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Kurzform:11.
Unschnöselige Füchschenkneipe mit griechischer Küche und freundlicher Bedienung im Herzen des In-Viertels Flingern. Es gibt Außensitzplätze.
Wer sich gerade langweilt, mag vielleicht weiterlesen:
Flingern ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Der Hipster breitet sich unaufhaltsam aus und verströmt den Pesthauch des angefressenen Apfels selbst in den entlegensten Gassen unseres ehemals unspektakulär-gemütlichen Kiezes. Immer mehr bodenständige Institutionen müssen weichen; immer mehr Ladenlokale stehen leer und harren ihrem zukünftigen Schicksal in Form von Minimal-Art-Galerie, Frozen-Yoghurt-Ausschank oder schlimmstenfalls Starbucks und Konsorten, wenn es ganz dicke kommt.
Besonders die Kneipenszene hat sich verändert, und das nicht zum Guten. Denn das Mittelfeld ist quasi ausgestorben. Gemütlich ein Bierchen trinken gehen-schwierig.
Man kann natürlich die klassischen Eckkneipen aufsuchen. Das Bier ist billig, die Musikauswahl ist zuverlässig-vorhersehbar (das Spektrum reicht immerhin von Wolfgang Petry bis Andrea Berg) und ebenso zuverlässig ist die immer gleiche Gästeschar, die meist schon vormittags am Altfaß hängt und irgendwann– je später der Abend, desto höher der Pegel- dank Kümmerling und Korn ihre kognitiven Fähigkeiten endgültig eingebüßt hat.
Eine Fundgrube für das Castingteam von RTL II, ein Horror für mich. Ich treibe mich wahrhaftig nicht in Literatentreffs rum, spucke nicht ins Glas und bin ziemlich schmerzfrei, was Spelunken angeht-aber was zu viel ist, ist zu viel.
Das Alternativprogramm: Die loungigen oder betont kargen neuen „Szenelocations“. In schmeichelhaft rötlichem Schummerlicht oder dezenter Kerzenbeleuchtung führt hier der Medien- oder Werbemensch mit dem coolen schwarzen Brillengestell seinen Hugo oder sein Weinchen zum Mund, während im Hintergrund die unkaputtbare Café-del-Mar-CD in Dauerschleife läuft. Die Preise sind erschütternd; aber das tut natürlich Not, um den Pöbel fernzuhalten. Wer sich außerhalb der Ladenschlußzeiten über die neuesten Modelle von Apfel informieren will und bereit ist, für ein kleines Bier fast 3 Euronen zu latzen-bitte sehr.
Also mal wieder alles trostlos in Schnöselsdorf-Flingern. Aber halt! Es gibt sie noch vereinzelt, die Archen für den normalen Menschen zwischen Druckbetankung und Aperol Spritz-Zelebration, zwischen Creative-Director-Gehalt und Hartz IV. Für Leute, in deren Bekanntenkreis niemand Schantall oder Schackeline-Mischelle, aber auch niemand Jules oder Ante heißt. Mein Tipp: Der/das Schmalbauch.
Ehemals eine gutbürgerliche, spießig eingerichtete Gaststätte, die ich in meinen ersten Flingeraner Jahren keines Blickes gewürdigt habe. Bis mir eines schönen Tages das Logo mit dem Fuchs am Eingang ins Auge fiel.
Dem Kenner signalisiert das natürlich, daß ein Besuch in diesem Laden zumindest in biertechnischer Hinsicht kein Schlag ins Wasser sein kann.
Einen Füchschen-Alt-Stützpunkt nicht sofort nach Sichtung anzutesten würde völlig zu Recht den Entzug der Düsseldorfer Stadtbürgerschaft nach sich ziehen, also mußte man da selbstverständlich rein.
Im großzügigen Innenraum erinnert allein noch die rustikale Bestuhlung an die alten Zeiten mit Frühschoppen und Herrengedeck. Das übrige Interieur ist streng in den Füchschen-Farben Schwarz-Rot gehalten und zugleich modern und gemütlich.
