die kurpfälzische Prinzessin Mechthild von der Pfalz (1419-1482), aufgewachsen in der Universitätsstadt Heidelberg, verheiratet mit dem Grafen Ludwig I. von Württemberg und Mutter des allhier hochverehrten späteren Herzogs Eberhard im Barte.
Nach dem Pesttod ihres ersten Männe und als Mutter von fünf Kindern heiratete Sie mit 33 Jahren ein wenig überraschend den deutlich standeshöheren Erzherzog Albrecht VI. von Österreich, den Bruder des damaligen Kaisers Friedrich III.
Im Jahre 1463 war Sie im Alter von 44 Jahren bereits wieder Witwe und bezog im vorderöstereichischen Rottenburg am Neckar ihren Witwensitz und baute "ihre Residenz" zu einem Musenhof aus.
Die erste deutsche Übersetzung des "Dekameron" veranlasst sie...und die Kirche von Sülchen sollte ihre Grablege werden....
Daraus wird dann nix, denn heute liegt sie neben ihrem Sohn Eberhard im Barte in der Stiftskirche zu Tübingen, übrigens gehen die Gründungen der Universitäten Freiburg 1457 und Tübingen 1477 auf ihre Initiative und Willensstärke zurück.
(Obwohl ihr Sohn Eberhard im Barte und ihr zweiter Mann Albrecht bis heute als jeweiliger Unigründer in den Annalen stehen....)
Das spätgotische Sülchenkirchlein darbte dann in den folgenden Jahrhunderten als Friedhofskirche am Stadtrand von Rottenburg am Neckar dahin.
Aber plötzlich und unvermittelt steht das Kirchlein wieder im hellen Scheinwerferlicht der - zumindest regionalen - Geschichte:
Im 19. Jahrhundert entsteht mit Napoleons Hilfe das Königreich Württemberg und - horribile dictu - sind nun auch katholische Menschen Untertanen dieses größeren Reiches....
Eine neue Diözese muss gegründet werden für die Altgläubigen und Rottenburg wird als Bischofssitz erwählt....
...und wo Bischöfe leben, sterben sie auch und eine repräsentative Bischofsgruft ist von Nöten... und wieder ist Sülchen ein Ort der Geschichte, denn hier wird nach vielerlei Wirrrnis die Gruft der Bischöfe unter dem Chor eingerichtet....und bis 2011 auch neun von ihnen bestattet.
----Fortsetzung folgt ----
1868 war es endlich soweit:
Die protestantischen Herrscher in Stuttgart erteilten huldvoll die Genehmigung für die Errichtung einer Gruft in Sülchen.
Ein wenig Pech war, dass man sich zu diesem Zeitpunkt nicht an den ursprünglichen Namen des Ortes erinnerte... Sülchen kommt wohl von dem althochdeutschen Wort "Sulika" = das Sumpfige......
Die Gruft lief voll... langsam aber sicher und im Jahre 2011 sollte saniert werden... der Wasserstand nach starken Regenfällen war nicht mehr akzeptabel...
Das war die Stunde der Archäolog*innen, die Grandioses ans Licht brachten und die Diözese hatte Geduld und Geld für diese Sisyphosarbeit....
Gefunden wurde eine Steinkirche aus dem 8. Jahrhundert und eine Nachfolgekirche mit drei Schiffen und Rundapsiden aus dem Jahr 1000....
...und das Ganze wurde auf ein Gräberfeld draufgepfropft das aus dem 6. und 7. Jahrhundert stammt!
Da kratzten sich die Archäolog*innen hinter den abstehenden Ohren:
1. Eigentlich gibt es keine Steinkirchen im Südwesten im 8. Jahrhundert, die sind, wenn überhaupt da, aus Holz.
2. Kirchen werden zu diesem Zeitpunkt nie und nimmer auf älteren Gräberfeldern, von sogenannten Heiden gebaut....
3. Warum baute jemand um das Jahr 1000 eine vergleichsweise riesige dreischiffige Kirche ins sumpfige Neckartal...?
Der Ort Sülchen musste zu diesem Zeitpunkt offenbar ein wichtiger Zentralort im Sülchgau gewesen sein...
