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Kurzfassung:
Käsekuchen und Kaffee im Café. Mit Schulinventar gestaltet, Offene Backstube. Hipster-Alarm. Oft voll, geschmacklich toll.
Prosa:
Wer „Berlin Cafés“ googelt, bekommt 2,19 Millionen Treffer – bei „Berlin Gaststätten“ oder „Berlin „Kneipen“ sind es nur 510.000 Treffer. Man darf also damit rechnen, in der Hauptstadt überall einen kräftigen Kaffeegeruch wahrnehmen zu können. Wer – wie ich – für jede Tasse die Bohnen händisch mit einer guten Mühle pulverisiert und auch von Hand brüht (per Moka-Kanne oder Karlsbader Kännchen) dem kann man keinen Schümli mehr vorsetzen, ohne sich zumindest ein leicht angewidertes Zucken meiner Oberlippe einzuhandeln. Das weiß jeder, der mich kennt.
Beim Besuch der Schwester meiner äh… lassen wir das, es kann sich ja doch keiner merken und egal ist es auch. Jedenfalls wurden wir von ihr zu diesem Café befohlen. Es müsse angeblich jeder wissen, dass es dort den besten Philadelphia Cheesecake gebe. Da musste ich passen, die Legende war noch nicht bis zu mir vorgedrungen, weil Käsekuchen mir bislang eher Wurst war.
Aber gegen eine so leidenschaftlich vorgetragene Bitte ist man machtlos wie vor den Einflüsterungen des einen Ringes, sie alle zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkle zu treiben zum Bäume entrinden (oder so). Mit dem nötigen Hunger ausgestattet, gingen wir des frühen Nachmittags zum hier besungenen Elefantengehege, doch - O W! - es war so voll wie das Aroma einer frisch gebrühten Tasse Monsooned Malabar aus Indien. Zwei der in Berlin unvermeidlichen Kinderwagen standen links vom Eingang, Tische, Stühle - alles voll mit Leuten. Im Kassenbereich standen Leute, die auf afrikanischen Kaffee (Cafe Togo) warteten.
Wir nahmen uns vor, einen Spaziergang zu machen und noch mal wieder zu kommen. Eine Stunde später, nach reichlichem olfaktorischen Genuss der Köstlichkeiten von Produkten hier nicht ganz legaler Gewächse im Glogauer Park kehrten wir wieder ein. Zweite Enttäuschung: Statt Käsekuchen gab’s nur noch Pustekuchen. Fast so, als wenn es in einer Currywurst-Bude (eine Google-Suche ergibt für „Berlin Currywurst“ 523.000 Treffer!) die Würste ausgehen! Wir meldeten uns für den nächsten Tag zum zweiten Frühstück an.
Dritter Versuch: Palimpalim, die Tür des Cafés schwingt auf. Das Auge (nicht Saurons, sondern meins) hatte endlich die Struktur des Ladens begriffen. Im Eingangsbereich stehen einige Tische und Stühle, man kommt sich vor wie in einer Schule, denn an der Wand hängen die selben Erdkundekarten, mit denen Schüler früherer Generationen lernten, dass Buxtehude nicht in Kanada liegt.
Wir bestellten also besagten berühmten besonderen Käsekuchen, dazu noch diverse Kaffeespezialitäten, inhäusig geröstet und Saft und Bagels. Und setzten uns an den letzten noch freien Tisch (!) kurz vor der offenen Backstube. Dort werkelten einige Menschen schon an neuen Anschlägen für die Figur. Sie sprachen dabei englisch, denn der Laden hier ist ziemlich international. Auf den Tischen und Bänken lagen einige abgegriffene exotische Zeitschriften für modebewusste Hipsters herum, und das Publikum enthielt auch einige Varietäten dieser Strömung. Es waren aber auch Studenten dort oder zumindest welche, die irgendwas in Laptops tippten (eine Golocal-Rezension vielleicht?) und schlau mit ihren Begleitungen sprachen – möglichweise, um keinen Ordnungsstrich von der Lehrerin zu kassieren.
In schneller Folge kam nun alles auf den Tisch. Der Kaffee war köstlich und lohnte allein den Besuch. Aber für den Käsekuchen würde ich sogar einen Mord begehen. Er bestand aus mehreren Schichten leicht unterschiedlicher Konsistenz und der Boden war ein Traum. Wir aßen und tranken so vor uns hin, spielten danach noch Doppelkopf bis zur Großen Pause und verließen das Haus - ohne Eintrag ins Klassenbuch, dafür mit einem bei Golocal. Essen: Sehr gut. Trinken: Sehr gut. Ambiente: gut Raumklima: befriedigend (es zog wie Hechtsuppe!) Dennoch hoffe ich, dass der Laden nicht versetzt wird.
Nachtrag: Ganz und gar kostenlos gab es eine Karaffe Wasser (ohne Einhornpups), das hatte ich verdrängt.geschrieben für:
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GoLocal-Treffen in einer anderen Stadt als zu Hause. Klingt schon komisch, aber so ist halt die Community. Man kassiert Likes und Kommentare zu einem Bericht über eine Telefonzelle, die sonstwo ist, einfach weil die Leutchen hier zu einem überregionalen Verbund zusammengewachsen sind. Mich interessierte es, die Leutchen kennen zu lernen, die hinter dem doch meist freundlichen, manchmal neckenden Geplänkel steckten. Die Zusagen einiger Hauptamtlicher, ihre Wochenenden mal zu opfern, um sich von ihren Usern verdreschen zu lassen, fand ich ebenfalls löblich.2.
Zug und Hotel waren schnell gebucht und – wie andere schon schrieben – ging’s ohne lange Aufwärmphase gleich in den Clinch mit Nebenmann und –Frau. Aha, du bist also XY. Auffällig war, dass es keinerlei offizielle Begrüßung der GL-Offiziellen gab und auch kein Programm oder eine Art Gruppendiskussion. Angesichts der doch drängenden Themen (Vertrauensstatus, Nutzersperren, Datenpflege, Gutschein-Praxis, Meinungsmeister etc. pp.) wäre das sicher sinnvoll gewesen. Zumal viele User einzelne GL-Mitarbeiter sowieso mit den stets gleichen Themen bombardiert haben.
Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, jedem einzelnen GL-Hauptamtlichen meine Sicht verständlich zu machen und die Community-Praxis aus anderen Wirkzusammenhängen zu erläutern. So ist beinahe jeder Nutzer daran gewöhnt, in Facebook, Twitter und anderen Plattformen ganz eigenständig zu entscheiden, welche Beiträge bzw. Nutzer jemand sehen möchte und welche „gemutet“ (also für die eigene Timeline(aber nicht für andere!) stummgeschaltet werden. So hat jeder die Chance, ganz nach eigener Toleranzschwelle, sein GL-Wohnzimmer selbst zu gestalten. Es ist die einfachste Form, für Ruhe zu sorgen und diejenige, die am wenigsten Wellen schlägt.
Eine von außen wirksame Sperre, die überdies intransparent ist und somit als Willkür aufgefasst wird, ist heute nicht mehr vermittelbar. Die Instrumente zum „individuellen Muten“ hat GL bereits.
Ein Umstellen auf dieses Verfahren schließt nicht aus, dass die mühsam, mehr schlecht als recht funktionierende Vertrauensstatus-Mechanik im Hintergrund unsichtbar weiter läuft und dem Community-Management als Signal dient, wo es gerade qualmt. Das CM könnte an solchen Stellen schnell eingreifen und zwar mit einer deutlich geänderten Art von Reaktion. Ich habe vertreten, dass ich derzeit aber weder mit der Reaktionsgeschwindigkeit, noch mit der Art der Reaktionen zufrieden bin und es offensichtlich ist, dass es andere auch nicht sind. Das Problem ist den Mitarbeitern dort bewusst. Ich bin nicht ganz so pessimistisch, ob der Vertrauensstatus (sowieso das falsche Wort, denn es geht nicht um Vertrauen in die Bewertungen, sondern um den Krawallbürsten-Faktor) wieder verschwinden wird.
