Bewertungen (81)
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Heilix Blechle!61.
...und wer hat's erfunden?!
D'r Daimler und der Benz.... der eine Schwabe , der andere Baden(s)er...
Seit 1885 und bis heute eine Hochzeit im Himmel....mit 0,67 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von 16 km/h fing alles an und endete anno 2006 in einem eindrucksvollen Museumsbau vis-à-vis des Untertürkheimer Stammwerkes und der neuen alten Konzernzentrale im wüsten Stuttgarter Neckartal.
Das Mercedes-Benz-Museum, den Daimler kippte man irgendwann in den Jordan, ist ein eindrucksvoller Selbstbeweihräucherungs-Tempel einer schwäbischen Traditionsmarke, die ihr Geld mit einer über 100jährigen Tradition der Umweltzerstörung verdient, aber das ganz hübsch verpackt....
Standesgemäß verkehrsumtost erhebt sich der Fetischtempel unweit der Mercedes-Benz-Arena (vulgo Neckarstadion) und der Porsche-Arena (noch so ein schwäbischer Autolesbauer) unterhalb des Württembergs (geschichtliche Bezüge müssen sein).
Mit 8 Euro erkauft man sich den staunenden Blick auf eine lange Tradition der Stinkerkarossen in all ihren denkbaren Ausprägungen... vom müden Lastwagen, zum treuen Krankenwagen, hin zum flotten Flitzer, bevorzugt in Silberpfeildesign....
Architektonisch großartig in Szene gesetzt, ist auch der distanzierteste Besucher versucht dies alles großartig zu finden und flaniert die Doppelhelix einer DNA (ausgerechnet!!) nachempfundenen Ausstellungsfläche hinab von den Anfängen bis zum großartigen Ende einer E-Bike-Ladestation (nur für Mitarbeiter!!) vor der Tür am versteckten Ende direkt vor der Konzernzentrale.....
Ja, das Ende der Entwicklung ist dem Großkonzern durchaus bewußt... nur glauben will man es noch immer nicht so recht...
Insgesamt wird hier die Glitzerwelt eines aussterbenden mobilen Zeitalters präsentiert, die einen schaudern lässt....
Am Ende des Rundgangs stehen dann auch die Alternativen:
Gelber PS-Muskelprotz oder Fahrrad....
Eigentlich haben sie es schon kapiert, allein es fehlt noch an Einsicht....
Gruß Schroeder
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Die Yburg - beziehungsweise ihre Reste - thronen in den Weinbergen oberhalb von Stetten im Remstal an den Ausläufern des Schurwaldes...62.
Schwabenland, Weinland... kaum zehn Kilometer Luftlinie von der Konzernzentrale der Daimler AG entfernt - wir können eben alles ... auch Wein und Motoren....
Der Stettener Weinweg ist legendär und umfasst die Lagen "Pulvermächer", "Lindhälder", "Häder" und die sagenumwobene Lage "Brotwasser", die bis heute immer noch exklusiv dem Herzogshaus von Württemberrg vorbehalten ist... denn Adel können wir auch noch....
Hier werden beste Spätburgunder, Rieslinge und Portugieser von so renommierten Weingütern wie Haidle und der herzoglichen Hofkammer angebaut - auch der Bioweinanbau fast hier zunehmend Fuß und verdrängt endlich die unsäglichen Genossenschaftsweine.
Mitten drin oder drauf auf 330 ÜNN sitzt die alte Wohnburg der Herren von Yburg; gänzlich ohne Befestigungsanlagen in den Hang hinein errichtet.
Der ulkige Name stammt wohl von der "Eibe", die dem Geschlecht und der kleinen Burg ihren Namen gab.
Erbaut im frühen 14. Jahrhundert, verlor sie bereits im 15. Jahrhundert ihre Bedeutung und wurde im Auftrag des wirklich fürchterlichen Herzog Carl Eugen von Württemberg 1760/61 bis auf die Außenwände abgerissen.