Was wurde nun außerdem gefunden:
Im Untergrund der Kirche aus dem 15. Jahrhundert, die man bis acht Meter tief untertunnelte, wurden 80 frühchristliche Gräber aus dem 5. bis 7. Jahrhundert nachgewiesen und weitere 300 Gräber aus späterer Zeit- bis in die Barockzeit.
Eine Glockengrube für eine im Durchmesser 90 Zentimeter große Glocke für die Kirche um 1000.
Das gibt es nördlich der Alpen auch nicht sehr oft...
...und in den Gräbern der Frühchristen fanden die Archäologen den "Sechser im Lotto"...
Im Grab einer jungen Frau war ein rundes Schmuckstück mit einem Kreuz in der Mitte vorhanden. Hinweis für den "neuen" Glauben.
Gleichzeitig trug das Mädchen eine spätantike römische Münze unter der Zunge. Das machte man oder frau nur, wenn mensch glaubte, den Fährmann Charon, der die Toten über den Fluss Styx in die Unterwelt brachte, bezahlen zu müssen.....
Christin oder etwas anderes, oder der Übergang von einer Religion zur anderen?!
Hier wird erfahrbar, wann das Christentum in Alamanien Einzug hielt und die Initiatoren waren die Franken aus dem Norden....
Sülchen ist ein Ort an dem seit 1500 Jahren Menschen beerdigt werden - bis heute - und die an ein Weiterleben im Anderen glaubten.... egal an was sie glaubten...
Ein Ort zum Nachdenken und Innehalten.
Gruß Schroeder
P.S.
Die Kirche Sülchen und die neue Bischofsgruft ist tagsüber meist zugänglich, außer während liturgischer Feiern, Beerdigungen und ähnlichem....
Die Ausgrabungsstätte ist nur mit einer Führung zugänglich.
Anmeldung und Terminnachfrage:
Diözesanmuseum Rottenburg
07472-922180
museum@bo-drs.de
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Ja, ich habe eine Sucht.12.
Eine Büchersucht.
Phantasie, Wissen, Gefühle oder Witz, eingepackt zwischen zwei Deckeln mit möglichst vielen Seiten dazwischen, können mich sehr glücklich, sehr nachdenklich, aber meist auch ein wenig klüger machen.
Tübingen als Wohnort ist ein guter Platz für diese Sucht, denn die alte, kleine Universitätsstadt ist ein Bücherort mit großer und langer Tradition.
Schließlich wird allhier 1499 schon mal eine erste Universitätsbibliothek erwähnt und die Osiandersche Buchhandlung blickt auch schon auf ein Startup aus dem Jahre 1596 zurück.
Trotz aller Widrigkeiten der Zeitläufe war das kleine württembergische Residenz- und Universitätsstädtchen immer ein Hotspot der Bücherproduzenten und Bücherdealer.... (Cotta!!)
Heute im Zeitalter der im Internet vertickten Bücher und zunehmend digital verbreiteten Wissensformate ist die Osiandersche Buchhandlung hier der alles überragende Platzhirsch unter den noch dankenswert relativ breit gestreuten Kleinbuchhandlungen.
Hoffentlich wird es noch eine Zeit lang so bleiben...
Eigentlich meide ich deshalb bei meinen Suchtkäufen den Platzhirsch und decke mich gerne bei den kleineren "Marktbegleitern" ein, einfach aus solidarischen Gründen....
Eigentlich....
Aber Osiander mit seinen vier Filialen im Stadtbereich (die Schließung der Hauptfiliale in der Wilhelmstraße werde ich denen nie verzeihen... aber ich habe auch nicht Wirtschaftwissenschaften studiert...) ist schon ein Pfund!
Was man dort sucht, findet man meist oder wird einem bei Bedarf kostenlos per Öko-Tübingen gerechtem-Fahrradkurier nach Hause in den Briefkasten gestopft.
Das lässt mich die Verlockungen aus Amazonien kalt lächelnd vergessen...
Dafür ein großes Lob und ad multos annos, liebe Osiandersche Buchhandlung!