Was mir sehr gefallen hat: Wohin die Reise mit GL geht, ist mir überdeutlich geworden. GL soll lokaler werden. Damit die App mehr sinnvolle Treffer bietet und Empfehlungen, sollen per Meinungsmeister mehr Bewertungen generiert werden. Bei einer Suche mit der GL-App sieht man dann mehr schon bewertete Locations. Die Bewertungen kommen von Fragebögen, die beispielsweise Nutzer ausfüllen, die in einem Laden ein von GL gesponsertes WLAN nutzen und animiert werden, diesen Laden zu bewerten. Die Ankreuzbögen gibt es aber auch in Papierform, was eigenartigerweise laut Lukas (GF von GL) mehr nachgefragt wird. Das käme dann denn „Nicht-Prosa-Schreibern“ entgegen. Allerdings kann der Betreiber eines Ladens den Fragebogen beeinflussen (finde ich etwas, nun ja…)
Mein Dank an die Mitarbeiter von GL, die ihre freie Zeit geopfert haben, um mal – und das wussten sie vorher – so richtig auf den Grill zu kommen. Das verdient Achtung und Respekt. Zu den vielen sehr tollen Gesprächen mit den normal sterblichen Usern beim Treffen will ich nix sagen, das soll privat bleiben. Nur so viel: Ich habe mich sehr gefreut, eure Nasen mal zu sehen, mit euch quatschen zu können und so etwas wie einen gemeinsamen Geist und ein gemeinsames Wohlwollen gegenüber dem unartigen Kinde GL zu spüren. Ach, und speziell an NCT natürlich noch mal ein extra Schulterklopf für die super Betreuung. Bis bald im Wald!
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Kurzfassung: In erster Linie ein Tagungs-Hotel mit angeschlossenem Day-Spa und Wellness-Kram. 158 Zimmer, elf Tagungsräume. Freundlicher Empfang, Frühstück gut, Barpreise wie üblich überhöht, ruhig. Nichtraucherhaus.3.
Hier meldet sich die Übernachtungsdrohne ksmichel, heute aus dem Centrovital in Spandau. Mein Auftrag: Bewerten Sie dieses Quartier. Die Mission startete gegen 18 Uhr, als ich tropfnass hier eintraf. Der Hoteleingang ist eher auf dem Brauereihof, insofern ist die in vielen Portalen anzutreffende Adresse Neuendorfer Straße etwas verwirrend. Die Lichtreklame hat’s rausgerissen.
Das Einchecken verlief trotz einer Schlange von Kollegen, die das gleiche im Sinn hatten, schnell und routiniert. Sogar nach der Rechnungsadresse wurde extra nachgefragt - das spart Nervkram mit den Reisekosten-Abzeichnern im Büro.
„ZumZimmerkommseamschnellstenmitmlinknFahrstuhldannrechtsdenGanglang!“ ratterte die Rezeptionistin sicherlich zehn mal vor mir herunter und auch hier durfte mir ihr beeindruckend schnelles Stakkato anhören. Während es im Geiste noch ein wenig nachlief, um den Inhalt zu verarbeiten, hatten sich meine Füße schon auf den Weg gemacht. Es ging zunächst auf einen Wasserfall zu, der von einer Art Show-Treppe eingerahmt ist. Links und rechts ging es jeweils zu Seitentrakten, in denen Aufzüge diensteifrig darauf warteten, ein paar Menschen glücklich zu machen, was sie aber nicht sagten, weil ihr Vokabular nur auf „Bimm“ beschränkt war.
Das Hotel ist ja nur ein Bestandteil eines ganzen Konglomerats von mutmaßlich gesundheitsfördernden Einrichtungen hier: Es geht von der Reha über ärztliche Maßnahmen bis hin zu einem hier angesiedelten Wellness-Tempel, dem so genannten Day Spa. Drin kann man sehr flauschig saunieren, in einem 25-Meter-Pool schwimmen, und sich seit Mai 2013 nach ayurvedischen Regeln behandeln lassen. Ayurveda, das ist die Lehre vom Lebenswissen, erklärt die Internetseite des Unternehmens, und: Sie schaffe ein Gleichgewicht zwischen den drei Doshas und aktiviere Energien. Drei Doshas, so so. Was das ist, erklärt die Seite auch: Vata, Pitta und Kapha stehen für die drei Lebensenergien. Die kloppen sich fortwährend in uns. Frei interpretiert: Gewinnen welche die Überhand, geht’s uns schlecht. So kann man durch exotische Künste mit lustigen Namen wie Akshitarpana (Augenbad, 33 Euro), Kati Vasti (Rückenmassage, 59 Euro oder - wer es sich leisten mag - Shirodhara (Stirnöl- Aufguss, 6 Anwendungen, 420 Euro) diverse Ungleichgewichte wieder ins Lot bringen. Da mein Geldbeutel mich nur gerade so im Gleichgewicht hielt, konnte ich mir diese Behandlungen leider nicht leisten. Aber der Pool und die Sauna waren erstklassig und im Zimmerpreis von 100 Euro inbegriffen.
Dass hier nun die Gesundheit gefördert werden soll, ist nur recht und billig, denn hier war vorher jahrzehntelang ein moralisch-sittlich verwerflicher Hort der Bierbrauer. In dem Backsteingebäude der früheren Schultheiss-Brauerei erinnert aber nichts mehr an die bierselige Vergangenheit. Das Hotel mit Day Spa präsentiert sich dem unschuldigen Blick ziemlich sachlich und kein bisschen asiatisch-plingpling-mäßig. Keine Buddha-Statuen, keine Inder, keine Räucherstäbchen und eine Friedhofsruhe auf den Hotelfluren, die nur unterbrochen wird von den Bewegungsmeldern, die alle fünf Meter klick machen und die dazugehörige Lampe einschalten. So ist jeder Hotelgast sein eigenes Lauflicht.
Mein Superior-Zimmer ist groß, mit Parkettboden und Möbeln aus dunklem Holz ausgestattet. Das mittelharte und sehr bequeme Bett wimmelt vor Kissen, das ist gut! Für den Fall, dass ich meine Bücher vergessen hätte, liegt das Neue Testament parat - wieso nicht Buddhas Gautama? Ein Zettel hinter der Lehne informiert über eine Besonderheit: Ein Kissenmenü! Dinkelkissen oder Seitenschläfer-Kissen gefällig? Einfach die Rezeption anrufen. Dann kommt ein menschliches Lauflicht über den Gang, das es bringt. Ein mittelgroßer Flachbildschirm dudelt nach dem üblichen Einschieben der Hotelkarte in den „ab-sofort-gibt-es-Strom“-Schlitz springt an, volles Programm einschließlich der Videos, die man natürlich! nur ganz aus Versehen im Schlaf mit der Fernbedienung aktiviert hat und die möglichst nicht auf der Spesenrechnung auftauchen sollen.
Ein Schreibtisch am Bett mit vernünftig angebrachten Steckdosen und einem bequemen Stuhl erlaubt noch ein paar Büroarbeiten am Rechner (meine Lindner-Rezension und die übers Curry36). Prima: Das WLAN ist kostenlos, dessen Geschwindigkeit passabel. Das separate Bad ist recht groß, die Dusche ebenerdig und die Armaturen gut in Schuss. Seife und Duschzeug spucken zwei Spender an der Wand aus.
Die Zimmer waren dank der Hinterhof-Lage recht ruhig. Dennoch war ein privates Konzert eines Tagungsteilnehmers mit seiner Klappgitarre und zwei Mitsängerinnen zwei Zimmer weiter gut zu hören. Der Kollege hätte mehr Publikum verdient.
