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Früher, ja früher, da war der Mensch ein in die raue feindliche Welt geworfenes Menschlein, der seine Sorgen, Ängste und Plagen nur vor Gott oder das vermeintlich alles sonst wie Heilende tragen konnte.41.
Wenn aber alles Beten und Klagen nichts half, dann machte sich das kleine Menschlein auf zu verheißungsvollen Orten, kasteite sich und wallte zu vermeintlich heiligen Stätten, um sein Seelenheil oder wenigstens sein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen.
Heute in unserer äußerst torkelnden Neuzeit verblasst das Heilige zunehmend oder läßt einen ganz und gar schaudern, aber seht das Rettende ist doch so nah.....
Leise flüstern die neuen bunten Götter von ihren Werbetafeln die aktuell gültigen Gebote:
"Kaufe Dir gute Laune, erlebe ungeahnte Glücksgefühle, sei zufrieden mit unseren Schätzen hiernieden, die du für wenige Penunzen erhälst...komme zu uns, wir wollen Dir nur helfen und dich ins neue Paradies leiten..."
Glück und Frieden findet der Schwabe und auch gerade die Schwäbin seit anno domini 2005 im Jahre des Herrn in Waldenbuch im tiefen schwäbischen Forst des Schönbuchs.
Hier ist ein wahrlich verheißungsvoller Wallfahrtsort entstanden, an dem des neu belebten aztekischen Götzen Xocolatl insbrünstig große Haufen von Euronenopfer dargebracht werden können.
Je größer das Opfer, desto reicher beschenkt der Götze den Wallfahrer oder die Wallfahrerin mit seinen ewig heilenden Schätzen....
Die Heilsversprechen sind im Normalfall quadratisch, praktisch und gut, nett bunt und auch ökologisch verpackt und für die Heilsuchenden überaus günstig, gerade deshalb wird er - der Schokogötze - in Schwaben besonders stark und inbrünstig verehrt....
Xocolatl ist allerdings auch ein wirklich netter Götze, so bietet er den ganz Armen und besonders Bedrückten kleine und extrem preiswerte Heilsbringer, die weniger als 100 Gramm wiegen mit Segen spendendem Rumaroma für den heilenden Rausch oder mit leichten Fehlern bei der Produktion unter dem Reliquiennamen "Bruchschokolade"....
Rundrum ein erfüllender Ort mit wirklich verkaufstüchtigen und seelenbalsamspendenden Hetären an den Kassen.....
Erleuchtet und glücklich grüßt Schroeder
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Heideblitz, was isch denn des au wieder!?42.
Falsch zusammengesteckte Legohäuschen, notgelandete Ufos oder explodierte Dampfkessel?!
Nein, das ist Kunst, Architektur und Design im Highend-Bereich und mitten aus der Jetztzeit!
Jährlich 300.000 enthusiasmierte Besucher und Besucherinnen und ein fröhlich florierender Konzern zeugen davon.....
Alles begann hier mit einem Stuhl und einer Brandkatastrophe...
Phoenix aus der Asche ist nicht zu hochgegriffen....
...und jetzt steht im wirklich nicht atemraubenden Weil am Rhein ganz unten im Ländle (badischer Teil, Ehre, wem Ehre gebührt...) ein Dessau 2.0 und die Fortsetzung der Bauhaus-Idee mit den Mitteln und Sichtweisen des 21. Jahrhunderts....
Es war ein mal ein kleines schweizerisches Ladenbaugeschäft der Famillie Fehlbaum dessen Patriarch Willi (sic!) eine Reise tat - nach New York, Anfang der 1950er Jahre und dort im Kunst- und Designnabel der damaligen Welt traf ihn der Schlag der Erkenntnis mittels eines Stuhlbeines.
Solche genialen Stuhlentwürfe, wie die von Charles und Ray Eames wollte er auch im bräsigen Europa der Nachkriegszeit verticken am besten an die zunehmend reicher werdenden Deutschen und Schweizer...
Lizensen wurden erworben, Entwürfe gemacht, Produktionen aufgebaut und fleißig expandiert vom neunen Standort Weil am Rhein in der neuen BRD grenznah zum vertrauten schweizerischen Heimatgefilde.