Ergänzung:
Seit Ende November ist die Filiale "Metzgergasse" quasi zum Hauptsitz aufgestiegen, da das alte Stammhaus im Univiertel geschlossen wurde.
Zeitgleich wurde gegenüber "Osiander kids" eröffnet (welch dämlicher Anglizismus!).
Gruß Schroeder
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Aus Tübinger Sicht liegt jenseits der berühmten, steilen "Blauen Mauer" der Schwäbischen Alb, wo sie langsam und milde ins Donautal hinabgleitet, das Kleine Lautertal mit dem Weiler Lautern, der heute zum künstlichen Zentralort "Blaustein" gezählt wird.13.
Das Kleine (es gibt auch ein Großes) Lautertal (also Eigenname...) durchzieht eine winzige, immerhin geteerte Verbindungsstraße aus dem Blautal kommend auf der man aber ungern einem anderen Auto aus der Gegenrichtung begegnet.
Wenn man das Tal allerdings von der "Tübinger" Seite erreichen will, verweist das Navi zögernd und mit vielen Warnschildern im Display auf die "Lautertalsteige" von Weidach hinab ins tiefe kleine Tal.
Ich glaube, das ist die einzige ungeteerte Piste im Ländle, die offiziell eine Ortsverbindungsstraße sein will...
Da staunt selbst der Einheimische und ohne meinen persönlichen Alb-Scout hätte ich das Wirtshaus wohl nie gefunden.
Das Kleine Lautertal ist ein Inbegriff der schwäbischen Alblandschaft, schroffe Kalkfelsen, Magerwiesen und Mischwälder malen ein wirklich romantisches Bild, das gerade im Herbst bezaubert.
Tief unten im Tal passiert man eine romanische Kirche, deren Ursprünge mal so aus dem 8. nachchristlichen Jahrhundert stammen sollen...
...und dann steht man vor dem alten Wirtshaus Lamm.
Solide Sprossenfenster, rote Holzläden und an der Wetterseite eine hölzerne Schindelfassade vermitteln spontan das Empfinden, hier ist es Wohlsein...
Hinter dem Haus sprudelt kräftig und fröhlich eine der schönen Karstquellen, die hier auf der Alb so typisch sind.
Im (Wirts-) Haus knarzt der alte Holzdielenboden und alles scheint ein wenig aus der Zeit gefallen, obwohl man mit dem zweiten Blick die liebevolle Restaurierung und die gefühlvollen Neuerungen erkennen kann.
Im Erdgeschoss erwarten den hungrigen Gast der kleine Raum am Tresen und der "Saal", wie ihn solche Häuser im letzten Jahrhundert fast noch alle hatten. Für den Ansturm der Ausflügler an schönen Wochenenden ist noch Raum im Obergeschoss.
Denn das wirtshäusliche Kleinod hat nur an drei Tagen in der Woche geöffnet (nämlich Freitag bis Sonntag), eine Internetseite leistet man sich nicht, warum auch, die Kenner und Insider strömen auch so...
Reservierungen hat man bitteschön ganz traditionell telefonisch zu erbitten.
Wir, die Lamm-Anfänger, fanden an diesem Samstagmittag nur noch mit viel Mühe ein Plätzchen vor dem Tresen und hockten uns staunend am schönen Holztisch auf Ulmer Hocker, die jeden designaffinen Menschen mit der Zunge schnalzen lassen, stammen sie doch aus der Werkstatt der legendären Ulmer Hochschule für Gestaltung, die bis 1968 Maßstäbe im deutschen Design entwickelte.
Old Style trifft auf klassische Moderne mitten auf der Alb.... wow!
Die kleine Karte bietet traditionelle und regional typische Kost in großartiger Qualität.
Most ist natürlich hier das obligatorisches Getränk, weniger mutige Gäste aus dem weiteren Umland können lokales Bier oder die großartigen Weine aus dem nicht fernen Remstal verkosten.
Das Rindergulasch mit Spätzle, die hier schon Knöpfle heißen, war lange eingekocht und so zart wie man es selten bekommt.