Ein Blick in die Karte offenbart, daß man im „Schmalbauch“ nicht nur das köstliche Füchschen abpumpen, sondern auch mehr oder weniger opulent speisen kann. Der Laden ist in griechischer Hand und bietet das übliche Spektrum von Gyros über Bifteki bis zu Lammkottletts, aber auch Schnitzel, eine Handvoll Fischgerichte und saisonalen Kram. Der Spargelzeit wird ebenso gehuldigt wie den R-Monaten in Sachen Muscheln. Und inzwischen habe ich auch schon fast alles durchprobiert.
Den verwöhnten Gourmet wird hier sicher nichts vom Hocker hauen, aber das ist auch nicht der Anspruch. Die Portionen sind in Ordnung, die Preise sind es auch und das Essen ist gut und solide. M. E. herausragend und ein Tipp für den Freund von Meeresgetier, dem Tintenfisch nicht unbedingt als Kaugummiring in Backteig auf den Teller kommt: Die Calamares mit Olivenöl-sehr lecker mit frischen Kräutern gewürzt , ein echtes Highlight!
Über die Bedienung braucht man hierzulande normalerweise keine großen Worte verschwenden; im Schmalbauch ist das anders. Bekommt man in den meisten Läden von mürrischen studentischen Aushilfen sein Bier oder Essen wortlos hingeknallt, merkt man hier, daß den Betreibern die Gastronomie im Blut liegt. Ewig auf Getränkenachschub warten? Aktionen à la „Herr Ober, dürfen wir ihnen vielleicht was bringen?“ Fehlanzeige.
Ausnahmslos lockere, freundliche Servicekräfte haben alles im Blick, der Chef ist sich nicht zu fein, selbst mit Hand anzulegen und sich zu einem Schwätzchen am Tisch niederzulassen, in der Küche wulackt Mama mit und Papa stößt mit den Stammgästen an.
Stammgast wird man hier schnell, denn die Argumente, mal was anderes in Sachen Kneipe auszuprobieren, schwinden zusehends, je öfter man im Schmalbauch eingekehrt ist. Mein sauer verdientes Geld lasse ich doch lieber da, wo ich als Gast willkommen bin, und ein vorzügliches Bier nebst handfester Nahrung kredenzt bekomme!
Und so sehen das wohl viele Anwohner, denn der Laden ist in der Regel rappelvoll. Entsprechend sind unterschiedliche Musikgeschmäcker hier kein Thema, denn die Geräuschkulisse ist brauhaustypisch hoch, so daß weitere Beschallung überflüssig ist. Hin und wieder gibt es aber Livemusik. Fußball kann selbstverständlich geguckt werden und im Sommer lockt der sog. Biergarten.
Der sich selbstverständlich nicht mit den süddeutschen Exemplaren messen kann. Wie im Innenstadtbereich üblich wurden an einer mehr oder weniger befahrenen Straße ein paar Tische, Stühle und Sonnenschirme aufgestellt. Immerhin punktet die Schmalbauch-Außenterrasse mit einem Baum! Herrlich! Daß schon mal eine Spinne im Bier landet oder ein Heupferd gerettet werden muß, nehme ich ebenso gern für dieses Stückchen Gartenfeeling in Kauf wie das spöttisch-beredte Grinsen, das regelmäßig die Lippen meiner Freundin aus Schwaben umspielt, wenn ich den „Schmalbauch-Biergarten“ vorschlage.
Das Publikum ist, wie gesagt, bunt gemischt durch alle Altersklassen und kein bißchen szenig. So weit man das anhand von Äußerlichkeiten oder aufgeschnappten Gesprächsfetzen feststellen kann. Wer hier hin geht, um Leute kennenzulernen, hat eher schlechte Karten. Was aber nicht am Lokal liegt, sondern an der Tatsache, daß der Düsseldorfer an sich normalerweise stets im Rudel auftritt und mit Unbekannten nicht spricht. Man ist halt nicht in Hamburg oder Berlin..