Die Vitra Stuhlproduktion wuchs und gedieh bis Anfang der 80er Jahre, dann kam fast das Aus aller Träume... eine Brandkatastrophe in einer Möbelfabrik ist meist klossal so auch hier.
1981 mit dem neuen Chef Rolf Fehlbaum beginnt der Aufstieg des Phoenix aus der Asche:
Vitra erfindet sich neu und beginnt sich zum Design Zentrum zum Vitra Campus zu entwickeln, langsam aber mit Zielstrebigkeit und großen Ambitionen.
1989 wird das Vitra Design Museum des Architekten Frank O. Gehry eröffnet.
Ein Bau wie Donnerhall, ein gesprengter weißer Kristall, ein Meilenstein der Architekturgeschichte am Ende dieses unsäglichen 20. Jahrhunderts.
Nur vier Jahre später erfolgt der nächste Coup:
Das Feuerwehrgebäude (man lernt aus schlechter Erfahrung...) der Irakerin Zaha Hadid, die leider im März 2016 überraschend starb.
Wieder ein Meisterwerk, wieder ein Bau für die Geschichtsbücher der Architektur und der Durchbruch einer schon über 40jährigen Novizin auf dem Markt der Stararchitekten:
Bauhaus meets Dekonstruktivismus!
Ein Gebäude wie ein Pfeil ins Fleisch der üblichen Sehgewohnheiten.
Dann geht es Schlag auf Schlag:
Auf Einladung und ohne Ausschreibung geben sich die besten Architekten und Architekturbüros der Welt hier in Weil am Rhein die Klinke in die Hand und bauen was sie sonst nie bauen könnten...und dürften.
Der Confernce Pavillion des Japaners Tadao Ando 1993, das Factory Building von Alvaro Siza, 1994, die Vitra Design Gallery, wieder von Frank O. Gehry, 2003, das VitraHaus von Herzog & von Meuron, 2010, die unglaubliche Plexiglashalle von SANAA, 2012 und der witzige Vitra Slide Tower von Carsten Höller, 2014.
Der geneigte Besucher staunt und fühlt sich auf einem anderen (Architektur-) Planeten!
Jederzeit zugänglich während der Öffnungszeiten sind das Museum von Frank O. Gehry mit tollen Wechselausstellungen, der Flagshipstore der Firma im VitraHaus, der einen lieber nicht so sehr an die eigene Inneneinrichtung denken läßt... seufz.... und der Slide Tower.
Unbedingt sollte man/mensch/frau eine Führung über das nichtöffentliche Firmengelände besuchen, eine Erfahrung der ganz besonderen Dimension!!
Wenn dann noch Geld im Säckel steckt, kann man sich im VitraHaus-Café mit regionalen Gerichten.... Schwarzwälder Schinken, Pilzsüppchen, regionalem Käse und Wein und Bier aus dem zauberhaften Badnerland stärken.
D’rum grüß ich dich mein Badnerland,
du edle Perl’ im deutschen Land, deutschen Land.
frisch auf, frisch auf; frisch auf, frisch auf;
frisch auf, frisch auf mein Badnerland.
Grüßle Schroeder
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Eigentlich bringen mich ja nicht mal 15 Pferde an den Starnberger See... soviel weiß-blaues "Mir san mir-Gedöns" garniert mit CSU-Folklore, Biergartenseeligkeit und zur Schau gestelltem Protz-Reichtum ist auch in (Ober-) Bayern selten auf so kleinem Raum anzutreffen....43.
Wenn da... ja... wenn sich nicht dieses kleine unbeugsame Juwel der Kunstpräsentation an den Gestaden des Sees erheben würde.
Das Objekt meiner Begierde erreicht man am besten - standesgemäß - mit dem Ausflugsdampfer von Starnberg... nach kaum einer Stunde wackelt der geneigte Kunstinteressierte dann noch über den schmalen Uferweg von Bernried-City ins malerisch in einem weitläufgen Park gelegene "Museum der Phantasie" des ollen Lothar-Günther Buchheim.
Lothar-Günther Buchheim?!