Auch die unnötigerweise - wegen der servierten Menge an Gulasch - georderte Flädlesuppe war ein Traum von Rinderbrühe mit hauchfeinen, klein geschnittenen Pfannkuchen. (Hier ist nicht die "Berliner" Variante gemeint).
Die Preise sind moderat, aber angemessen und der kleine Biergarten unter alten Bäumen und die eiskalte Quelle der Lauter hinter dem Haus lassen auch kleinere Gäste die Wartezeit fröhlich überbrücken.
Eine Entdeckung und trotzdem kein Geheimtipp.
Dafür richtig gut, so wie das gesamte Ländle... ;-)
Gruß Schroeder
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Was erwartet den geneigten Besucher, den heimatverbundenen Einheimischen oder den jungendlichen Entdecker auf der Schwäbischen Alb?14.
Viele Stoiner, kaum Wasser, pittoreske Wacholderheiden mit (zunehmend weniger werdenden) Schafherden und Höhlen, Höhlen, Höhlen....
Allein zwölf Schauhöhlen buhlen im sogenannten GEOPARK Schwäbische Alb um Besucher*innen:
Die eine kann nur mit Booten befahren werden (das Wasser verkriecht sich in dieser Karstlandschaft nämlich in den Untergrund), die nächste schmückt sich mit glänzenden Tropfsteinen (Stalaktit und Stalakmit kann jeder schwäbische Erstklässler fehlerfrei deklamieren), in der nächsten schnitzten unsere Vorfahren aus Knochen und Elfenbein die ältesten Kunstwerke und die ersten Musikinstrumente der Welt (WELTKULTURERBE!) und gegenüber hausten Bären und Säbelzahntiger während diverser Eiszeiten im etwas wärmeren Untergrund des so heimeligen schwäbischen Mittelgebirges (höchste Erhebung: 1000 und zwei Meter).
Profihöhlenforscher durchstreifen die Kilometer langen Schächte kriechend, schwimmend oder tauchend (auch mal mit einem Mini-U-Boot) und verfolgen die Ströme des versickernden Donau- und Neckarwassers von heftig schüttenden Quelltöpfen der Blau oder der Ach aus.
Für Nicht-Profis ist die Laichinger Tiefenhöhle, diejenige mit dem höchsten Pseudo-Forscher-Erlebnis.
Denn hier kann man über Treppen und eiskalte und feuchte Leitern (acht Grad ist es hier zu jeder Jahreszeit kalt) in den Untergrund steigen, rutschen oder gleiten. (Platzangst sollte mensch nicht mitbringen, aber wasserfestes Schuhwerk und gegebenenfalls Handschuhe auch im Sommer).
Die Tiefenhöhle von Laichingen ist die einzige zur Schauhöhle ausgebaute Schachthöhle in Deutschland. Mit 80 Metern Tiefe und 1.253 Metern Gesamtlänge zählt sie zu den bedeutendsten Karsthöhlen der Schwäbischen Alb.
Die Pseudo-Forscher können auf immerhin 55 Metern Tiefe absteigen und dabei sind großartige unterirdische Hallen und steile Schächte zu entdecken.
Die Höhle wurde 1892 vom sogenannten Laichinger Sand-Mack entdeckt.
Johann Georg Mack war Sandgräber auf der Laichiger Alb (ein damals rarer Rohstoff auf dem Kalkgebirge), der sich wunderte, dass seine am Tag angehäuften Sandberge über Nacht immer wieder verschwanden.
Der Sand rieselte nämlich in die Spalten der Höhle und wurde nicht wie erst vermutet geklaut....
Sein 16-jähriger Sohn war dann der erste "Erforscher" dieser Höhle...
1906 war die Höhle dann bis an ihren heute bekannten tiefsten Punkt erforscht.
In den 1930er Jahren wurde sie zur Schauhöhle ausgebaut und elektrisch beleuchtet.
Seit 1975 gibt es einen künstlichen Ausgangsschacht, so dass die Höhle heute durch einen zweiten Ausgang verlassen wird.