Früh am Morgen sickert Tageslicht durch die schweren Vorhänge ins Zimmer. Die Systeme der Übernachtungsdrohne ksmichel fuhren langsam hoch, verwirrt wie immer entdeckte ich, dass ich nicht zu Hause war. Ein idealer Zeitpunkt für das Schwimmbad und einen Saunagang. Erfrischt ging’s zum Frühstück. Das nun hatte mit ayurvedischen Gepflogenheiten nur wenig zu tun. Vorn wegen „nur zwei Hände voll essen“ und Kräutertee trinken! Das Buffet war klassisch mit Wurst, Käse, Süßkram und Fisch, Müsli, Ei-Waren, Obst und diversen Verführern ausgestattet. 10 Euro extra wollen erst mal verfuttert werden.
Den Kaffee gab es aus silbernen Thermoskännchen direkt auf den vierplätzig angeordneten dunklen Tischen, die elegant eingedeckt waren. Nette Bedienungen huschten herum und entfernten leere und halbleere Teller. Klar auf Kostenreduktion zielend: Die Tassen hatten das Fassungsvermögen eines größeren Fingerhutes. Im Ernst: Morgens muss bei mir ein ordentlicher Pott ins Getriebe, sonst muss das jemand ausbaden.
Der Frühstücksraum fasst zwar 120 Personen, im Aufzug hing jedoch ein elektronischer Zettel (im Display), dass der Frühstücksraum zu bestimmten Zeiten unter Umständen leider keine freien Sitzplätze mehr aufweisen könne. Kein Wunder, das Hotel hat 156 Zimmer (nicht nur Einzelzimmer!). Während des Frühstücks konnte man noch mal einen Überblick über die Gästeschar bekommen: Querbeet von zahlreicheren Tagungsteilnehmern (siehe Foto), Familien mit Kindern, Einzelreisende jeden Alters und Geschäftsleuten. Nur Handwerker habe ich nicht gesehen.
Beim Auschecken entdeckte ich noch ein für manche interessantes Detail. Man kann nämlich seine Koffer in einem separatem Raum gegen Bon deponieren und auch nach dem Auschecken später am Tag abholen. Finde ich gut. Für die Öffi-Nutzer: Anschluss nach Spandau gibt es über die Buslinien 136 und 236.
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Kurzfassung: Business-Hotel, nettes Personal, ruhige Zimmer, gute Ausstattung, nicht teuer, Frühstück okay, Betten mittelhart. Alles in allem macht man keinen Fehler, hier abzusteigen: Es ist sauber, modern und freundlich funktional eingerichtet.4.
Oh, Gott, Bahnstreik! Gestern früh wusste ich noch nicht, dass ich abends in Berlin nächtigen werde. Eine kurze Recherche mit unserem Firmentool nach erlaubt-buchbaren Hotels ergab Mondpreise von mehr als 200 Euro pro Nacht. Doch das Lindner stach mit 87 Euro heraus. Nanu? Bruchbude zum Abwohnen? Ich war misstrauisch wie ein Tierheim-Hund.
Eine kurze Recherche ergab meist zufriedene Kunden (und die nicht zufriedenen waren sehr „speziell“). Also zuckte der Buchungsfinger und schon purzelte die Bestätigung ins Postfach. Noch schnell nach Hause gehetzt, eine Tasche gepackt und los. Die Tufftuff-Bahn fuhr noch, denn Streik war erst ab 21 Uhr. So traf ich ein und machte mich vom Hauptbahnhof auf die Socken. Einfach: S75 Richtung Zoo, da aussteigen und den Rest laufen. Berlin-Modus eingeschaltet: Bei Grün Vorsicht, bei Rot gehen, ohne auch nur feige nach rechts oder links zu sehen. Die werden schon bremsen. Kurz und schmerzlos: Es klappte wie immer. Mit meinem blauen Wanderrucksack war ich eh schonungslos als Auswärtiger gebrandmarkt.
Der Eingang des Hotels schreit mit den zahlreichen Leuchtreklamen des futuristisch anmutenden Riesenbaues um die Wette nach ein bisschen Liebe und Aufmerksamkeit. Ganz in der Nähe ist ein Apple-Tempel und wohin das Auge blickt, lauern zahlreiche Geschäfte arglosen Geldbeuteln auf. Vom Ku’damm geht’s ein kleines Stück in die Einbuchtung hinein, um den Eingang zu finden. Hat man das geschafft, kommen keine schwierigen Abschnitte mehr beim Erklimmen des Monte Ruhzone.
Die Rezeptionisten waren sehr freundlich, erklärten kein bisschen maschinenhaft, was mich hier erwartet (für eine Nacht, haha!) und händigten mir nach kurzer Anmeldeformalität den Schlü… äh, nein, die Schlüsselkarte aus. Es ist ein RFID-Chip drin, der die richtige Tür wie ein Sesam-öffne-dich entriegelt (rrrklack, grünblink blink blink). Das - beladen mit Koffern und Taschen sonst mühselige - Einfädeln in einen Schacht an der Türe entfällt. Das Einzelzimmer im siebten Stock war nicht groß, aber funktional eingerichtet: Ein Schreibtisch (beleuchtet), LAN-Buchse, WLAN gratis und ein kleiner Flatscreen-TV, auf dem leise Musik dudelte und meine Welcome-Nachricht angezeigt wurde. Das Bett strahlendweiß bezogen, ein Nachthüpfer (nicht das, was du jetzt wieder denkst!) lag drauf. Das Betthupferl ließ sich aufessen, bestand aus Weingummi und hieß Schlafbärchen.
Nun die Inspektion der Räumlichkeiten: Der Waschtisch ist nicht vom Schlafbereich abgeteilt (aber wenigstens die Toilette ;-). Für Vergessliche und Schotten (auch Schwaben) gibt es Toilettenartikel reichlich und die Handtücher sind so rein und unschuldig wie Schäfchenwolken. Da ich nicht weiß, wie weich Schäfchenwolken sind, muss ich dafür einen anderen Vergleich bemühen. Am nächsten kommt dem Anfassgefühl und Rubbelfaktor ein stinknormales Badetuch. Nix Spezielles also.
Die Dusche ist per Glasschwenktür von der Pieselstätte abgeteilt, die Armaturen sind blitzblank, der Duschkopf mit mehr Funktionen ausgestattet, als sie die Wilhelmshöher Wasserspiele bieten und das Vergnügen wird durch einen weit regelbaren Temperatur-und Mengenregler gekrönt, der recht spontan ansprach und nicht mit viertelstündiger Verzögerung.
Nicht ganz so perfekt die Klimaanlage, die in Stellung „Automatik“ den Geräuschpegel von etwa 50 Dezibel (gemessen) erzeugte. Nach ein paar Tastendrücken war damit Schluss, die Automatik ausgetrickst, dann war Ruhe. Die Sorte Ruhe, die man 40 Kilometer fernab der Zivilisation mitten am Nordpol oder mitten in der Wüste hat. Und das mitten auf dem Ku’damm. Das war sehr angenehm und so schlummerte ich ungewohnt gut.
Während meiner Forschungsreise durch meine vielleicht 12 Quadratmeter entdeckte ich noch einen Schrank. Drinnen war ein Safe (der funktionierte), eine Minibar (gefüllt) sowie zwei Ablagekörbe für Schuhe, samt Pflegemittel, Schuhanzieher (Plastik, weiß, kurz) sowie Nähzeug - wie lange habe ich das schon nicht mehr im Hotel gesehen? Eine Bibel lag allerdings nicht im Nachtschränkchen, Gläubigen wird demnach zur Eigenbevorratung erbaulicher Worte geraten. Hingegen liegt auf dem Schreibtisch eine Sammlung sündiger Schundliteratur (Focus, Maxi, Kicker) und natürlich haufenweise Eigenwerbung für die LIndner-Kette.