Die fast würfelförmige Anlage bietet einen grandiosen Blick ins (leider sehr verbaute) Remstal gen Stuttgart mit seinen unzähligen Industriebetrieben des Mittleren-Neckar-Raumes und den Schlafstätten der reichen schwäbischen Arbeitsbienen....
Seit 2011 wird die Yburg auch als kleines Skulpturenmuseum des Künstlers Karl Ulrich Nuss genutzt. Sechzehn Arbeiten des Stuttgarter Bildhauers dekorieren das mittelalterliche Ensemble und fügen alt und neu zu einem schönen Seh- und Erfahrungsraum zusammen.
Nuss (geboren 1943) entwarf übrigens auch das Kopfrelief des ehemaligen Bundespräsidenten Heuss (Schwabe!... Präsident, können wir auch...) auf der alten Zwei-Mark-Münze der BRD.
In summa:
Ein wunderbares Ausflugsziel für Kunst- und Weinliebhaber (nicht nur schwäbischer Provinienz) und dann geht man zum Einkehren in Stetten in den Ochsen.... (denn gut kochen, können wir auch...)
Gruß Schroeder
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"Ed bruddelt, isch gnuag globt", ist ja eine eherne Maxime der schwäbischen Lebensphilosophie.63.
Aber hier, in diesem Falle möchte, ja muß ich, doch einmal davon abweichen - zähneknirschend....
Der Ochsen im Remstal unweit von Stuttgart im lieblichen Weinort Stetten, einem Ortsteil von Kernen, ist schon seit Jahren eine Institution und Bastion der exzellenten schwäbischen Küche und auch des guten Remstäler Weines (ja den gibt es!) auf aller höchstem Niveau.
Solides Fundament des Ruhmes und Rufes wie Donnerhall des Ochsen in Stetten sind die zugehörige Metzgerei (weitbekannt, hochgeschätzt und -dekoriert mit Preisen für ihre Produkte), eine über Generationen hinweg reichende Familientradition und ein wunderschönes, riesiges, barockes Wirtshausgebäude mitten im Ort in das man/mensch/frau einfach gerne einkehrt.
Nach freundlicher Begrüßung am Entrée wird zum Platz geleitet - trotz Weitläufigkeit und Unterteilung in mehrere historische und modernere Räume (Säle) ist eine Reservierung nicht von Schaden.
Unsereins landete mit ohne Reservierung an einem Sonntagmittag glücklich am heimeligen Stammtisch mit Kachelofen und viel Platz.
Und dann wurde aufgefahren:
Spargel-Bärlauch-Suppe mit Lachsstreifen, Gebratenes Kalbsherz mit grüner Pfefferrahmsauce, grünen Bohnen und Lauchrösti, Linsen mit hausgemachten Spätzle und Saitenwürstle, Saure Kutteln mit Bratkaroffeln und einem üppigen erstklassigen Salat, Geschnetzeltes mit Calvadosrahmsoße und feinen Nudeln....
Die Kochkundigen am Tisch schwiegen erstmal mit glänzenden Augen stille und lobten am Ende recht schwäbisch:
"Besser kennded mers net selber macha..."
Der Service ist perfekt und unaufdringlich, das Ambiente stimmig und regional geprägt, der Chef harrt aufmerksam im Hintergrund, das ganze Procedere kritisch beobachtend......und hin und wieder freundlich grüßend....
Das ist schwäbische Gastlichkeit im Highend-Bereich!!
Jetzt isch aber gnuag globt......
Gruß Schroeder
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Manches Mal hadere ich ja mit diesem meinem Lande dessen Mitglied ich ganz zufällig wurde und seiner staatlichen Ausformung im besonderen.64.
Aber hier in Karlsruhe am Schlossplatz überkommt mich doch immer ein wenig der Schauer des klitzekleinen Stolzes... so eine Institution, solch eine Instanz haben doch wenige andere Staaten zu bieten...
Erstanden aus den Ruinen unsäglicher Staatsjustiz und unglaublichen Terrors der vermeintlichen Staatsführung erstrahlt bis heute eine seltene Blüte im Sumpf der aktuellen staatlichen Ordnung dieses unseres Landes im kleinen badischen Provinzstädtle....