Aber für einen entspannten Abend mit leckeren Speisen und Getränken in unanstrengender Atmosphäre kenne ich hier in Flingern keine bessere Wahl. Und seine Apple-Insignien kann man getrost in der Tasche lassen.
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Kurzform:12.
Die Kanzlei ist schwerpunktmäßig in den Fachbereichen IT-Wettbewerbs-Urheber- und Medienrecht etc. unterwegs. 5 spezialisierte Anwälte stehen für Probleme mit diesen schwierigen Themen zur Verfügung. Ich habe mit RA P.K. sehr gute Erfahrungen gemacht und kann ihn weiterempfehlen.
Langform (sorry, Leute-ich kann einfach nicht anders):
Rechtsanwälte zu bewerten ist zugegebenermaßen schwierig. Trotzdem hab ich mich hier in diesem Theater schon oft über größtenteils haarsträubende, nicht objektive und sogar grenzwertige „Statements“ geärgert. Entweder wurde der jeweilige Anwalt mit Eichenlaub bekränzt, daß es nur so kracht (wenn Prozeß gewonnen) oder mit Schimpf und Schande überschüttet (wenn Prozeß verloren). Im letzteren Fall war dann meist von Inkompetenz und Wucherhonoraren die Rede, manchmal sogar von Betrug. Fälle also für die Anwaltskammer, nicht für dieses Portal. Aber wenn’s um (viel) Geld und (viel) Ärger geht, sind auch immer viele Emotionen im Spiel.
Auch ich habe ob des Anlasses dieser Bewertung immer noch eine pochende Halsschlagader, denn es ging viel Geld dafür drauf, viele Nerven und um’s mal vorwegzunehmen: Den Prozeß hab ich verloren. Ist aber kein Grund, den für mich zuständigen Anwalt der Kanzlei Terhaag in die Pfanne zu hauen. Der kann nix dafür.
So was gibt’s. Anwälte sind keine Götter. Ebenso wenig wie Ärzte oder Steuerberater. Die können nicht hexen. Und beim Anwalt kommt immer noch dazu: Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand. Das letzte Wort hat eben der Richter. Punkt.
Besser, man kommt erst gar nicht in die fiese Situation, einen Anwalt zu benötigen. Aber das kann man sich halt nicht immer aussuchen. Wenn z. B. die Post vom Abmahnanwalt kommt, wie bei mir.
Uploadvergehen! Erst hab ich gelacht. Das war ich nicht. Ich wüßte ja nicht mal, wie man so was macht. Jeder lädt sich Musik/Filme/Bücher runter, ich nicht-aber natürlich wurde nur ich „erwischt“.
Auf Einzelheiten will ich hier gar nicht eingehen. Aber selbstverständlich war ich als kleiner Mümmel in Eigenregie chancenlos mit meinen Widersprüchen. Und als der Abmahnanwalt schweres Geschütz auffuhr, blieb mir natürlich nichts anderes übrig, als den sauren Weg zum Fachmann anzutreten.
Der gar nicht so leicht zu finden war. Anwälte, die für einen abmahnen? Massig! An jeder Ecke! Aber einer, der einen „gegen die Kollegen“ vertritt (denn der Fachbereich ist ja derselbe)-schwierig.
Mir war klar: Ein Spezialist sollte es sein. Vor „Allroundern“, die alles können, hab ich Angst. Die können oft alles ein bißchen, aber nix richtig.
Mein Anspruch desweiteren: Ein Spezialist, der mich nicht für jeden Keks antanzen läßt und mir stundenlang ein Ohr abkaut, derweil er lüstern-verstohlen den Sekundenzeiger seiner Uhr betrachtet und das Honorar für die Besprechung hochrechnet.
Nicht mein Anspruch: Daß er „billig“ ist. Warum sollte er auch? Allerdings erwarte ich Transparenz in Sachen Honorargestaltung. Was nützt mir der beste Verteidiger, wenn ich sein Honorar nicht bezahlen kann und dann mit noch einem Anwalt Zappes kriege?