Das Frühstück am Morgen (10 Euro extra) war in Ordnung. Kaffee in modischen Schnickschnack-Sorten, Tee, diverse Wurst- und Käsesorten, Marmelade und WICHTIG: Nutella! Dazu Hörnchen, Frucht als Salat und unverunstaltet pur. Für Anglophile noch eine Reihe von warmen Bestandteilen, die ich hier nicht auszusprechen wage - sowas zum Frühstück? Na, soll’n se doch, dann stehen die Leute, die sowas mögen, nicht so lange unschlüssig vor Käse und Wurst herum. Der Service am Tisch ist unaufdringlich (kein nerviges Fragen nach der Zimmernummer). Spione finden hier ein erstklassiges Betätigungsfeld, denn Bissniss-Pipl quatschen teils recht laut über mutmaßlich hochgeheimes. Wer gern Bullshit-Bingo spielt, kriegt hier schnell eine Reihe mit dem üblichen Blähwortarsenal der Manager zusammen und darf fröhlich ein „Bingo!“ in die verwunderte Menge kreischen. Heute abend geht’s in ein anderes Hotel, mal sehen, ob es konkurrieren kann.
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Kurzfassung: Kaffee und Kuchen (vom feinsten) und durchgehend warme Küche bis 21 Uhr, Ferienwohnungen und Hotelzimmer, sehr rustikal, Hervorzuheben die Wandmalereien im Innern, Biergarten, freundliche aufmerksame Bedienung
Denke ich an die Heide in der Nacht, bin ich um das Schaf gebracht. Oder so. Nach einer längeren Wanderung waren die Füße etwa so platt wie Wahlkampfversprechen, der Hunger so groß wie der Kilimandscharo und der Durst entsprach dem eines Kamels nach vierzehn Tagen durch den Schott el Dscherid. Dort wurde übrigens für die Star Wars Trilogie gedreht. Hier in der Heide hätte das auch doof ausgesehen.
Aber das nur am Rande. Wo war ich? Ach ja, in der Heide. Am Parkplatz flogen die Wanderschuhe nur so ins Auto und mit der Golocal-App fand sich doch tatsächlich ein Cafe hier in unmittelbarer Nähe. Nämlich dieses. Gemäß dem Motto: „Wo schon welche sind, kann es so schlecht nicht sein.“ ging es hinein. Na, nicht ganz.
Der Biergarten kurz hinter dem Eingang lud ein. Etliche Tische, sonnenbeschirmt beziehungsweise unter dem Blätterdach von Bäumen, dazu dunkle Vierer-Tische, einige Wärmedecken für Frostköttel und endlich mal nicht diese stilbrechenden Plaste-und-Elaste-Stühle in weiß, sondern welche aus Holz. Ihr wisst schon, dieses Dingszeug, das in Bäumen drin ist.
Beim Hinsetzen dachte ich noch: Oh, das kann jetzt dauern, denn eine Bedienung war nicht in Sicht. Die letzte Gedankenwolken waberte gerade noch umher, schon blies sie die wie ein Wirbelwind heranbrausende weibliche Bedienung hinweg und fragte nach unserem Begehr. Zwei Karten wären schon mal ein guter Anfang, fand ich, worauf die Dame sich sofort entschuldigte und beinahe mit einem Hechtsprung von einem anderen Tisch zuerst die eine und mit einem weiteren Hüpfer schließlich die zweite Karte zu Tisch beförderte. Das hat höchstens fünf Sekunden gedauert.
Die Karte machte auf sehr übersichtlich und und enthielt wohl etwas für jeden Gaumen. Am liebsten hätte ich alter Knauser den Räuberteller bestellt, der kostet nichts. Aber dafür hätte ich 40 Jahre jünger sein müssen. Das konnte ich nicht mal vortäuschen. Also blieb ich bei einem Wort namens Grützwurst hängen, genauer gesagt an „Heidjer Grützwurst“ mit Bratkartoffeln und Apfelkompott. Mit knapp elf Euro im unteren Preissegment der Karte. Meine Begleitung wählte einen Salat mit Putenbrust.
Ich bestellte, verschwand dann kurz zu der hiesigen Kachelausstellung, die gut ausgeschildert war. Der Besuch verlief ohne erwähnenswerte Besonderheiten, was ja in manchen Lokalitäten leider nicht so ist. Wieder auf dem Rückweg ging’s vorbei an einer mit unsagbaren Köstlichkeiten gefüllten Kuchentheke - lauter augenscheinlich handgebackene Unikate von Käse-Sahne-Torte, Obstkuchen und Mohn lauerten dort arglosen Wanderern auf. Hätte ich die schon vorher gesehen, wäre meine Bestellung vielleicht anders gelaufen, dachte ich.
Das Essen kam schon nach etwa zehn Minuten.
Wer zum ersten Mal Grützwurst sieht, möchte vielleicht doch lieber den Blick abwenden, zu sehr drängen sich doch Vorstellungen von bereits einmal Gegessenem auf, ähnlich wie bei Labskaus.
Doch weit gefehlt: Grützwurst ist eine Mischung aus zerhacktem Tier und eben Grütze, dazu Brühe und ordentlich Gewürz, etwa Piment, Salz und Pfeffer. In diesem Fall handelt es sich bei dem Tier um Heidschnucken und nach der Konsistenz zu urteilen, habe ich nicht das Horn erwischt. Das Ganze landet in einem ausgerechnet bräunlichem Häufchen auf dem Teller, was gewissermaßen als Tarnung für den ausgezeichneten Geschmack gelten muss. Erwähnte ich schon, dass Fett ein guter Geschmacksträger ist ;-) Dazu gab’s ein Schälchen Apfelkompott und - etwas weiche - Bratkartoffeln. Wer sie etwas krosser mag, sollte das also bei der Bestellung gleich sagen. Wer in die Fotos gucken mag: Da ist das Gericht dokumentiert.
Der Salat mit Putenbrust machte zuerst einen etwas verlorenen Eindruck auf dem Teller, als wenn man auf die Frage: „Wie fanden Sie das Essen?“ mit: „Eher zufällig, nach längerem Suchen!“ antworten müsste. Aber eigentlich war das eher Putenbrust mit etwas Salat, so viel vom Truthuhn war in Scheiben geschnitten auf dem Teller - dem Vernehmen nach (keins, gefräßiges Schweigen und Knurpsen) war es gut, besonders das Honig-Senf-Dressing schien sehr gelungen.
Auch die Getränke waren nach unserem Geschmack, in meinem Fall eine landestypische Mischung aus einer koffeinhaltigen Brause und Orangenlimonade, hier Spezi genannt. Wer das im Emsland bestellt, bekommt stattdessen Cola mit Korn gemischt, also Vorsicht.
Zwischendurch erschien die aufmerksame Bedienung, scannte unseren Essfortschritt und fragte zuerst nach unserem fachlichen Urteil und zum Ende unserer Fressorgie, ob es uns noch nach etwas anderem gelüstete. Ich war zwar schon pappsatt (ich mag kein Blatt, mäh, mäh, mäh!), aber - die Kuchentheke! Wir entschieden uns, noch eine Probebohrung im Mohnkuchen vorzunehmen und einen Cappucino draufzukippen.
Der Mohnkuchen erschien, dazu zwei Gabeln, denn wir hatten glaubhaft machen können, dass ein ganzes Stück nun echt zu viel gewesen wäre. Diesen Mohnkuchen habe ich in meiner Begeisterung leider nicht mehr fotografiert. Ein Fehler, denn es war der leckerste Mohnkuchen, den ich seit langer, langer Zeit essen durfte. Ein fluffiger Boden, dazu eine mindestens zwei Zentimeter dicke Schicht aus Mohncreme (knirsch, knirsch) und oben wieder ein fluffiger Boden drauf, mit einem Hauch Puderzucker abgerundet.