Der Hauptteil der Höhle befindet sich im Massenkalk, einem massiven und ungeschichteten Kalkstein, der als Riff entstanden ist. An vielen Stellen kann man die Schwämme erkennen, die das Riff aufbauten. Die Höhle besitzt kaum Tropfsteine, hat aber eine Verbindung zum 15 Kilometer entfernten Blautopf bei Blaubeuren.
Ein kleines Museum zur Geschichte der Höhle mit den Funden und ein kleines Wirtshaus mit Biergarten und Spielplatz runden die Expedition in die Tiefe familien- und kindergerecht ab.
Gruß Schroeder
P.S.
Öffnungszeiten:
Palmsonntag bis Ende der Herbstferien in Ba-Wü
täglich 9-18 Uhr
Eintritt 2017:
Erwachsene 4€, Kinder 2,80€
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Es gibt hier auf diesem Portal schon eine einschlägige (zitierfähige) Bewertung der Klosteranlage von Zinna.15.
Einige Anmerkungen sind trotzdem noch denkbar, da auch der fulminante Kirchenraum Ende Juli 2017 wieder in Augenschein genommen werden konnte.
Die Gründung des Klosters Zinna wurde vom historisch bedeutsamen Magdeburger Bischof Wichmann initiert.
Erstens wollte er seinen neuen Besitz rund um Jüterbog politisch stabilisieren und die aufkeimende Macht der Askanier (vulgo "Markgrafen von Brandenburg") eindämmen, zweitens war mit der Ansiedlung eines Zisterzienserklosters in völlig unbrauchbarem Sumpfgebiet nach wenigen Jahren mit sehr erfreulichen Einnahmen zu rechnen.
Drittens fiel als Abfallprodukt dieser Überlegungen auch eine Eindämmung der ungläubigen (also nicht christlichen) Slawen in die Seelenwaage des überaus christlichen Bischofs...
Er musste ja nicht vor Ort den Unbill der Landschaft, den Hass der Slawen oder die körperliche Anstrengung des Aufbaus eines Klosters bewältigen.
Der Start der 13 Mönchlein aus dem Kloster Altenberg im Bergischen Land im Jahre 1170 war wohl ein harter, die Zinsterziensermönche des jungen, erst seit 1098 im lieblichen Burgund gegründeten Ordens, fanden riesige Sümpfe und Wälder in ihrer neuen Heimat vor.
Die dreischiffige Klosterkirche erschufen sie aus Granitfeldsteinen, die mühsam in Form gehauen wurden. Die Klosterkirche von Zinna ist somit ein einmaliges Beispiel einer spätromanischen Granitsteinpfeilerbasilika in Deutschland.
Die Innengestaltung ist ganz im Sinne der Zisterzienser schlicht.
Das Langhaus wird in sieben Arkaden gegliedert, deren viereckige Granitsteinpfeiler direkt ohne Ansatz aus dem Fundament wachsen.
Eine architektonische Sensation ist das linke Seitenschiff, das in einem Tonnengewölbe ausgeformt ist, und das, dass einzige Gipsgussgewölbe aus dem 13. Jahrhundert in Deutschland repräsentiert.
Die Jungs flochten in dieser Zeit Weidenkörbe in Form eines Gewölbes und füllten den so entstandenen Raum dann mit gebranntem Kalk aus... sensationell... und es "hebt" bis heute!
Im Laufe der Zeit wurde das große Langhaus mit Schlusssteinen dekoriert, die nicht im Sinne der schlichten zisterziensischen Ideale waren ...bildliche Darstellungen von Phönix und Pelikan...
Wunderbar ist die Ausstattung einer Seitenkapelle mit Bildnissen von Königen aus dem Alten Testament, die Reste des geschnitzten Gestühls im Chor und die Einwölbung in der uralten Sakristei.
Kleinode der Kunst!
In Zinna wandelt man auf den Spuren der christlichen Missionierung des Ostens im frühen Mittelalter.... geholfen hat es ja bekanntlich nicht viel... aber die Spuren sind bis heute die wunderbaren Kunstwerke.
Gruß Schroeder
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Wenn die Besa draußa hänged - wird der Schwabe fickrig....16.