Mit Hilfe des Internets stieß ich dann auf die Kanzlei Terhaag. Fachleute für jedes erdenkliche Gedöns; da fummelt also nicht nur einer an allem. Und nach Schilderung des Problems wurde mir dann auch zunächst ein Anwalt zugeteilt, der allerdings nur kurz für den Fall zuständig war und dessen Fachkompetenz ich nicht beurteilen kann und will. Die „kritische Verfahrensphase“ wurde dann von Herrn K. übernommen.
Positiv: Es fand keinerlei honorartechnisch bedingte Zeitschinderei statt. Was ohne Termin zu bewerkstelligen war, wurde per Telefon oder Mail abgewickelt. Natürlich kann ich nicht wirklich beurteilen, ob die abgerechnete Zeit tatsächlich draufgegangen ist, aber wer kann das schon? Außerdem weiß ich aus eigener (Berufs-)Erfahrung, daß so mancher pompös-aufgeblähte Schriftsatz dank copy&paste in einer Viertelstunde abgemasselt werden kann, während ein dürrer Zehnzeiler oft stundenlange Recherche erfordert.
Beim Termin in der nicht übermäßig schicken Kanzlei bestätigte sich dieser Eindruck. Bonbon nebenbei: Der Herr Rechtsanwalt war überaus sympathisch und hatte in keinster Weise dieses typische „Ich Anwalt, du nix“-Auftreten. Kein Fachchinesisch und klare Antworten auf klare Fragen. Was vielleicht am Wichtigsten ist: Der Fall wurde nach allen Richtungen abgeklopft; die Erfolgschancen wurden realistisch dargelegt –auch als die Entscheidung anstand, ob gegen das Urteil Berufung eingelegt werden sollte. Und als das Verfahren dann final in der Hose gelandet ist, hängte Herr Anwalt sich trotzdem in Eigenregie noch mal rein, um doch noch wenigstens einen kleinen Vorteil für mich rauszuhauen-was auch geklappt hat und die saure Kröte zumindest etwas erträglicher machte.
Trotzdem war die ganze Angelegenheit natürlich endätzend und ich wäre für den Haufen Patte lieber nach Australien geflogen.
Stattdessen brachte mir die Aktion die Erkenntnis ein: Am Besten löscht man das blöde Internet vom Rechner. Wenn ich nicht selbst dafür zu blöd wäre!
Sollte ich noch mal in so eine komische Falle taumeln, würde ich gar nicht erst selber rumdoktern, sondern sofort den Fachmann konsultieren.
Und das würde ich Euch im Falle des Falles auch dringend raten.
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Kurzform:13.
Der Lesezirkel „Leserkreis daheim“ bietet eine große Auswahl an Zeitschriften jeglicher Art, die pünktlich zum Erscheinungsdatum angeliefert werden und ist vor allem für kundenorientierte Betriebe wie Ärzte und Friseure, bei denen naturgemäß Zeit totzuschlagen ist, ein „Mußposten“ in der Lieferantenliste.
Langform und Warnung:
Der nachfolgende „Roman“ ist eher für einen Blog (hab ich aber nicht) und weniger für Männer geeignet. Ich möchte damit auch niemandem auf die Füße treten. War einfach nur die Abreaktion eines Schreibwutanfalls. Bitte nicht alles zu ernst nehmen. Danke.
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Illustrierte (besonders die berühmten „Frauenpostillen“)sind wie Mc Donald’s und Dschungelcamp. Liest keiner, geht keiner hin, guckt keiner - dennoch existieren sie! Und vermutlich gar nicht mal so schlecht.
Böse Zungen behaupten, diese Gazetten seien nur erfunden worden, um den armen Friseurinnen zwischendurch eine wohlverdiente Pause von zuweilen nervigem Kundinnengequatsche zu ermöglichen. Ansonsten seien sie völlig überflüssig.
Falsch, liebe Kritiker! Die bilden! Echt jetzt!