War das nicht dieser Berserker mit der Augenklappe, dieses barocke Exemplar eines bayerischen Mannsbildes mit unbändiger Streitlust, dieser Kriegsberichterstatter aus dem vermaledeiten U-Boot-Krieg der Deutschen gegen den Rest der Seefahrtsnationen? Der dann aus seinen Kriegserlebnissen den Welterfolg "Das Boot" bastelte?
Lothar-Günther Buchheim?!
War das nicht der klarblickende Kunsthistoriker aus eigenem Antrieb, der als erster in Deutschland (mit Henri Nannen zusammen) den Wert und die Bedeutung des naziverfemten deutschen Expressionismus erkannte?
Der bis heute gültige und lesenswerte Bücher über diese Kunstrichtiung verfasste und mit sicherem Blick die besten Stücke dieser Maler für damals noch wenig Geld erwarb? Der eine der schönsten und bedeutendsten Sammlungen dieser Kunstrichtung in Deutschland zusammenfügte?
Nach langen Wirren und viel Streit fand die unglaubliche Sammlung endlich im beschaulichen Bernried am Starnberger See seine kongeniale Heimstatt, errichtet vom - natürlich - schwäbischen Architekturbüro Behnisch, Behnisch & Partner, eröffnet 2001.
...wie ein Schiffsrumpf ragt der 4000 Quadratmeter-Bau in den See hinein....
Umgeben von einem weitläufigen Landschaftspark birgt das Haus nicht nur die Meisterwerke von Kirchner, Schmidt-Rotluff, Nolde, Pechstein, Otto Müller und Heckel - den großen "DER BRÜCKE", sondern auch ein Panoptikum völkerkundlicher Sammlungen, die während der vielen Reisen von Lothar-Günther Buchheim fleißig zusammengetragen wurden....
Hier ist Volkskunst aus allen Herren und Frauen Länder gleichwertig mit der europäischen Malerei zu sehen und verspricht wirklich jedem Besucher egal welchen Alters eine Reise durch die Phantasie....
Ein seltenes Geschenk, ein rar gewordenes Erlebnis und ein Blick in die Seele eines Berserkers der spannendsten Sorte...
Lothar-Günther Buchheim und sein Museum der Phantasie... eins rauf mit Mappe!
Gruß Schroeder
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Eigentlich sind es ja nur läppische zwei und ein halber Kilometer, die zwischen den unüberwindbaren Kassenhäuschen zurückgelegt werden müssen....44.
(4 Euro berappt der Erwachsene, 1,50 Euro der Zwerg, als privilegierter Gästekartenbesitzer - also nicht nur Tagestourist seiender, wird's noch günschdiger)
...die haben es aber wirklich in sich und der geneigte Naturfreund kommt aus dem Halswirbelverrenken und Ach-und-Oh-Staunen kaum noch heraus...
Der Allgäuerle Grand Canyon hat es aber auch wirklich in sich... frisst, pflügt, schäumt und tobt sich das Flüßchen Breitach doch mit Wucht und martialischem Getöse tief durch das Gestein.... teilweise bis zu 150 Meter und das angeblich schon seit der Würm-Eiszeit...
Für den Homo sapiens ist er - der Canyon - allerdings erst seit 1906 gefahrlos begehbar, weil der damalige Tiefenbacher Pfarrer auf dessen Gemarkung der tosende Tobel liegt, sein armes Dörflein auch am beginnenden Tourismus teilhaben lassen wollte.
Die getreuen Schäflein nahmen die Idee dankend an und sprengten einen Wanderpfad ins harte alpine Gestein, so dass nun bis zu 300.000 meist fußlahme Touristen pro Jahr sich total abenteuerlich fühlen können.... doppelstockbewehrte Best-Ager und enthusiasmierte Schulklassen gehören zu den bevorzugten Zielgruppen auf dem wohl ausgebauten und brückenbestückten Weg durch die dunkle, klamme Klamm mit Wasserfall und sonstiger Betröpfelung von oben inklusive...
Die Aus- und Einblicke sind spektakulär und die Macht der nur wenig gezügelten Natur läßt den Flachlandbewohner wohlig in seiner Softshell-Jacke schaudern....