Immer nur wenige Tage, immer nur im Frühjahr und im Herbst gibt es in Schwaben hier und dort eine hitzige Atmosphäre, meist mit totaler Enge, mit viele Leut, gutem Woi und schwäbischen Leckereien in Hinterhofkneipen, ausgeräumtem Garagen oder sonstigen urigen Plätzen nahe oder in den schwäbischen Wengerten...
Im Rest des Jahres ist der Schwabe ja ein sehr distanzierter Mensch, aber im "Besen", da wird er plötzlich kommunikativ, laut und sogar ein wenig proletarisch.
Man oder mensch darf nicht trödeln, wenn der "Besen" um 16 Uhr öffnet, ist um 16.15 Uhr jede Bierbank besetzt und die Horden verlangen nach Deftigem:
Wein vom jeweiligen Hofgut, Schlachtplatte mit Sauerkraut, Würstle, Maultaschen, Vesperbrettle oder überbordende Käse- und Wurstbrote sind hier obligatorisch.
Veganer und ähnlich veranlagte Menschen wurden hier noch nie nicht gesichtet.
Wildfremde Menschen jeglicher Coleur, die sich sonst nie treffen würden, finden hier zusammen.
In Tübingen nennt man das ein Treffen von Unter- und Oberstadt, Univolk und der Rest der Welt....
Beim Gugel, der auf gerade zwei Hektar Wein anbaut, ist das besonders schön und lautstark.
Das Essen mundet, das Rauschfleisch wird selbst geräuchert, das Sauerkraut ist deftig, die Würste kommen vom besten Metzger der Stadt und das Brot vom Schwärzlocher Hof, besser geht es nicht.
Gesättigt, leicht nassgeschwitzt, denn der Kaminofen bullerte und mit leicht dröhnendem Kopf macht man sich (mit dem Fahrrad) auf den Nachhauseweg... der Dornfelder war doch zu mild....
Termine 2017:
Frühjahrsbesen: 21.-29. April 2017
Weinfest: 18.-20. August 2017
Herbstbesen: 17.-25. November 2017
Öffnungszeiten: Montag - Samstag ab 16.00 Uhr, Sonntag ab 11.00 Uhr
Gruß Schroeder
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Ihr könnt auch schon hochkommen... ;-)17.
Winke , winke...
:-D
Der "Bahnhof" Tübingen-Derendingen ist ein Haltepunkt der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL).
Von hier erreicht mensch vom Hotspot Südstadt/Derendingen den Tübinger Hauptbahnhof mit einer Fahrzeit von kaum mehr als zwei Minuten und damit die Anschlüsse in die Metropolen der Welt......
Die Hohenzollerische Landesbahn ist ein nicht bundeseigenes Bahnunternehmen, das vom Land Baden-Württemberg und den ehemals preußischen Landkreisen Sigmaringen und Zollernalb betrieben wird.
Das Streckennetz beträgt 107 Kilometer auf eigenen Trassen und 123 Kilometer auf von der Deutschen Bahn gepachteten Gleisen und bedient weite Teile des Südens unseres Bundeslandes.
Die HzL wurde 1899 als "Actiengesellschaft Hohenzollern’sche Kleinbahngesellschaft" gegründet, um den zu Preußen gehörenden Regierungsbezirk Sigmaringen (Hohenzollernsche Lande) durch Kleinbahnstrecken zu erschließen.
Da die Hohenzollernschen Lande als lang gezogenes Territorium inmitten des Königreichs Württemberg lagen, hatte die Württembergische Staatsbahn mit ihren Eisenbahnstrecken bis zu diesem Zeitpunkt dieses „ausländische“ Gebiet lediglich auf dem jeweils kürzesten Weg durchquert und nur die beiden Kreisstädte Hechingen 1869 und Sigmaringen 1878 an das württembergische Eisenbahnnetz angebunden.
Bis heute ist die HzL ein wichtiges Verkehrsmittel für Berufspendler aus den eher strukturschwachen alten Hohenzollernschen Landen nach Tübingen, Reutlingen oder gar Stuttgart.
Anders herum nutzen viele Ausflügler aus den Städten die HzL als einigermaßen ökologische Anreise für Wander- oder Fahrradausflüge auf der Zollernalb.