Wahrlich nicht immer auf der Höhe der Zeit, aber doch verläßliches Korrektiv und Mahner der tagespolitisch gehetzten und getriebenen Politiker/innen war und ist es ein Sinnbild des Nachdenkens und des Diskutierens über das Verhältnis von Staat und Mensch in einer turbulenten Zeit.
Schade, dass seine Mitglieder und vorallem die zu wenigen Mitgliederinnen immer noch durch parteipolitische Überlegungen ins verdienstvolle Amt gehievt werden müssen.
Aber die meisten sind ja zum Glück klug genug, das dann auch im Laufe der Jahre abzuschütteln....
Wer sich ein wenig mit der Urteilsfindung des BVerfG beschäftigt, kann erstaunliche Lernprozesse eines Gerichtes und der sie umgegebenden Gesellschaft erkennen.... man sehe sich nur mal die Entscheidungen des Hohen Hauses zum Paragraphen 218 im Laufe der Jahrzehnte an....
Ja, manchmal malen die Mühlen arg langsam... aber meist doch sehr verläßlich und die vielen roten Nasen die sich, die ach so gescheiten Politiker/innen in Karlsruhe schon geholt haben, sind die Kosten für die funkelnden Roten Roben allemal wert.
Seit 1969 residiert das 1949 ins Leben gerufene Gericht im genialen Bau von Paul Baumgarten direkt neben dem Karlsruher Schloss: luftig, tranparent und offen, so war die Idee für den Bau und die dort zu treffenden Entscheidungen.
Das klappte nicht immer, aber doch zunehmend....
Trotz Umzugsplänen im Zuge der Vereinigung wird das generalsanierte Haus auch zukünftig vom höchsten deutschen Gericht in Karlsruhe "bespielt" und ich schauer dann bei meinem nächsten Besuch dort wieder.....
Man kann auch Demokratie dort live erleben, falls man das mal will....nahezu unabhängige Justiz ist was schönes....;-)
Gruß Schroeder
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Gediegen saufen gehen in Tübingen?65.
In historischem Ambiente?!
Das ist eigentlich hier stadtweit möglich, aber besonders typisch am oberen Ende der Altstadt in der eigernordwandgleichen (sorry, JulPal) Burgsteige direkt unterhalb des riesigen Tübinger Schlosses.
!! Der geneigte Gast sollte deshalb auf dem Rückweg noch einigermaßen trittsicher sein....!!
Das hochherrschaftliche Gebäude war einst Sitz der Druckerei Mohnhart in der 1550 die bahnbrechenden Schriften des slowenischen Reformators Primus Truber gedruckt wurden und auch weitere welterschütternde Thesen gingen von diesem Haus in die noch fast scheibenähnliche Welt:
Der Lehrer und Astronom Michael Maestlin machte hier seinen Schüler Johannes Kepler mit dem ketzerischen heliozentrischen Weltbild des Kopernikus vertraut...
Heutzutage trifft sich immer noch die verheisungsvolle Elite der Tübinger Studierendenschaft und auch einige heruntergekommene Exemplare des Lehrkörpers in diesem Hause, aber zu weit weltlicherem Behufe...
In schummrig, schaurigen und verwinkelten Räumlichkeiten einschließlich mittelalterlichem Gewölbekeller werden alkoholische Getränke in großer, sehr vielfältiger Menge angeboten, auch Brot in der Variante Burger und Spiele in der Variante Großbildschirm mit 22 Gladiatoren stehen allzeit im Angebot....
Weiteres ausgeprägtes Suchtverhalten kann dort ebenfalls befriedigt werden....Rauchen diverser Kräuter ist erlaubt bzw. wird stillschweigend in speziellen Kammern geduldet....