Wir kamen noch ein wenig mit der netten Bedienung ins Gespräch. Kutschfahrten gibt es hier auch, erfuhren wir, 6 Euro kosten die. Und, ja, Döhle sei schon etwas anderes als Wilsede und Undeloh. Dort Massenbespaßung der Silberhaar-Fraktion, hier eher Individualreisende, oft mit Rädern. Dabei liegt ein riesiger Parkplatz direkt vor der Haustür, sogar Sammelkutschen gibt es hier (siehe Foto).
Zum Bezahlen gingen wir noch mal rein, auch weil der ausliegende Prospekt uns nötigte. Der erzählte nämlich auch von der Geschichte des Hauses. Hier tauschten früher auch Postkutschen ihre Pferde aus. Im Vorraum des Lokals prangen rechts und links riesige Wandmalereien nach dem Genre „röhrender Hirsch im Wald“, der Sage nach als Bezahlung mittelloser Maler für Kost und Logis gewährt. Ich möchte gern auch mal solche Maler einladen, wenn ich Mitspracherecht bei den Motiven habe. Der linke Raum ist eher dunkel-rustikal gehalten, geht so in die Jäger-Stube. Das, erklärte die Bedienung, war bis 1970 noch ein Kuhstall gewesen. Aha, also Bauer auf der Jagd nach dem weißen Schatz. Passt. Der Raum rechts ist heller, ein Kachelofen ist der Blickfang, und ansonsten ist hier auch alles eher gediegen.
Am runden Tisch direkt am Tresen kloppten ein paar ältere Herren noch ein paar Sprüche, orderten Nachschub an Herrengedecken, die sogleich kamen. Wir plauderten noch ein wenig mit der Bedienung und verließen den Laden, abgefüttert und zufrieden. Das mit den Bratkartoffeln sage ich dann beim nächsten Mal.geschrieben für:
Restaurants und Gaststätten / Hotels in Egestorf in der Nordheide
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Sommerzeit, Sauregurken-Zeit? Ja neee, wieso das denn? Hier, im Spreewald müssen die Touristen sich eher öfters ducken, weil ihnen an jeder Ecke Gurken-Gläser und Meerrettich nachgeworfen werden. Nach den länglichen Kürbisgewächsen ist sogar ein recht bekannter Radweg in der Gegend benannt, und der Meerrettich gehört zu den schärfsten Sachen, die der Spreewald zu bieten hat. Tut mir leid, meine lieben Spreewälder Damen: Das sagt sogar euer berühmtester Meerrettich-Fabrikant.6.
Der Spreewald – für den, der es noch nicht weiß – ist so eine Art Dschungel mitten in Deutschland. Auf einer Fläche von nur rund 3200 Quadratkilometern schaffte es die Spree nach der Eiszeit, ein Gewirr aus 970 Kilometern sehr träge dahinfließenden Flüsschen, Läufen und Kanälen zu bilden. Wieso das so ist, darüber streiten die Forscher bis heute noch, wahrscheinlich werfen sie sich dabei Gurkengläser an die Köpfe. Folge der Malaise in der grauen Vorzeit: Von Oktober bis April muss Liesel die Post mit dem Kahn ausfahren, handgestakt versteht sich. In der übrigen Zeit könnte sie auch über die zahlreichen Paddelboote und Kähne trockenen Fußes die ADAC-Motorwelt, Einkauf Aktuell und Liebesbriefe austragen.
Weil es hier so gemütlich ist, haben sich hier die Sorben angesiedelt, die einzige "ureingeborene" Volksgruppe, die noch eine slawische Sprache (mit sieben Fällen!) spricht und anerkannte Minderheit ist. Zirka 60.000 soll es geben, und Theodor Fontane hat in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg einiges der sorbischen Kultur für die heutige Gameboy-Generation eingefroren, obwohl er DAS nicht hat kommen sehen.
So, damit wäre der Rahmen gesetzt.
Als Hamburger weiß ich bekanntlich nicht, wohin ich gehen könnte, wenn ich mal paddeln wollte. Hier gibt es ja nix außer der Elbe, der Ilmenau, der Bille, der Ostsee, der Nordsee, der Oste, ähem... Naja, ich fahre aber trotzdem in den Spreewald, weil es dort eine einzigartige Atmosphäre gibt. Fast urwaldartig. Das zu genießen, kann man Boote mieten, im Hochwald, der Schutzzone 1 des Biosphären-Reservates allerdings nur an wenigen Stellen. Das ist eine davon, und weil sie kaum einer kennt, beschreibe ich sie. Denn die Suche ist ein bisschen wie die Brotkrumensuche bei Rotkäppchen.
Der Paddelbootverleih ist ein Anhängsel des Ringhotel Eiche. Man klickt sich also von dessen Internetseite durch über den Registerreiter "Freizeit" bis zum Paddeln. Eine verlinkte Internetseite informiert, man möge doch bitte ein Formular ausfüllen oder anrufen, um ein Boot zu reservieren. Ratsam, sobald die Sonne herauszukommen droht.
Gesagt getan: "Ein Boot, bitte schön, am Sonntach um zehn. Kein Kanadier, sondern ein Kajak." Eine Antwort erhielt ich nicht, aber ich vertraute auf die sorbische Kaufmannsehre und fuhr trotzdem los. Angekommen, fand ich eine sechseckige Holzhütte, eine Dame darin, die sich auf den heutigen Ansturm vorbereitete. Mir war zunächst nach einem Pott Kaffee, meine Begleitung wollte eine Flasche Wasser mit aufs Boot nehmen. Das wiederum ging nicht, denn Flaschen dürfen nicht außer Haus verkauft werden, beschied die Hüterin des Holz-Hexagons. Nicht ohne nachzuschieben, dass sie die leere Trinkflasche meiner Begleitung aber gern mit gewöhnlichem Wasser auffüllen könne. Das versteh' einer!
Während ein kräftiger Spreewald-Matrose schon die Boote in einem Miniatur-Hafenbecken (verglichen mit dem Hamburger Hafen) zu Wasser ließ, plauderten wir noch etwas mit der freundlichen Holz-Hexagon-Hexe, die uns auch für das Boot schon mal abkassierte – nicht, dass wir uns mit dem Kahn auf nach Amerika machen, so wie es dereinst 1854 der Pfarrer Jan Kilian mit 500 Auswanderern tat. Es folgten noch einige Hinweise über mögliche Touren, eine eingeschweißte Karte samt Telefonnummer für den Notfall. Obwohl sie solche Hinweise sicher schon hunderte oder tausende Male gegeben hatte, war kein Einbruch in ihren Bemühungen erkennbar, uns einen Himmel auf Erden zu versprechen.
Der Preis war in Ordnung, und nachdem die Dame uns einen Ort nannte, an dem wir die Lenzpumpen für den menschlichen Verdauungstrakt noch mal in Gang setzen konnten, machten wir Landratten uns auf, die wackligen Planken eines Kajaks zu betreten.
Wir wussten, wie man einsteigt und brauchten daher die angebootenen Hinweise des Spreewald-Matrosen nicht, der uns freundlich winkend verabschiedete.
Die Fahrt ging entlang des Großen Fließ entlang und schon nach wenigen Paddelschlägen wussten wir, dass wir wieder mal ein Bananenboot erwischt hatten: Es fuhr statt geradeaus immer ein bisschen nach links. Das kannte ich von diesem Verleiher schon, und weil die Boote alle kein Steuerruder hinten hatten, hieß es also, einen Weg zu finden, damit klarzukommen. Wozu zahlt man eigentlich seine Steuergelder, verdammt? Wir schafften es aber doch recht schnell, ohne uns gegenseitig Schimpfwörter an den Kopf zu werfen, vor denen selbst der Klabautermann sich ängstlich wimmernd in die 0,80 Meter tiefen dunklen Fluten zurückgezogen hätte.