Staunend und stumm kann man auch vor dem Felssturz von 500.000 qm Fels verharren, der 1995 die Klamm blockierte und nach einigen Monaten von angeblich 300.000 qm Wasser einfach hinweggerissen wurde.... auch Baumstamm-Mikado oder Riesen-Murmelfelsen lassen sich in der tiefen Schlucht bewundern....
Für die Fußlahmen erweist sich der Weg von Tiefenbach zur Walserschanze schon im österreichischen Kleinwalsertal gelegen, als die sinnvollste Variante, von dort kann man den Linienbus zurück nehmen oder sich nochmals durch die Klamm staunen und dann am Klammbeginn im Wirtshaus von den Strapazen erholen....
Körperlich fittere Exemplare nehmen den Rundweg über die Dornachalpe in Deutschland oder das Waldhaus in Österreich, auch hier ist die Kalorienzufuhr mit Almdudler und/oder Kaiserschmarrn jederzeit gewährleistet....
Gruß Schroeder
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"Gasthof zum Löwen - Fremdenzimmer, gut bürgerliche Küche, großer Biergarten"45.
Solche Eigenwerbung, zumal im bayerischen Allgäuer Hinterland ist meist eine Versuchung wert....
...vor allem wenn es sich auch noch um ein traditionsgeschwängertes (seit 1490 urkundlich erwähnt) und familiengeführtes Wirtshaus handelt.
"DER LÖWEN" residiert in der Sonthofener Fußgängerzone, trotzdem kann der durchreisende Automobilist nach der Besichtigung der ehemaligen NS-Ordensburg Sonthofen und heutigen Generaloberst Beck-Kaserne für wenige Groschen zielnah parken....
Im schneereichen Oktober 2015 war der "Biergarten" leider nicht mehr nutzbar, aber das reichlich mit regionaler Lüftlmalerei geschmückte Wirtshaus lockte in den warmen, rustikalen Gastraum, vorher passiert man den ebenfalls reichlich mit handgeschriebenen Tafeln dekorierten Eingangsbereich, die äußerst spezielle lokale Spezialitäten anpreissen... (siehe Bilder)
Eine junge Maid mit landestypisch weit dekolletiertem Dirndl läßt die Blicke des Gastes schweifen und ihn nur noch "bitte, ein Helles" hauchen.
Das Haus wird von der Kaufbeurer Aktienbrauerei (seit 1308!) beliefert, Tradition und Geschmack auch hier und soweit das Auge reicht...
Die offerierten Innereien und Fleischgerichte ließ der Schwabe ausnahmsweise diesmal links liegen und wandte sich den Spezialitäten aus Allgäuer Bergkäse zu, der ja auch ganz formidabel sein kann:
Die Allgäuer Kässuppe war wunderbar sämig und fein abgeschmeckt, schon mal ein guter Einstand für die vibrierenden Geschmacksnerven.
Dieser Ouvertüre sollten als Finale furioso noch Allgäuer Kässpatzen, in wohligem Angedenken an den legendären Kommisar Kluftinger folgen....
...sollten...
Allgäuer Spatzen sind ja - für den Schwaben eher befremdlich - solch kleine durchgedrückten Knöpfle, aber darüber kann man ja großzügig hinwegsehen, der Bio-Bergkäse hingegen war reichlich untergemengt und zog verlässlich kilometerlange, schmackhafte Fäden beim Versuch kleckerfrei zu speisen...
Noch reichlicher waren Zwiebel über das vermeintliche Gesamtkunstwerk gehäuft, die waren aber - oh, Graus - solche gefriergetrockneten, zwiebelartigen Gummiringe im Aggregatzustand fest und kalt....
Dies gibt fulminanten Punkteabzug in der Pflichtnote und die Dirndlmaid trug am Ende ein Zwiebelgummiringmassaker wieder ab... die Spatzen selbst aber waren kleckerfrei verspeist...
Gruß Schroeder
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Nach Istanbul habe ich es nicht weit, denn mein Dienstbüro liegt strategisch günstig.46.
Nur unfallfrei über den Tübinger innerstädtischen Haupt-Highway gehüpft und gleich hinter der Automatik-Glasfront von "Istanbul" liegen die Genüsse der osmanischen Küchenkunst parat.