Ansonsten eignet sich die Kneipe, Lounge, Bar - das Wort "Schloßcafé" verwirrt den unbedarften Gast ein wenig - auch vorzüglich für soziotopische Erkundungen des speziellen Tübinger Stadtmenschen in der Variante multikulturell, weltfremd und seeehr intelektuell-bieder....
Vorherrschende Accessoires sind die übergroßen schwarzen Insektenaugenbrillen für die offenbar holoptisch angeordneten Facettenaugen meist doch eher rehäugiger Jungstudentinnen und das zu kleine Pepitahütchen auf dem vermeintlichen Denkapparat der männlichen Variante dieser speziellen Abart des Homo sapiens....
Zu loben ist die äußerst üppige Getränkekarte, die nicht weniger als 15 Biersorten - darunter sehr verdienstvoll: Guinness vom Fass - und eine unüberschaubare Anzahl von Cocktails darbietet.
Die genossenen Cocktails variierten allerdings leider beim Testtrinken von ordentlich bis zu eher ungenießbar:
Der Caipi war zu süß und es wurden Zitronen statt Limetten entdeckt.....
Der Margarita war in Ordnung, der Manhattan hingegen eigentlich ungenießbar....nur beim Guinness war nichts falsch zu machen...
Die studentischen Hilfskräfte in ihrer Abendverkleidung als Servicepersonal sind flink und freundlich und servieren gekonnt balancierend und zuverlässig.
Die üppigen Burger werden mit Preisen zwischen 6,60 und knapp 9 Euro aufgerufen, auch vegane Spezies dieser Verpflegungsart werden Tübingen like mit Hirse-Gemüse-Paste angeboten, der gebackene Camembert mit Bergthymian (sic!) zu grünen Oliven erfreut das Tübinger Ökobewußtsein sicherlich immens.....
Wer's mag ist hier definitiv gut aufgehoben im Schoß am Schlo"ß" des Tübinger Soziotops....
Gruß Schroeder
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Die Hessen und die Schwaben verbindet ja herzlich wenig....66.
weder kulturell noch historisch.... mit diesen einst okkupierten preußischen Rheinprovinzlern bestehen ja wirklich kaum Gemeinsamkeiten...
Bis... ja, bis auf diesen Hang vergorenen Apfelsaft zum Nationalgetränk erkoren zu haben!
Okay, eigentlich ist es nicht wirklich vergleichbar:
Der Schwabe sammelt auf seinen familieneigenen Streuobstwiesenlatifundien die speziellen Mostäpfel per Hand auf, vermischt sie in einem äußerst geheimen Mengenverhältnis mit den noch kostbareren Mostbirnen und presst daraus ein wirklich sehr räses Gebräu, dessen Rezept seit mindestens Druidenzeiten unverändert innerhalb der Familien weiter vererbt wird.
In Hessen und vor allem rund um und in der alten Reichstadt Frankfurt heißt das Äquivalent Ebbelwoi, seeligen Angedenkens an diesen alten - eher unseeligen - Fernsehstar aus Großmutters Zeiten.
Allerdings wird das Gebräu hier, obwohl auch vergoren, ausschließlich aus profanen Tafeläpfeln gewonnen.
Im (natürlich) völlig objektiven Geschmacksvergleich ist das hessische Gebräu dem schwäbischen deutlich unterlegen, aber doch noch genießbar...
Beide Varianten können pur - hier im hessischen Fall "Schoppen" genannt - oder auch mit Sprudel (Wasser con Gas) als Schorle genossen werden.
Frankfurt und sein Stadtteil Sachsenhausen - dribbedebach (jenseits des Mains) genannt - ist bis heute eine Hochburg der Ausschanklokalitäten dieses Gebräus.....
Unter diesen sticht die Lokalität "Adolf Wagner, gegründet 1931" hervor.
Innen und außen äußerst rustikal:
Rote Sandsteinfassade und dunkles Holz bestimmen das Ambiente und die legendären Bembel sind mindestens hundertfach im Gastraum aufgereiht und werden in allen gewünschten Größen den geneigten Gästen serviert...