Wir erlebten eine Do-it-Yourself-Schleusung auf dem Weg nach Norden, bogen nach Westen ab und kilometerweit waren wir nun allein mit den eintunkenden Paddeln, den Libellen und den im Mai noch wenigen Mücken. Ab und zu unterquerten wir eigenartige hölzerne Hochbrücken, wohl für Förster oder Jäger. Immer wieder hielten wir und beobachteten nur, was um uns herum geschah: Meistens nichts.
Nach rund vier Stunden trafen wir nach einer sehr entspannenden Fahrt wieder im Hafen am Ringhotel ein. Mittlerweile war es voller geworden dort, so dass wir uns ein wenig Mühe beim Einlaufen geben mussten. Anlegen, festmachen und ein letzter Blick zurück in UNSER Bananenboot. Ein schönes Erlebnis, und dass das Boot seine eigenen Vorstellungen von Geradeauslauf hatte, war uns schließlich Banane.
Dann ging es weiter, zum einem weiteren Spreewald-Motto: "Leinöl und Quark macht stark!" Sprachlich falsch, inhaltlich goldrichtig nach so einer Tour. Aber das wäre eine andere Geschichte.
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Ein Edeka. Verdient sowas überhaupt eine Bewertung? Die sind doch alle gleich, und einkaufen muss man ja. In der Regel geht man dahin, wo es a) das gibt, was man braucht und b) wo man bequem hinkommt sowie eventuell c) wo man gut parken oder das Rad anschließen kann. Jeder bildet da recht schnell seine eigene Routine aus, und das Ausprobieren neuer Läden ist dann eher was für die Kür. Nach einigen Umzügen in meinem Leben und wiederholtem Aufbau neuer Versorgungsstrukturen für Eier, Butter, Käse, Klopapier kann ich aber sagen: Dieser Edeka hebt sich aus der Masse heraus. Wieso? Deswegen:7.
Der Laden hat eine recht günstige Lage direkt am Fleetplatz, unweit der S-Bahn. Einen Parkplatz gibt es auf der Rückseite des Gebäudes, ein Parkdeck obendrein. Nur für Räder ist leider nicht ausreichend gesorgt. Ein paar Felgenmörder auf dem Weg zum Parkdeck, das war's. Dafür kann man bis zu einem Hund (oder mehrere, die sich vertragen) an einem Haltering parken, im Sommer steht auch öfters ein Napf Wasser da. Da die Felgenmörder in der Nähe sind, kann man sein Rad also von Schnuffi bewachen lassen.
Okay, Parken ist abgehakt. Im Eingangsbereich gibt es eine Bäckerei mit ein paar kleinen Tischen sowie einen Postschalter mit Postfächern. Zwei Leergutautomaten vervollständigen das Bild. Bis jetzt ist das doch spannend wie ein Jerry Cotton, nicht?
Ja, aber jetzt kommt's: Hat man die zwei Schranken danach erst mal passiert - und das geht werktags von 7 bis 20:59 Uhr, dann gelangt der vom leeren Kühlschrank Getriebene in die Obst- und Gemüseabteilung. Sie ist nicht überbordend groß, enthält aber, was man so braucht. Auch die ein- oder andere exotischere Sorte ist dabei. Erfreulich ist der hohe Anteil an Bio-Ware. Wie man weiß, stammt ja das andere Zeug aus dem Chemiebaukasten und ist tödlich oder - noch schlimmer! - macht impotent.
So, Tomaten und Bananen sind im Einkaufswagen oder Korb, weiter geht die Fahrt. Doch wie? Eine harte Entscheidung muss her: Erst durch die erste Hälfte der acht Doppelreihen von Regalen schlängeln oder zunächst das nicht endenwollende Kühlregal ablaufen? Darin verbirgt sich die ganze Palette des Grauens für Milch-Intolerante: Käse, Joghurt, Quark, dann noch Kräuterbutter, gesalzene und ungesalzene. Als freundlicher Übergang gibt es ganz hinten, kurz vor der Fleischtheke noch türkische beziehungsweise arabische Wurstwaren.
Das gibt mir ein Stichwort. Was den Laden sehr auszeichnet, ist das große Angebot an russischen Lebensmitteln. Klar, in Neuallermöhe-West ist das die wichtigste Kundengruppe, aber - und das meine ich ernst - die Sachen sind so präsentiert, dass sie einfach Lust machen, das alles mal auszuprobieren. Man findet immer jemanden im Laden, der einem sagen kann, was man da gerade in der Hand hält und dessen Beschriftung man selbst nicht lesen kann.
Das Sortiment ist aber auch ansonsten gut. Das Real-Motto "einmal drin, alles hin" oder so ähnlich, trifft es ganz gut, nur für ein reichhaltigeres Zeitschriftenmenü muss man noch mal um die Ecke in den Lotto-Laden.
Weiter geht die wilde Fahrt mit dem Einkaufswagen. Jetzt noch schnell um die Ecke sausen, zu Bier, Wasser und auch Brausen. Hier darf man auch mit lokalen Gesöffen rechnen, etwa dem Bergedorfer Bier oder Säften aus der Gegend. Noch kurz zum Kassen-Lotto. Eine von fünf Kassen ausgesucht und angestellt. Wird es auch diesmal wieder passieren? Storno ausgerechnet bei meiner Schlange? Rollenwechsel direkt vor mir? Kleingeldnotstand oder Preis nicht gewusst? Eine Dame, die Kleinstbeträge mit Karte zahlen will oder ein Opa, der was reklamieren will und das auch länglich tut? Passiert zwar hier auch, aber lange anstehen muss man hier selten.
Der Geschäftsführer scheint ziemlich gut zu ahnen, wann er seine Teilzeitkräfte hier an die Front schicken muss. Erfreulich ist es, dass hier wohl viele schon recht lange arbeiten und aus dem Viertel sind, so dass oft mal ein netter Gruß mit dem Wechselgeld ausgetauscht wird. Und zwei, drei Originale unter den Kassiererinnen gibt's hier auch. Von der resoluten Mittfünfzigerin bis zu den jungen Aushilfen ist alles dabei, manchmal haut auch der Filialleiter in die Tasten. Vor Weihnachten hatte er auch schon mal eine mobile Kasse aufgestellt, denn - wie jeder weiß - vor Xmas wird eingekauft, als wenn es nie wieder was gibt.
So, schnell Sachen verstauen und wieder raus. Toll, unter 15 Minuten. Das Schreiben hat länger gedauert... Darauf 'nen Kaffee. Oh, ist alle. Muss ich wohl noch mal los.
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Nach einer Ausfahrt mit Leih-Rennrädern packte mich die Lust, das öfter zu machen. Schließlich ist Rennradfahren nicht bloß eine Ausrede für Leute, die sich über das Leistungsspektrum der Pharma-Industrie im Selbstversuch überzeugen wollen, sondern auch ein gelenkschonender Weg, Ausdauersport zu betreiben.8.
Derartig mit Ausreden gegen das schlechte Gewissen der anstehenden Geldausgabe gewappnet, betrat ich den riesigen ebenerdigen Flachbau (1800 qm) an einem Dienstag. Ich war allerdings schon öfters dort, zuletzt, um mich in Sachen Klickpedalen beraten zu lassen. Das war sozusagen mein Feldversuch: Läuft die Beratung da so, wie ich mir das vorstelle, dann fasse ich Vertrauen. Ich schilderte einem Verkäufer, der mich ansprach(!), also meinen Wunsch. Der lief darauf hinaus, demnächst beim Anhalten zwei bis drei Mal auf die Nase zu fallen, bis ich mich daran gewöhnt habe, richtig aus den Pedalen rauszukommen.