Man stelle sich vor: Als Kandidat bei „Wer wird Millionär“ und an der Frage scheitern, von wem Heidi sich gerade getrennt hat. Die 50-Euro-Frage! Puppig leicht! Jeder weiß es! Nur DU nicht!
Da hilft doch nur noch die Papiertüte über dem Kopf beim nächsten Gang zum Bäcker. Ach, was sag ich: Zeugenschutzprogramm!
Oder bei der Diskussion in der firmeneigenen Teeküche nicht mitreden zu können, wenn erörtert wird, welche Robe das Model X neulich auf dem roten Teppich getragen hat-und welcher Schönheitschirurg für die Schlauchbootlippen von „Model und Schauspielerin“ Y verantwortlich zeichnet. Pein-lich!
Ich könnte jetzt natürlich behaupten, daß ich über all diesen Schwachsinn erhaben bin und beim Friseur meinen eigenen Lesestoff mitbringe. Das Handelsblatt, einen (ledergebundenen) Tolstoi oder zumindest ein Reclam-Heftchen im handtaschenfreundlichen Format. Im Internet kann man ruhig angeben; kennt mich ja kaum einer hier. Aber es wäre natürlich gelogen.
Friseur heißt Wellness! Und dazu gehört für mich auch, unter dem kuschelig warmen Climazon meinen Espresso zu süffeln, nicht ständig vom Telefon gestört zu werden und anspruchsloses Zeug zu lesen. Eben das, was der Friseur beim Lesezirkel im Abo hat. Gottlob sind nie Fachzeitschriften dabei, so daß ich kein schlechtes Gewissen haben muß, wenn ich doch zur „Trivialliteratur“ greife.
Die AMS kreist in der Regel im Herrensalon, da komm ich nicht dran. Bleibt die Wahl zwischen den verschiedenen Frauenzeitschriften. Und die Wahl der Qual.
Die Verlagserzeugnisse für die betagtere Damenwelt? Hier ist viel vom Adel die Rede, auch von Volksmusik. Themen, bei denen ich wirklich nicht mitreden kann. Aber durchaus amüsant, zwischen den Zeilen mit viel (unfreiwilligem) Witz geschrieben. Jesses! „Kronprinzessin Schneewittchens süßes Geheimnis!“ Nein, ich fass es nicht! „Versteckt sich da etwa ein Babybäuchlein? Eine enge Vertraute der Prinzessin lüftet nun das Geheimnis: Es wäre unter Umständen vielleicht möglich!“ Und eine Woche später erfahren wir vermutlich, daß das „süße Geheimnis“ wohl doch nur ein Stück Kuchen zuviel war-keine Ahnung, so oft geh ich nicht zum Friseur.
Frau Renates (wahlweise Monikas oder Klaras) Beratungsforum amüsiert mich immer besonders. „Mein Enkel hat „Scheiße“ gesagt-ich bin bestürzt über die Erziehung meiner Tochter“ oder „Er schlägt mich grün und blau-aber soll ich ihn wirklich verlassen?“ Da bastele ich mir immer gern im Geiste die Antworten zusammen, die ich auf so was verfassen würde-aber die würden natürlich nie in Druck gehen.
Das „Forum Gesundheit“ überblättere ich geflissentlich. „Woran erkennt man Gallensteine?“ Oder: „Die Warnzeichen für..“Alle jene Symptome stelle ich dann sofort fest und bin versucht, mit noch nassen Haaren direkt beim nächsten Doc einzuchecken.
Dann gibt’s noch die „Hochglanzzeitschriften“ mit ganz viel Werbung und vielen bunten Bildchen, die mir unbekannte Frauen in Gala-Plünnen zeigen. Zu lesen gibt’s da quasi nix, so daß ich diese Postillen in etwa 1 Minute durch hab und nach dem nächsten „Fachgebiet“ greife.
Eine Zumutung und scheinbar der neueste Schrei in der Welt des Printmediums: Die Zeitschrift für die „junggebliebene Frau“! Oha!