Zum Ebbelwoischoppen kann der Fremde aus diversen Frankfurter Spezialitäten wählen, falls eine fundierte Mangengrundlage gewünscht wird:
Grie Soß, Leiterchen, Haspel, Rippchen, Frankfurter Würstchen.... für manches wäre ein Local als Übersetzer nicht von Schaden....aber alles ist deftig und nichts für kleine Sensibelchen....
Hier bei Wagner schmeckt alles sehr ordentlich und man fühlt sich am Puls der vermeintlichen hessischen Urgemütlichkeit, wenn nur nicht immer diese Horden von chinesischen Staatsangehörigen oder Ureinwohnern vom indischen Subkontinent um einen herumwuseln würden.... aber das ist eben Mainhatten mit Lokalkolorit....
Gruß Schroeder
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Wanderung zum Uracher Wasserfall.... ein Klassiker aus den seeligen schwäbischen Kindertagen und auch für ältere Semester durchaus geeignet....67.
Anfahrt mit dem eigenen PKW "Dynamik pur" auf der Bundesstraße nach Bad Urach zum "Wanderparkplatz" oder mit der Ermstalbahn "eher klimakompatibel" bis zur Haltstation "Wasserfall" kurz vor dem Örtchen.
Lauschig unter Bäumen, folgt man dem Maisental entlang des zärtlich plätschernden Brühlbaches über einen gut ausgebauten Wanderweg immer dem schroff aufsteigenden Albtrauf entgegen.
Obacht: An lang angekündigten Feier- oder sonstigen Pleasure-Days ist mit einem erhöhten Wandereraufkommen zu rechnen....
Nach lässigen zwei Kilometern steht der staunende Wandersmann oder auch die XX-Chromosomenträgerin vor dem spektakulären Naturwunder, genannt Uracher Wasserfall, der meist mit Donnergetöse (oder auch nur leicht plätschernd, je nach vorangegangener Regenfallmenge) mit Schwung über 37 Meter in die Tiefe stürzt....
Hohe Kalktuffterassen machen diese Augenweide am steil abfallenden Gelände der Schwäbischen Alb möglich.
Helden, meist jungmännlicher Natur, wird nun ein spätpubertäres Gehabe zum Amüsement der vielzähligen anderen Zaungäste ermöglicht:
Wet-Shirt-Contest mit garantiertem Bibberfaktor.....
Weichlinge und andere Fußlahme können und dürfen nun umkehren und im nahen Maisentalstüble einkehren oder sich sonst wie in Bad Urach beim Brezel essen verlustieren.
Wahre Helden und Heldinnen erklimmen hingegen den Albtrauf über einen schmalen, steilen Pfad zur Hochwiese (scheißtreibend!!!) und blicken dann stolz und kurzatmig von oben auf den Wasserfall herunter.
Die oben angesiedelte Wasserfallhütte ermöglicht verbrauchte Kalorien sofort wieder zu ersetzen, so dass man nicht vom Fleische fällt....geöffnet März bis Oktober, täglich, wenn es nicht dauerschifft.
Sie bietet Vesper (Landjäger!) und Kaltgetränke in alkoholischen und soften Varianten.
Auch die obligatorische Grillstelle ist meist beheizt....
Der Rückweg führt entweder den selben Pfad downtown oder über einen Höhenweg zurück Richtung Ruine Hohenurach und dann ins Ermstal.....
Somit wäre dann ein schwäbischer Wanderklassiker (für alle Generationen) mal wieder durchgezogen...
Gruß Schroeder
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Wir haben das ja hier alle paar Kilometer....68.
Burgen, Schlösser, Ruinen...
Albtrauf runter, Albtrauf hoch....
(für nicht Einheimische, damit ist die die Bergkante der Schwäbischen Alb hin zum Neckartal gemeint...cum grano salis....)
...und weil wir hier in Schwaben so bescheiden sind, heißen die Burgen alle "Hohen...": Hohentübingen. Hohenneuffen. Hohenurach...