Zwar drehen sich auch hier zwei Spieße mit dem obligatorischen Schabefleisch in der Variante Kalb und unsinnigerweise Geflügel (seit den BSE-seeligen Zeiten ein offenbar unvermeidliches Muss).
ABER...mein Interesse finden diese stets triefenden Yufka- oder Fladenbrotbomben eher selten, weil ich mich nach deren Genuss meist neu einkleiden müßte....
Mein Blick wandert hingegen meist die immer stets verlockend duftenden vier Warmhaltekacheln des Tresens entlang.
Dort werden verläßlich wechselnd, immer zwei Gerichte mit Fleisch und zwei ohne tierische Zusätze offeriert.
Nach kurzer Orientierung und einem prüfenden Blick wandert eine stets ordentliche Portion auf einem Porzellanteller (angereichert mit Reis und einem kleinen warmen Fladenbrot mit Sesambestreuselung) über den Tresen.
Gut gewürzt und optisch ansprechend, füllen Okra, Auberginen, Kartoffeln und Tomaten die körperlichen Gemüsespeicher, das (falls gewünscht) Fleisch ist zart und in üppigen Mengen untergemischt....
Heute war Tas Kebab im Angebot....
Da die jungen Burschen des Teams nur über sehr eingeschränkte Kenntnisse der hier landesüblichen Sprache verfügen, hilft pantomimisches Geschick bei der Bestellung oder man packt das Urlaubs-Türkisch aus und bekommt außer einem Lächeln noch einen extra Schöpfer on top....
Beim Kassen-Zampano am Ende des Tresens ordert man dann noch ein nicht-alkoholisches Getränk (denn vergorenes wird hier nicht ausgeschenkt) und bedient sich anschließend selbst am Kühlschrank.
Mein Favorit am Mittag: Der Becher Ayran....
Das Sitzplatzangebot auf zwei Ebenen (nur der vordere Teil ist ohne Stufen erreichbar) ist im Normalfall ausreichend und penibel sauber.
Man sollte die Essenzufuhr nur nicht zur Mittagspause der Schülerhorden aus den naheliegenden Gymnasien, Uhland, Kepler und Wildermuth planen, denn die flüchten vor den Schulmensenessen offenbar gerne hierher und sprengen dann qua schierer Menge den Zeitplan einer jeden Mittagspause.
Wer es verkehrsumtost mag, kann auch die wenigen Sitzplätze auf dem Gehweg vor der Tür nutzen und tout Tuebingen winken....
Warum allerdings unbestellter Tee an den Tisch serviert wird, wenn man in Damenbegleitung erscheint, entzieht sich meiner Kenntnis.....;-)
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Update April 2019:47.
Jahreszeitgemäß wurde eine köstliche Bärlauchsuppe gereicht.
Ansonsten ist die herzliche und freundliche Bewirtung immer noch ein Prunkstück des Naturfreundehauses direkt gegenüber der Burg Zwingenberg.
Eine der schönsten Raststationen für Radler im Ländle.
Zwingenberg in - Achtung - BADEN kann man bequem auf der B37 von Heidelberg erreichen oder viel schöner, gemächlicher und - ja - fast romantisch über den Neckartalradweg entlang der gewundenen Neckarschleifen durch den schönen Odenwald.
Steile bewaldete Bundsandsteinhänge werden hier von unzähligen Burgen, Schlössern und Ruinen bekrönt und fast, aber nur fast, möchte der wohlgesonnene Schwabe ausrufen:
Das schönste Land in Deutschlands Gau'n,
das ist mein Badner Land.
Es ist so herrlich anzuschaun
und ruht in Gottes Hand.
...aber leider, leider sind wir hier doch in Badisch-Sibirien....
In Zwingenberg mit seinem großartigen Schloss der nahezu zahlungsunfähigen Familie derer zu Baden und der legendärsten Wolfsschlucht der Opernliteratur liegt klein und bescheiden auf dem linken Ufer des in Wirklichkeit schwäbischen Stromes - das musste jetzt sein - der Zwingenbergerhof direkt am Radweg.
Wer sich den Radweg von der Quelle bis zur Mündung in den Vater Rhein bei Mannheim in mehrere Etappen aufteilt, findet hier eine formidable Raststation.