Verdolmetscht also: „Du bist über 40, also schmeiß noch mal ordentlich mit Konfetti, bevor dir der Sargdeckel ins Gesicht fällt! Falten sind toll; zelebriere sie, die Kerle gucken eh nicht mehr! Die Wechseljahre-kein Grund, den Strick am Fensterkreuz zu befestigen; sieh das Positive: Haarausfall, Hitzewellen, Depressionen und übelste Gewichtszunahme zeigen dir, daß du einen neuen Lebensabschnitt erreicht hast (also den letzten!)“
Nö, muß ich nicht haben. Mit diesen Themen befasse ich mich lieber, wenn’s so weit ist.
Bleiben die „gedruckten Freundinnen“ für das jüngere Damenvolk, die ganz große Zielgruppe für verkappte und offene Werbung. Werbung für jeden erdenklichen Mist! Und natürlich die Anleitungen für den einzig wahren (Life-)Style.
Da muß es in die Vollen gehen. Denn die Zielgruppe (Mittzwanziger/Anfangsdreißiger) kämpft bekanntlich an vielen Fronten. Optimalerweise perfekt geschminkt und gekleidet.
Diese Zeitschriften mag ich besonders. Was da abgeliefert wird, ist Realsatire vom Allerfeinsten. Wer das wirklich ernst nimmt, ist Burnout-gefährdet, ohne auch nur 5 Minuten gearbeitet zu haben.
Gertenschlank müssen wir sein! Größe 34 wär gut; Size Zero besser. Schließlich können wir über gefühlte 100 Seiten mehr oder weniger traumhafte Outfits an 15-jährigen Models anschauen und die zumeist elend teuren Plünnen dank der Bezugsadressen am Ende des Heftes käuflich erwerben. In Größe 42 kommen die alle nicht gut.
Moderne Frauen kochen göttlich, gern und mit leichter Hand; es ist mit den tollen Rezepten im Heft auch kein Problem, „nach dem Büro“ (von dem hier immer gern die Rede ist) ein 18-gängiges Menü für die vielen Freunde, Mann und Kinder zu fabrizieren. Selbst davon essen sollten wir natürlich nichts, sonst ist’s bald vorbei mit Size Zero.
Haben wir doch mal zugeschlagen, werden wir aber nicht im Stich gelassen: Diättipps gibt’s jede Woche neu. Die Zucchiniplempe kann man sich ganz zeitsparend anrühren, während „nach dem Büro“ die 4-stöckige Kuppeltorte für die vielen Freunde, Mann und Kinder auskühlt.
Trendy müssen wir sein! Und zwar jede Woche auf’s Neue! Denn die Trendscouts, die extra für uns die Clubs des Big Apple und andere mega-angesagte Örtlichkeiten durchforsten, geben sich wirklich Mühe. Peeptoes in Pink-Glitter, mit 16-cm-Plexiglasabsatz (ab 799 €)! Gummistiefel mit schrillem Schmetterlingsprint, toll zum Kostüm für die After-Work-Party! Die Goldlamee-Bikerjacke und der „mädchenhafte“ Blumenrock im A-Schnitt passen jetzt in LA am besten zur Netzstrumpfhose und „süßen Ballerinas“ im Audrey-Style!
Und nächste Woche dürfen wir Klamotten im Wert von zigtausend Euro in die Altkleidertonne schmeißen, denn dann sind die „angesagten Looks“ megaout. Und das wollen wir doch nicht..
Einen Top-Job müssen wir haben! Die Klientel der einschlägigen Gazetten schuftet niemals in der Werkstatt, niemals am Kranken-oder Pflegebett, niemals an der Wursttheke. Alles zu anstrengend und zeitraubend. Glamouröser ist „das Büro“ oder vielleicht noch „die Agentur“. Macht Sinn. Denn schließlich muß ja auch die nicht unerhebliche Kohle rangescheffelt werden, die man für den perfekten Style hinblättern muß.