Ich hatte mich im Vorfeld informiert, zig Rezensionen gelesen, Leute gefragt und wusste etwa, was ich wollte. Der Test war, ob die Beratung zum selben oder einem ähnlichen Ergebnis führt. Kurz und gut, es hat geklappt. Nach ein paar gezielten Fragen schlug mir der entspannte und aufmerksame Verkäufer das Modell vor und nannte mir ein paar dazu passende Schuhe. Er vergaß auch nicht zu sagen, dass die Werkstatt mir dabei helfen könne, die Cleats (das sind die Klemmen am Schuh) richtig anzubringen.
Ich fahre die Kombination nun recht oft und bin glücklich damit. Kein Einschlafen der Füße selbst bei langen Strecken. Und das Anbringen der Pedalen erledigte der Monteur in der Werkstatt im Handumdrehen - er trug sogar etwas Fett auf die Pedalachse auf, damit man das Teil irgendwann auch noch mal lösen kann. Okay, sollte selbstverständlich sein, ist es aber nicht, und so viel Zugewandheit war mir dann doch einen ordentlichen Einwurf in die Kaffeekasse wert.
Der Rennradkauf verlief ähnlich. Ich steckte ziemlich klar die Claims ab, besonders, was die Wunschausstattung angeht und wie arg ich dafür die Spargroschen zu dezimieren gewillt war. Der Verkäufer vermaß mich und zeigte mir einige Räder, um verschiedene Ausstattungsvarianten zu demonstrieren.
Ich konnte einige Räder auch auf der Probefahrstrecke im abgetrennten Innenhof in Ruhe ausprobieren, wozu mich der Verkäufer regelrecht nötigte. Souverän bediente er zwischendurch Kundenwünsche, signalisierte dabei, dass er für längere Beratungen gerne einen Kollegen herbei rufen möchte, da er gerade einen Kunden (oh Gott, er meinte mich!) habe. Er fährt selbst Rennrad, sagt er, und es müsse schon alles passen, damit man Spaß daran hat und das Rad nicht nach drei, vier Fahrten nur noch im Keller steht. Eines der Räder hat mir dann auch sehr gefallen, doch es fand keine Gnade vor dem Verkäufer: "Schickes Rad, aber der Rahmen ist zu niedrig. Sie brauchen ein 58er." Er zeigte mir ein ähnliches vom gleichen Hersteller in der genannten Höhe, mit etwas schlechterer Ausstattung und ließ mich das ausprobieren. Verdammt, der Mann hatte Recht!
Der Preis entsprach meinen Vorstellungen, besonders günstig war er aber nicht, und das ist angesichts der ordentlichen Beratungsleistung auch okay. Immerhin konnte ich die vor der Preisnennung angebotene Sitzgelegenheit auslassen. Aber wieso, frage mich, gibt es in solchen Läden zwar Kaffee und Wasser, aber keinen Defibrillator zur Wiederbelebung, der sicher bei manchen Preisschildern für FAHRRÄDER angebrachter wäre - kleiner Scherz. Eine kleine Vorauskasse wanderte also über die Ladentheke.
Anderthalb Wochen später holte ich das gute Stück ab, der Laden hat abends bis 20 Uhr offen, sonnabends bis 18 Uhr. Ich ließ mir passende Pedalen (worauf mich der Verkäufer ebenfalls hingewiesen hatte) montieren und rollte vorsichtig los. Nach den ersten Ausfahrten hakelte die Schaltung, und ich fuhr noch mal beim Laden vorbei, monierte das. Ohne lang zu fackeln, stellte einer der Monteure die Schaltung nach und sagte, das wäre in der nächsten Zeit wahrscheinlich noch mal nötig. Er zeigte mir, was ich dann zu tun hätte, und erklärte mir die Schrauben zur Einstellung der Schaltung kurz. Kostenpunkt: Null.
Warum dann nur vier Sterne? Obwohl der Laden sehr groß ist, stößt man doch hin und wieder auf Lücken im Angebot. Als angehender Rennradler brauchte ich passende Klamotten. Man weiß: Damit ist man gefühlt doppelt so schnell unterwegs und fühlt sich dreimal so toll. Nur: Wieso gibt's die Pellen im Juni/Juli nur noch in Zwergen- und Zeltgrößen oder so hässlich, dass die folgende Meute schon aus Ekel großen Abstand zu einem bewahrt?
Und wieso gibt es im genannten Zeitraum kaum noch Click-Schuhe in Normalgrößen? Wenn ich Elbkähne ausleihen wollte, würde ich die eher bei Paddel-Meier vermuten als im Fahrrad-Laden! Auf Probe bestellen möchte ich da eher nicht, auch wenn das angeboten wird. Und: Während der Sonnabende ist es schwierig, eine ordentliche und entspannte Beratung zu bekommen. Dann rotieren nämlich die Verkäufer im Laden. Dann ringeln sich öfters lange Schlangen um die zwei Kassen herum. Ein weiteres Manko noch: Ich verstehe nicht, wieso es vor dem Laden kaum vernünftige Radbügel zum sicheren Anschließen der Räder gibt, sondern vorwiegend Felgenmörder.
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Gerade gestern - während einer Tauchpause am Kreidesee - habe ich noch mal nachgezählt: rund 100 Besuche mit 226 Tauchgängen verbinden mich nun schon mit dem See und mit der Basis.9.
Der Kreidesee ist als ehemaliger Tagebau ein künstliches Gewässer mit relativ klarer Sicht, die gemäß der nach und nach zunehmenden biologischen Aktivität im See zwar nachlässt, aber immer noch einen angenehmen Kontrast zu manchem Tümpel mit 30 cm Sicht aufweist. Die Sichtweiten variieren übers Jahr und reichen von 1 bis 30 Metern, typischerweise darf man aber 5 bis 10 Meter erwarten. Es gibt sieben Einstiege (0, 1, 2, 3, 3,5 sowie 4 und 5), die jeweils unterschiedliches bieten, was ich aufgrund der diversen guten Beschreibungen hier nicht wiederholen will. Anfänger sollten mit den Einstiegen 0, 1 und 4 jedenfalls schon sehr viel anfangen können.
Die Rezension dreht sich aber nicht um den See, sondern um die Basis. Und deren Wachsen über viele Jahre hat nach und nach dazu geführt, dass aus der Füllstation nun eine Basis mit Anspruch auch für Tech-Taucher geworden ist. Waren in den frühen Jahren lange Schlangen vor der Füllanlage noch normal, gibt's frische Luft für dicke und dünne Flaschen (200 und 300 Bar) nun in weniger als fünf Minuten (12 l, 4,80 Euro). Nitrox und Gemische für Tech-Taucher gibt es nebenan bei Stephan, der auch ein kleineres Sortiment Tauchzubehör feilbietet.
Doch vor dem Tauchen steht zunächst die Anmeldung. Pro Tag kostet das Tauchen einen Zehner, es gibt auch Zehnerkarten (dann 9 Euro). Ist die Anmeldung nicht besetzt (im Sommer vor 8 und nach 19 Uhr), dann tut es auch eine vorläufige Anmeldung per ausliegendem Briefumschlag, zusammen mit seinem Tauchbrevet) - praktisch.
An das Gelände angeschlossen ist ein einfacher Campingplatz (mit Strom und Brötchenbestell-Möglichkeit), und sowohl einfache Sanitäranlagen (mit Duschen), eine Möglichkeit zum (Ab-)Waschen sowie zum Spülen sowie die besagten Füllanlagen (mit Nachtfüllmöglichkeit per Automat) sind alle m Eingangsbereich konzentriert. Wer nicht zelten will, kann sich über die Basis eine der Ferienhäuser aus Holz vermitteln lassen, kein ganz billiger Spaß allerdings, aber für Gruppen ab vier bis sechs Personen rechnet sich das natürlich anders. Die Basis vermittelt auch Unterkünfte beispielsweise im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Kreidesee-Zementwerke, dem HGF-Haus. Alternativen in der Nähe sind reichlich vorhanden. Unmittelbar rechts vor der Einfahrt auf das weitläufige Gelände gibt es noch einen einfachen Mini-Markt im besagten HGF-Haus sowie eine Internet-Möglichkeit. Nichts großes, aber immerhin.