Tief eingeschnitten ins Ermstal (hier wachsen die besten Äpfel auf den schönsten schwäbischen Streuobstwiesen weit und breit) liegt der kleine, bescheidene Ort Urach, seit gewissser Zeit als "Bad" geadelt.
Aber Urach hat in Württemberg einen Klang wie Donnerhall!
Residenzstadt unter dem ewig geliebten ersten und besten Herzog Eberhard im Barte, immer währender Brezelgeburtsort für die schwäbischen Lande und die gesamte Welt und nicht zuletzt Sitz des schönsten Wasserfalls des ewig wasserarmen Landes plus der atemberaubenden Ex-Burg, Ex-Festung Hohenurach.....
Der Aufstieg ist mühsam und ein wenig anstrengend und steinig, aber immer gut ausgeschildert.
Kühn wurde die Burg gegen 1025 von den armen Grafen von Urach auf einem Spitzberg am Rande der Alb errichtet, bereits 1264 hatten sich die reichen Württemberger das stattliche Ensemble unter den gierigen Nagel gerissen und bauten sie bis ins 16. Jahrhundert in und zu einer veritablen Festung aus...
Zweimal mußte sie allerdings schmählich kapitulieren:
1547 während des Schmalkaldischen Krieg plünderten die Truppen Herzog Albas die Festung und 1635 erlahmten die Kräfte im noch nicht 30 Jahre andauernden 30jährigen Krieg....von 1641 bis 1649 plünderten die bayerischen Besatzer von der Burg aus die Umgebung und hausten wie die Vandalen...bayerische Liberalitas hat hier zu lande seit her keinen so guten Ruf mehr... ;-)
Im 18. Jahrhundert war dann die Zeit des Verfalls gekommen und damit die Zeit des Abriß... alle Steine hinunter nach Urach... oder zum neuen Schloss Grafeneck (das dann im 20. Jahhrhundert eine unheilvolle Bedeutung bekommen sollte... aber das ist eine andere Geschichte...) zur Wiederverwertung.
Pittoresk erheben sich noch einige wenige Mauern auf dem Gipfel in 695 Metern Höhe und bieten ein wunderbares Wanderziel für alle Ausflugshungrigen mit Blick auf den historisch so bedeutsamen "Runden Berg", die Wasserfälle und das charmante Ex-Residenzstädtchen Urach.
Ein Wanderziel für alle Generationen mit Grillstelle und Vespermöglichkeit (soweit selbstmitgebracht) einschließlich Kinder-Ritterromantik!!
Gruß Schroeder
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Waren Sie schon einmal in Emden?69.
Diese Frage stößt in Schwaben maximal auf freundlich hochgezogene Augenbrauen...
Ist das nicht dort, wo regelmäßig Riesenschiffe durch einen Bach gezogen werden?
Ja, fast.... und weil es heute keiner mehr wirklich glaubt, nennt sich das Örtchen auch sehr plakativ "Seehafenstadt Emden".
Aber das ist ein frühneuzeitlicher Irrtum, die maritime Vergangenheit des Örtchens ist eine große und angeblich war die Emdener Flotte mal größer als die britische... bevor die - Francis Drake, sei Dank - ein Weltreich durchpflügen mußte....
Heute werden in Emden Kreuzfahrtschiffe vorbeigeschleust und vorallem Autos ausgeschifft und beides verbessert unseren so hohen Exportüberschuss, oder auch nicht....
Emden war mal schön, ganz bestimmt.
Ich stelle es mir wie Delft im Großformat vor.
Nur leider, leider kam dann der Zweite Weltkrieg über dieses Hafenstadtjuwel und plötzlich war es ganz und gar aus mit der Pracht.
Im Emdener Fall so brutal, dass die unglaublich hohe Zahl der immer noch vorhandenen Hochbunker mitten in der Stadt, heute fast zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen dürfte.
Der Rest, nun legen wir den Mantel des Schweigens darüber....