Die Strecke ist nicht elektrifiziert, sondern wird von Dieseltriebwagen bedient.
Inzwischen fährt die HzL auch auf den Strecken Tübingen - Sigmaringen und der Bodensee-Oberschwabenbahn bis Friedrichshafen.
In den Sommermonaten werden auch historische Sonderzugfahrten mit alten Dampflokomotiven angeboten.
Gruß Schroeder
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"Wir verarbeiten ausschließlich18.
regionales BIO Getreide
und stellen jedes einzelne Stück in
Handarbeit in unserer
Backstube in Tübingen her."
Der Bäcker Gehr ist mein "jeder Tag Bäcker".
Schwäbisch "günschdig" ist hier nix, aber das was ich kaufen will, ist hier gut oder sehr gut.
Er hat die zweitbesten schwäbischen Brezeln Downtown (nach dem Bäcker Walker, der aber von mir aus leider am anderen Ende der Stadt liegt), die vermeintlich luftigsten Butter-Croissants und das wahrscheinlich beste Baguette rechts des Rheins, ein geniales Dinkelbrot mit krosser Kruste und samtig-saftigem Innenleben, Sauerteigbrote, die lange Ruhezeiten durchleben dürfen, bevor sie gebacken werden, die Dinkelseelen sind herrlich knusprig und die Laugenweckle haben hier um Umkreis Fans, die noch nicht mal laufen können....
Gebacken wird in der Großbackstube in der Sindelfingerstraße am Tübinger Stadtrand.
Verkauft wird an sieben Standorten in der Innenstadt, in vier Filialen in den Tübinger Ortsteilen und in fünf Geschäften in der umliegenden Pampa (Reutligen und so...)
Zum Backverfahren zitiere ich mal:
"Unterschiedliche Teige benötigen unterschiedliche Ofentypen.
Wir backen mit Stikkenöfen in die ganze Wägen mit Backwaren eingefahren werden. Diese Öfen arbeiten nach dem Umluftprinzip, ähnlich wie ein Haushaltsbackofen.
Freigeschobene Brote werden bei uns in Steinbacköfen gebacken. Bei diesen Öfen ist die Backkammer mit Schamottsteinen umgeben. Beim Backen geben diese Steine eine sehr gleichmäßige und sanfte Hitze ab.
Brezeln und Laugenbrötchen backen wir auf Stahlplatten bei ruhender Hitze. In diesen "scharfen" Öfen ergeben sich bei relativ kurzen Backzeiten gute Krusten und weiche Krumen."
Die bei Gehr verwendeten Stahlplatten beim Brezelbacken, verhindern die meist hohe Aluminiumbelastung bei Laugengebäck, wie sie leider in Bayern immer wieder nachgewiesen wurde....
Der Bäcker Gehr produziert natürlich auch Süßkram, von der Schneckennudel bis zum Hefezopf und auch andere Naschereien.
Da ich das nie kaufe, kann ich dazu nichts sinnvolles sagen.
Alles andere ist zwar nicht mehr die Produktion aus der kleinen Bäckerei um der Ecke, aber ich schätze die Qualität und das Denken hinter den Brotprodukten dieser Bäckerei sehr.
Der Bäcker Gehr gehört nicht unverdient zu den besten Bäckereien im Lande.
Gruß Schroeder
P.S.
Belegte Brötchen, Snacks und Varationen von Kaffee können in der Filiale an Sitzplätzen zu sich genommen werden, Tageszeitungen sind ebenfalls im Angebot und Öko-Bioeier werden auch noch von dem reichlichen und meist freundlichen Personal vertickt.
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Bernried bietet alles was der schwäbische Fremdling von einer oberbayerischen IDYLLE erwartet:19.
Fernblick auf die Ammergauer Alpen, Nahblick auf so einen eiszeitlichen Gletschersee - hier Starnberger genannt - und natürlich ne ordentliche barocke Kirche mit Kloster.
Früher bestimmten und residierten hier noble Augustinerchorherren, heute tummeln sich die Missions-Benediktinnerinnen im weitläufigen Klosterareal.