All das lässt anklingen, dass die Basis-Mitarbeiter (Jens, Stephan, Ulf und Holger) bemüht sind, das Tauchen und Drumherum entspannt zu machen. Das gilt auch für die weiteren Mitarbeiter. Wobei: Die Flaschen werden einem hier nicht ans Wasser getragen, das, bitteschön, machen Taucher allein oder sie leihen sich dazu einen der kleinen Karren aus. Man erkennt durchaus, dass die Basismitarbeiter eher einen mündigen Kaltwassertaucher hier erhoffen, doch wer vernünftig fragt, bekommt auch eine gute Antwort oder mal die korrekte Konfiguration des Tauchgerätes mit den obligatorischen zwei getrennten ersten Stufen gezeigt.
Mit Pontons, Treppen und Wegen zu den Einstiegen sowie durch zahlreiche Rödeltische ist das Tauchen durch die Basis aber nach und nach auch für solche Leute interessant gemacht worden, die es eben gern bequem haben wollen. Nicht alle finden das gut, und mach einer trauert Zeiten nach, in denen schon der Einstieg eine rutschige Angelegenheit war, dafür aber keine Gitter unter Wasser vor interessanten, aber leider auch gefährlichen Tauchpassagen schützten. Mit der Masse kommen eben auch immer mehr Unvernünftige, die man auf diese Weise vor sich selbst schützen musste.
An Wochenenden ist gerade im Sommer viel hier los, und trotz vieler Kontrollen durch die Mitarbeiter der Basis und klarer Sicherheitsbestimmungen gibt es immer wieder Taucher, die unter Wasser Dinge anstellen, die man bei Verstand nicht tun sollte. Dagegen ist man auch als Basis machtlos - die Deppen werden eben nicht alle. So gibt es leider hin und wieder auch Tauchunfälle, leider auch tödliche, die dem "Todessee" seinen Ruf eingebracht haben. Für Notfälle hat die Basis ein telefonisches Alarmierungssystem eingerichtet (Einstiege 0/1, 3 sowie 5), das jedermann benutzen kann und das in Sekunden die Rettungskette in Gang setzt. Das ganze ist eingespielt, und in der Regel beschränken sich die Einsätze eher darauf, dass Notfallsauerstoff verabreicht wird und der Patient danach schlauer und hoffentlich vorsichtiger den Wachcontainer direkt am See wieder verlässt.
Wer seinen Tauchgang überlebt - soll ja auch vorkommen! - der kann sich übrigens in der Basis ein Heißgetränk (1 Euro) besorgen und im Sommer an Wochenenden auch einen Imbisswagen auf der Rückseite des Service-Gebäudes heimsuchen. Preise wie vor der Währungsumstellung.
Was man wissen sollte: Die Basis ist zwar mit Leihequipment wie Flaschen, Blei, Tauchcomputern und co. ausgestattet, das ist aber gemessen an der Zahl der Besucher eher wenig vorhanden. Und: gerade im Sommer gibt es öfters Wochenenden, an denen der Platz durch große Gruppen oder Testtauch-Events für normales Tauchen fast unbenutzbar wird, auch hier ist das vorwiegend der gruppendynamischen Mallorca-Handtuch-Fraktion geschuldet, die massiv und idiotisch Zugänge blockiert, Rödeltische dauerbelegt, Platz verschwendet und mit rollender Disco-Beschallung direkt am Tauchplatz vorgibt, welche Musik alle jetzt hören sollen. Hier wünschte ich mir von der Basis ein rigoroses Einschreiten und Unterbinden solcher Auswüchse. Das geschieht meiner Beobachtung nach zu selten.
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Feinkost Hafencity? Das macht Kopfkino von betuchten Neureichen, die sich die Mieten hier leisten können und sich hier mal eben ein Glas Kaviar zum Mittach einholen (lassen). Umso erstaunter ist man, wenn man den Laden betritt, etwa zur Mittagszeit. Dann nämlich gibt's hier 'n Schlach mit der Kelle. Genau, Mittagstisch wie bei Omma aus dem großen Topf, den man auch sehen kann in der offenen Küche. Bestellt wird direkt am Tresen, und es gibt das, was auf dem DIN-A4-Zettel noch nicht durchgestrichen ist. Wenn alle, dann alle...10.
Das Feinkost Hafencity ist ein kleiner Laden. Wenn man durch die Glastür reinkommt, stehen links ein paar Stehtische wie in einem rheinländischen Imbiss. Hinter einer mit zahllosen Delikatessen bestückten Säule (heute mal Marmelade selbstgekocht, übermorgen Wurst oder Saft) verbergen sich noch zwei weitere Stehtische und wer vorher rechts abbiegt, findet noch ein paar normalhohe großzügigere Teller- und Ellenbogenablagen sowie ebensolche Stühle. Links davon der Tresen, wo immer geschäftiges Gewusel herrscht.
Die Preise sind für Hafencity-Verhältnisse okay, und wer gerade sparen muss, findet auch was Günstiges auf der (im Internet einsehbaren) Karte.Sie wechselt öfter, und im wesentlichen kann man wohl nicht meckern, wenn man ein größeres Gericht (6 bis 8 Euro) mit Getränk für 10 Euro bekommen kann. Alle Gerichte gibt es für einen Euro Aufpreis oder Abschlag auch eine Nummer größer oder kleiner. Einige Gerichte stehen auch in der Version mit und ohne Fleisch auf der Karte. Wer diverse Allergien mit sich herumschleppt, kann von den Thekenkräften auch eine Antwort darauf bekommen, was im Essen so alles drin ist. Da ich kein Ökotrophologe bin, kann ich zur Qualität der Zutaten nicht viel sagen, außer: Ich habe hier noch nichts bekommen, dass mir gar nicht geschmeckt hat. Große Töpfe und lange Messer geben allerdings den ziemlich indiskreten Hinweis, dass hier noch selbst gekocht wird und nicht bloß aufgewärmt.
Ein Tipp sind die Suppen: So eine Tomaten-Hack-Mangold-Suppe beispielsweise kann einen hart schuftenden Bürowerker und Tastaturmalträtierer schon mal über den Tag retten, ohne dass man gleich der Waage beim größer werdenden Ausschlag zusehen kann. Aber auch Leberkäs-Süchtige können hier glücklich werden.
Wer geht hier hin? Morgens gibt es für diejenigen, die weder eine Kaffeemaschine, noch ein Brötchenmesser bedienen können, etwas Starthilfe für den Tag. Mittags haufenweise Büro-People mit und ohne Anzug beziehungsweise Business-Kostüm. Aus der Beschreibung weiter oben dürfte schon klar geworden sein, dass es für Gruppen mit mehr als vier Personen hier zu eng ist. Wenn es aber sonnig ist, kann man draußen unter Sonnenschirmen auf Bastimitat-Stühlen sitzen und Fotoshootings am Basketballplatz auf der Terasse zusehen - oder gar Basketball-Spielenden. Und den armen, die in der gegenüber liegenden Schanzenbäckerei Ihren Napf voll Schnöpf oder Bapps hineinwürgen - für weniger Geld, aber mit sichtlich weniger Genuss.
Was stört? Vielleicht, dass es manchmal sehr voll im Laden ist. Dagegen hilft wohl nur antizyklisch essen gehen, also nicht gerade zwischen 12 und 13 Uhr.