Mitten in dieser architektonischen Tristesse hat sich in der Pelzerstraße noch tatsächlich ein winziger Abglanz der alten Herrlichkeit erhalten:
Renaissance-Bürgerhäuser aus dem 16. Jahrhundert, vorbildlich restauriert, nur ein wenig zuviel von Werbebannern drangsaliert, sind sie heute ein Teil des Emdener Landesmuseums und beherbergen auch ein heimeliges Wirtshaus, das Gästen aus fremden Landen ein wahres ostfriesisch-holländisches Feeling vermitteln kann.
Delfter Kacheln in alt und neu rund um den Kamin lassen die kulturelle Verbundenheit zum Käse- und Tulpennachbarn aufleben, gelungene holländische Matjes mit deutschen Bratkartoffeln verstärken diese Symbiose noch gaumenfreundlich und ja, da ist er wieder dieser Kluntjessaft ohne den ein oder eine Ostfries/e/in offenbar nicht existieren kann!
Der Schwabe mit Bezug zum niederländischen Kulturerbe, Schwerpunkt Malerei, versinkt in Gedanken in die Bilder von Vermeer und Peter de Hooch und freut sich über friesische Gastfreundschaft, bevor er wieder in die Emdener Realität hinaustreten muß.
Gruß Schroeder
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"Auf Bill muß man Rosinenstuten essen!"70.
Hä????
Was zum Teufel sind Rosinenstuten?!
Steht der Schwabe nach Labskaus und diesem heißen Wasser mit Kandis nun vor einer erneuten kulturwissenschaftlichen Herausforderung?
Okay, Bill ist leicht gefunden, auch ohne Navi, denn auf 17000 X 500 Metern schafft das auch ein Schwabe problemlos...
Die Domäne Bill liegt ganz im äußersten Westen der Sanddüne und man kann fast den Tourihorden auf Borkum und den Zugvögeln auf der Vogelinsel Memmert winken.
Ansonsten immer das gleiche: Watt links, Dünen rechts und dann die Brandung oder umgekehrt, je nach Kopfhaltung.
Sollte noch die Frage des Fortbewegungsmittels geklärt werden:
Eigene Beine oder fremde....
Diesmal also Abenteuer, statt zwei Beinen wählt der Tourist acht und löhnt 10 Euro für die Kutschfahrt mit den Stuten Ronja und Pepsi... na,ja...könnten ein wenig friesischer heißen, die beiden Norwegermädchen......
Aber: Mit Stuten zur Stute....was will man mehr.
Die Fahrt ist kurzweilig, eine Stunde können Land, Wasser und Vögel bestaunt werden.
Die Großereignisse sind das Abäpfeln der Stuten und tieffliegende Fasane.
Der sich Humboldt nahe fühlende Tourist sinniert derweil über Fasanenbraten auf Bill......
Träumen ist ja erlaubt...
Auf Bill, dem Ex-Landgut und Aktuell-Wirtshaus mit Selbstbedienung sind solche Träume verstaubt und man reiht sich in die Schlange der - hoppla - doch reichlich vorhandenen anderen Artgenossen ein.
Der "ostfriesische Fastfoodservice" klappt reibungslos und der staunende Schwabe hält bald ein Riesenstück Rosinenstuten in Händen und denkt so vor sich hin: Aha, Hefezopf nur ohne Zopf mit viel Rosinen, des hätts Dande Klärle aber au könnâ.....
Das Riesenteil schmeckt dann doch fast wie von Dande Klärle nur der obligatorisch wieder angebotene Kluntjessaft wird verweigert und stilwidrig durch ein anderes herbes friesisches Getränk ersetzt.
Die Domäne ist ein Hotspot der Tourismusindustrie auf der Insel, behält ihren Charme aber durch die wunderbare Lage am Inselende mit zusammenbrausendem Watt und der offenen See.
Und zum ersten Mal in meinem Leben sah ich eine Elektrorolleraufladestation, was für eine Wort, was für eine Innovation!
Vulgo: Steckdose.....
Zum Glück wieherten dann auch bald die anderen Stuten Pepsi und Ronja und man zuckelte den Weg wieder von dannen.....
Gruß Schroeder