Im Naturfreundehaus Zwingenbergerhof kann man nicht nur verbrauchte Kalorien zeitnah ersetzen, sondern im Bedarfsfalle auch nächtigen.
Über sagenhafte 8,10 und 14 Euro Übernachtungsgebühr je nach Alter des Gastes als Nichtmitglied der Naturfreunde - als Mitglied noch etwas günstiger - freut sich das Reisebudget, wenn man es rustikal mag....allerdings wird verständlicherweise gewünscht, dass man die leiblichen Bedürfnisse an Essen und Trinken auch in der vorhandenen Lokalität befriedigt.
Die angebotenen Speisen sind äußerst regional geprägt und erfreuen das Herz des Lokalisten mit bio-regio Anspruch:
- Schwäbisch-hällische Bockwurst mit oder ohne schlonzigen Kartoffelsalat
- Schwäbisch-hällische Maultaschen in der Brühe oder mit gerösteten Zwiebeln und schlonzigem Kartoffelsalat
- Erbseneintopf mit oder ohne schwäbisch-hällische Wurst und Bauernbrot
- Grünkernküchle mit Kräuterquark
- und natürlich die unverwüstlichen Kinder-Pommes...
ach, selbergebackenen Kuchen und Salatplatte mit Bio-Bergkäse gibt es auch noch.....
Alles wird mit Selbstbedienung liebevoll und eher langsam gereicht und der geneigte Fahrradheld kann innen oder draußen im feinen Biergarten am Neckar speisen.
Beste Voraussetzungen, um die kommenden Kilometer gestärkt unter die Pedale zu nehmen....
Gaststätte Öffnungszeiten in der Saison:
Theke: Dienstag-Sonntag 11-19 Uhr; Küche: Freitag-Sonntag 11-18 Uhr; an Feiertagen und in den Schulferien in Baden-Württemberg täglich 11-18 Uhr.
(Sollte die Eingabe von Öffnungszeiten nicht flexibler gestaltet werden, laut Technikabteilung...?? Aber die drei i-phone Nutzer brauchen ja erst ihr neues App....)
Gruß Schroeder
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Dorfgasthöfe sind ja eigentlich immer irgendwie Wundertüten...
...manchmal sind sie ein Griff ins Klo und - seltener - eine wahre Offenbarung...
...manchmal sind sie seit gefühlten 100 Jahren unrenoviert und - seltener - ein Schmuckkästchen...
...manchmal ist das Essen dort eine Zeitreise in maggi- und knorrseelige Zeiten und - seltener - ein überraschender Genuß, der mit der Zunge schnalzen läßt....
...manchmal fühlt man sich als störender Eindringling und - seltener - als gern gesehener Fremder....
Die Krone in Hirschhorn am Neckar gehört unzweifelhaft zu diesen selteneren Exemplaren.
Mitten im kleinen - hier darf man wohl des abgedroschene "romantisch" verwenden - Örtchen gelegen, bietet es einige (eher kleine) Zimmer auf Topniveau was Sauberkeit und modernes Ambiente betrifft.
Erreichbar ohne Aufzug bis in den zweiten Stock.
Das alte Haus liegt mitten in der Fußgängerzone - somit ruhig - somit sichtbar in einer Altstadt mit ökonomischen Problemen..... viele geschlossene Läden signalisieren schwindende Kaufkraft....hier ist man ja auch schon in Hessen und nicht mehr in Baden-Württemberg.... ;-)
Grandios ist allerdings der Output der Küche!
Das Restaurant der Krone firmiert zwar als "Kartoffelhaus", aber die Bandbreite des Küchenchefs ist viel breiter und seeeeeeeehr empfehlenswert .
Der Zander mit Nudeln war großartig, die Schweinemedallions hauchzart und der Gruß aus der Küche... Currywurstscheibe mit einer Kartoffelschnitte... wirklich hervorragend...
Auch das überaus reichhaltige Frühstücksbuffet ist weit überdurchschnittlich und frische Him- und Brombeeren werden auch nicht überall gereicht.
Mitten in der Pampa, aber trotzdem mitten drin... kulinarisch und wohntechnisch.