Ein paar wenige schöne Bauern- und Taglöhnerhäuser aus dem späten 17. Jahrhundert runden das Bild der oberbayerischen IDYLLE ab.
Wichtig für Sommerfrischler aus dem nahen Münchner Moloch und für die ausgehungerten Tagestouristen, die es wegen des Hotspots "Buchheim-Museum" am Rande des Dörfchens hierher verschlägt, ist der lebhaft besuchte Dorfgasthof "Drei Rosen".
Seit 1606 oder so, werden hier Gäste bewirtet, zumindest verkündet es so stolz das Wirthaus-Archiv. Familientradtion und Biertradition (Hacker-Pschorr!) werden hier hochgehalten und zelebriert.
Mich lockte das Werbeplakat: "Tagesessen: Karpfen gebraten mit Kartoffelsalat" in die rustikale Wirtsstube mit viel Holz und papierenen weiß-blauen Servietten....
Die Bedienung kam freundlich und zügig an den Tisch zum verbalen Vertragsabschluss über ein Mittagessen mit einem flüssigen Aperitiv der Marke "Hacker-Pschorr".
Kaum stand das "Helle" auf dem Holztisch, wurde auch schon - unangenehm überraschend schnell - der Karpfen geliefert:
Leider fett mit Panade ummantelt und somit als solcher kaum noch zu erkennen und zu erschmecken...
Schade, das hatte ich mir ein klein wenig anders vorgestellt...
Der Kartoffelsalat war ordentlich, der Rest schmeckte eher nach Fischstäbchen in Großformat.
Darauf noch ein zweites "Hacker-Pschorr" und ein freundliches "Vielleicht beim nächsten Mal wieder...."
Gruß Schroeder
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Das Dorf Böhringen hockt weit oben auf der rauhen Schwäbischen Alb, die hier Kuppenalb genannt wird.
Auf 800 und ein paar zerquetschte Meter muss man sich schon aus dem Neckartal hochschrauben, um die schöne Landschaft - Hochebene, Schafweiden, Wacholderheiden, im Winter arschkalt - erleben zu können.
Böhringen ist heute ein Ortsteil des künstlichen verwaltungstechnischen Örtchens Römerstein, das in den reformfreudigen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts von Stuttgart aus dekretiert wurde....
Ein paar Verwaltungsjuristen hatten wohl gehört, dass es eine versprengte und verwegene römische Legion bis hinauf die rauhe Alb geschafft hatte...
Außer einer schöner Landschaft, dem vermeintlichen Römerkastell und einem veritablen Dorfgasthof - dem wunderbaren Hirsch - gibt es nur noch wenig hier, wenn, ja wenn, hier nicht noch eine kleine Dorfbrauerei das Fähnchen des unbezwingbaren schwäbischen Familienunternehmens standhaft hochhalten würde.
"Bei uns, in Württembergs höchstgelegener Privatbrauerei im Herzen des Biosphärengebietes Schwäbische Alb, werden seit 1826 eine Vielzahl an untergärigen Bieren gebraut. Wir vereinen alte Handwerkskunst mit moderner Technik, verwenden regional angebaute Qualitäts-Rohstoffe und brauen unser Bier mit viel Liebe und Leidenschaft!"
Klein, aber fein, das ist das leidenschaftliche Motto der Brauerei und der heutigen Besitzerfamilie Spitzer, die die untergärigen Biere der alten Hirsch-Brauerei bis heute unter dem Namen "Böhringer Biere" extrem regional vermarktet.
Selbst bis ins nur 40 Kilometer entfernte Tübingen gelangt dieser edle Gerstensaft leider nicht.... obwohl das naturtrübe Kellerpils eine Wucht ist!
Bei liebevoll organisierten Brauereibesichtigungen kann die gesamte Leidenschaft des Teams hautnah erlebt und natürlich die süffigen Produkte, Urtyp, Kellerpils und Johannes Dunkel genossen werden...
Hoffentlich noch viele Jahre.....
Gruß Schroedergeschrieben für:
Brauereiausschank / Brauereien in Böhringen Gemeinde Römerstein
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