Toll geschminkt müssen wir sein! Und das in jeder Lebenslage. Nach einem morgendlichen Wohlfühlbad mit Teelichten auf dem Badewannenrand und Räucherstäbchen, Peeling, Rasur und Eincremen beginnen wir mit der „Foundation“. Himmel, was ist das jetzt schon wieder? Der letztens „gelesene“ Artikel hat mich nicht wirklich darüber aufgeklärt; Eingeweihte wissen so was. Jedenfalls wurde eine Doppelseite mit den „Foundations, die wir jetzt dringend brauchen“ vorgestellt. Fast alles Nobelmarken,fast alles unermeßlich teuer. Daneben muß natürlich Make Up, Rouge, Concealer, Puder und dergleichen die letzte Pore verstopfen, bevor wir uns mit Kajal, Eyeliner, Eyeshadow, Antiglanzcreme und Wimperntusche zur Nofretete tunen-oder den „Nude Look“ anlegen, weil es eine besondere Herausforderung ist, sich stundenlang so zu schminken, daß jeder denkt, man wäre ungeschminkt. Weiter geht’s mit dem Lippenkonturenstift, dem Lippenstift, dem Gloss. Kaffeetrinken oder Essen im Büro ist damit natürlich gestorben. Leute wie ich müßten sich dann das lebensnotwendige Koffein eben mittels Infusion zuführen, und Essen macht eh dick (Size Zero!). Was tut man nicht alles!
Aber fertig sind wir noch lange nicht. Nach dem sorgfältigen Ankleiden mit den neuen oberheißen Klamotten müssen wir uns noch unseren Haaren widmen. Auch dafür gibt’s tolle Frisurentipps, die sich „ganz schnell und kinderleicht“ von einem Friseurmeister umsetzen lassen. Verspielter Haarknoten, eine Strähne für Strähne geglättete Mähne oder romantische Korkenzieherlocken?
Spätestens an dieser Stelle lasse ich das Blättchen sinken und verschlucke mich vor Lachen am Espresso.
Wer schafft das? Um so ein Programm „vor dem Büro“ abzuspulen, müßte ich den Wecker auf 2 Uhr nachts stellen, damit ich gegen 9 am Schreibtisch andocken könnte. Hat die Nacht der modernen Frau von heute mehr Stunden als meine?
A propos: Schlafen dürfen wir sowieso nicht! Ist wirklich mega-uncool. Nach der Schicht zur Couch schleppen? Niemals! Wir schleppen unsere 10 Kosmetikkoffer (einer dürfte bereits für die Foundations draufgehen) und unsere Coiffeurausrüstung mit ins Büro, um uns nach einem stundenlangen Sitzungsmarathon ein paar kühlende Kompressen unter die Augen zu schmeißen und auf After-Work-Party zu stylen. Die Stilettos trägt Frau von Welt ohnehin in jeder Lebenslage am Fuß oder im Staubbeutel bei sich.
Für die AWP das Muß, damit die Männer reihenweise umfallen: Zum tiefroten Lippenstift (Ihr Styleberater rät: Dramatischer Kußmund nie im Büro, erst später!) die nicht minder dramatischen Smokey Eyes. Hand auf’s Herz: Kriegt jemand von Euch die ohne Visagist hin?
Gegen 21 Uhr (denn wer Karriere machen will, muß Überstunden schrubben) schlagen wir dann in einer gerade in Insidermagazinen angepriesenen Lounge auf, kippen diverse Prosecci oder Cocktails und flirten, was das Zeug hält. Auch dazu bietet das Frauenmagazin tonnenweise lebensnotwendige Ratschläge.. Der Vollprofi verausgabt sich auf dem Dancefloor und tanzt die Nacht durch-die ohnehin schnell vorbei ist, denn allerspätestens um 3 müssen wir ja schon wieder in der Badewanne liegen, um uns „schön für’s Büro“ zu machen.