Eine Empfehlung!
... und Hirschhorn ist auch schön.....
Gruß Schroeder
Letzte Anmerkung: Internet ist kostenlos.......geschrieben für:
Hotels / Restaurants und Gaststätten in Hirschhorn am Neckar
Neu hinzugefügte Fotos
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Bekanntlich hat mein solides, fast heißgeliebtes und nahezu unverwüstliches Nokia-Mobiltelefon gerade in der Wüste das Zeitliche gesegnet... Sand im Prozessor hatten die Finnen irgendwie nicht eingeplant....49.
Das Nachfolgemodell, dass ich von meinem omnipotenten Anbieter in Form meiner Personal-Beraterin aufgedrängt bekam, kann zwar lustiger blinken und plappern, aber sein smarter Touchscreen erlöscht und erröchelt doch kaum, dass man es nutzend in die Hand genommen hat.
Der sinkende Nutzwert dieser Höllenmaschine steht umgekehrt proportional zu ihrem Energieverbrauch und der eingebaute Akku ist und bleibt ein dünnes Hemdchen, welches alle paar Stunden um Futter bettelt....
Also erfordert die beigelegte weiße Nabelschnur in kürzesten Abständen eine sichere Verbindung zum großen Stromerzeuger, wo immer ich mich auch gerade befinde.
Dumm ist nur, dass man sich im Denken dieser strunzdummen Schmartphone-Entwickler immer wenn es nötig ist, in 23,5 Zentimeter Entfernung zu einer 220-Volt-Steckdose befinden sollte.
Selbt in Mitteleuropa kann ich dies meinem gehassten Allzeitbegleiter nicht jederzeit garantieren, von anderen Regionen in diesem unserem Erdenkreis ganz zu schweigen...
"Was tun?", fragte sich der avantgardistische Schwabe ganz im Sinne Lenins...."wie bekomme ich Wunsch und Wirklichkeit zusammen?"
Ich scheiterte ähnlich wie Lenin, an dieser Frage.....
Ein Flyer und eine Strompreisrückzahlung meines lokalen Stromanbieters machten mich auf die Homepage von "chargers.com" aufmerksam.
Dort werden allerlei nützliche und weniger nützliche Stromspargerätschaften angepriesen.
Mir sprangen dort das "federleichte Solarmodul Maroshi" und der "schicke Solarakku Kalhuohfummi" ins Auge.
(Kleine Anmerkung an die Firma: Euren Marketingmenschen würde ich sofort entlassen, wer denkt sich denn so was aus...)
Beides zusammen für den nicht ganz günstigen Preis von etwas über 100 Euro versprach die Aufladung von kleineren Stromfressern durch Solarstrom: Ökologisch und kostenfrei, wenn man von der Anschaffung absieht.
Der ökobewußte Tübinger war enthusiasmiert und orderte......
Zusendung und Abwicklung erfolgten problemlos und das Ding wurde staunend ausprobiert.
Mit zwei Saugnäpfen kann es sonnenzugewand an glatten Flächen sicher angebracht werden und sollte dann zügig Energie sammeln.
Erster Reinfall:
Innen an gut isolierten Dachfenstern angebracht, kann es seine Kraft nicht entfalten, weil der Besitzer zu ökobewußt vorher schon in gute Scheiben investiert hat...
Zweiter Reinfall:
Waren die finnischen Entwickler nicht an Sand interessiert, sind die Entwickler von Maroshi nicht an mitteleuropäisch bewölktem Himmel interessiert.
Nur bei "Sonne satt" lädt das Ding in vertretbaren Zeiträumen.....
Beim Laden blinkt dann "Kalu...dingens" fröhlich vor sich hin und wenn es voll ist schauen vier Balken grünlich satt den Besitzer an... das reicht dann locker für nen mp3-Player oder andere schwindsüchtige Kleinstgeräte, mein nimmersattes Schmartphone hingegen zeigt nur 84 Prozent an, nach Aussaugung aller Akku-Energiereserven....
Fazit:
Ein nettes Spielzeug für Sonnenanbeter und wirklich auf dem Trockenen sitzende Stromsüchtige, aber keine Alternative für die alte Steckdose....
...und Schroeder träumt wieder vom Wählscheibentelefon von der Deutschen Bundespost....
Gruß Schroeder
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Mit Update am Ende....50.
Bellini ist ein Cocktail, der aus trockenem Prosecco, Sekt oder Champagner, einem halben pürierten weißen Pfirsich und nach Geschmack etwas Zuckersirup besteht.
Entstanden ist der Cocktail vermutlich zwischen den Jahren 1931 und 1942 in Harry’s Bar in Venedig, die am 31. März 1931 von Giuseppe Cipriani gegründet wurde. Ein anderer Mythos besagt, dass der Cocktail anlässlich einer Giovanni Bellini-Ausstellung im Jahre 1938 kreiert wurde.
Diesen grenzgenialen Cocktail gibt es leider hier im Bellini in Waiblingen nicht.
Aber die Getränkeauswahl, besonders auf der Weinkarte, ist trotzdem mehr als zufriedenstellend.
Mein äußerst interessierter Blick fiel auf einen kalabrischen Rosé, den ich nicht kannte.
Nach ungebührlich und ungewohnt langer Wartezeit kam der Chef des Hauses - der in jedem Hollywoodfilm sofort in der klassischen Rolle des alternden Paten besetzt werden könnte - mit schelmischem Lächeln und den Worten "Isse aus..." an den Tisch und stellte wortlos einen Kühler mit dem von ihm (!) schon auserkorenen entkorkten Alternativwein vor den staunenden Gast.
Negro-Amaro, Salice Salentino, Apulien 2013.
Ein klassisches Rotweingebiet, eine klassische Rotweinrebe.... aber in der Flasche funkelte trotzdem ein satter Roséton!
Bene, das war ein gute Wahl (von ihm) und die erste Überraschung des Abends.
Meine Vorspeise - Vitello tonnato - verrät mir viel über die Güte einer Küche, wer das gut hinbekommt, kann auch - fast - alles andere!
Die Thunfischpaste war fein cremig, nicht übersäuert und die Kapern klein und zart, leider waren die in Weißwein kochten Kalbfleischscheiben für meinen Geschmack etwas zu dick und ein wenig zu trocken.
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.....
Die Rinderleber auf venezianische Art, in Streifen geschnitten und mit einer wunderbar abgeschmeckten kräftigen Wein-Zwiebelsoße überzogen, war hauchzart und ein Gaumenkitzler erster Güte.
Nur die dazu versprochenen Rosmarinkartoffeln begegneten in der Pfanne leider nur der Petersilie....ein wenig schade, denn der kräftigere Rosmaringeschmack hätte besser gepasst.
Mir gegenüber wurden zart gegrillte Calamari mit frischem Salat und Saltimbocca à la romana mit Spaghetti ebenfalls mit Genuß verspeist.
Alles Klassiker der italienischen Küche, souverän zubereitet und mit Sinn für Ästhetik serviert.
Das Bellini liegt in der Fußgängerzone und die Außenplätze sind bei entsprechender Witterung immer den Innenplätzen, sehr eng bestuhlt, vorzuziehen.
Der Service lahmt bei entsprechender Auslastung manchmal ein wenig, aber der Charme des Chefs macht das wieder ein wenig wett.
In summa: Ein grundsolider Italiener, der mehr bietet als die üblichen Pizzen (die gibt es auch) oder Spaghetti bolognese.....
Gruß Schroeder
Update Februar 2018:
Die "Rinderleber venezianische Art" ist nach wie vor zu empfehlen und diesmal waren auch Rosmarinkartoffeln dabei...
Das Saltimbocca alla romana mit Spaghetti fand am Tische erneut lobhudelnde Anerkennung, nur der Montepulciano war aus dem Fass, das man nicht an Freunde ausschenken sollte...
Im Winter sitzt man eng und gedrängt in lärmender Menge - die Trattorria ist auch wochentags knacke voll.... aber der Patrone hält die Meute bei Laune und im Zweifelsfall bestaunt man schweigend die großen SW-Photos von Claudia Cardinale, Sophia Loren und Gina Lollobrigida im Saft ihrer jungen Schönheit....
Weiterhin eine Empfehlung!