Ich fasse zusammen: Gefühlt einen halben Tag stylen, einen halben Tag shoppen, einen halben Tag tolle Menüs zaubern und die Bude saisonal dekorieren, stundenlang mit Freundinnen zum Chai Latte treffen, einen halben Tag unseren Mann bepuscheln und uns für seine Hobbies interessieren, einen halben Tag die Kinderschar bespaßen, anderthalbtage einen Managerposten ausfüllen wie ein Kerl oder besser, die Nacht mit Tanzen, Saufen und Flirten verbringen-alles in 24 Stunden. Hab ich was vergessen?
Von Fensterputzen, Bügeln oder Spülmaschine ausräumen ist natürlich nie die Rede. „Das bißchen Haushalt“ beschränkt sich in der quietschebunten Trendwelt auf Blumenstecken und Serviettenfalten. Haben die alle Personal? Muß wohl.
Wieviel man im Monat verdienen muß, um die Kosmetik nebst den allerneuesten „Düften“, die teuren Klamotten, den Clubeintritt, Sonnenstudio, Maniküre, Pediküre, das Personal und die unzähligen Accessoires zu bezahlen, mag ich nicht mal schätzen. Für Erbinnen oder reiche Ehefrauen mag das zu bewerkstelligen sein, aber wozu geistert dann ständig „das Büro“ „die Kollegin“ „der Chef“ und ähnlich unerfreuliches Vokabular durch die Postillen?
Highlights der letzten Friseurbesuchslektüre: „Das passende Portemonnaie für’s Büro“ (Hä??) und „Wann hatten Sie Ihr letztes Handpeeling?“ (Noch nie).
Und weil das alles so maßlos übertrieben ist, machen mir diese Blättchen auch so viel Spaß. Als Lebenshilfe ist das für mich gnadenlos untauglich. Smokey Eyes stehen mir nicht, meine Haare machen ohnehin, was sie wollen, welches Portemonnaie ich in meiner „Bürohandtasche“ habe, interessiert meinen Chef null. Allerhöchstens, was drin und seiner Ansicht nach stets zu viel ist. In Stilettos tun mir die Füße weh, für die angesagten Overknees bin ich zu klein.. Sollte ich doch ein klitzekleines bißchen deprimiert sein, wenn die Zeitung gelesen ist?
Keine millionisierten Wimpern! Keinen diamantisierten Gloss-Shine in den Haaren (zumindest nicht mehr, wenn ich auf dem frisch frisierten Kopf einmal geschlafen hab)! Rauhe Pratzen, die niemand schütteln mag, weil ich wieder mal kein Handpeeling gemacht hab! Der Lippenstift auf der Kaffeetasse! Lidstrich verrutscht! Keine Gelnails! Billige Handtasche vom Trödel! Und nach „stundenlangen Sitzungsmarathons“ statt Salätchen und AWP Pizza, Glotze und Couch! Eine Schande ist das..
Und doch! Es könnte schlimmer sein. Mein Traum von der Journalistenkarriere hätte in Erfüllung gehen können. Und anstatt für „Geo“ oder schöne Reisemagazine durch die Welt zu jetten, könnte ich in der Redaktion einer Frauenzeitschrift sitzen, mit Todesverachtung dieses Zeugs schreiben müssen und mich abends (auf der Couch statt auf der AWP) mit dem Gedanken „Hast du dich dafür durch Abi, Studium und Volontariat gequält?“ in den Schlaf weinen;-))
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Kommen wir nun zu etwas völlig anderem:-)14.
Erst die Bewertungen zu den über jeden Zweifel erhabenen kulturell anregenden Wohlfühlkneipen, die man nahezu jedem mit gutem Gewissen empfehlen kann, und jetzt mal was eher.. hm..zwielichtiges.
Kein Tipp von Thorge diesmal, sondern eigenäugig entdeckt. Und ich muß zugeben: In Eigenregie hab ich eher das Händchen für Lokalitäten, die so mancher vermutlich als Kaschemme bezeichnen würde. Ein Offside oder eine Eselsbrücke würde ich selber nie finden, wenn es nicht gerade die einzigen Raucherkneipen in einer Rauchverbot-Enklave wären. Für so was hab ich dann wieder einen Riecher wie die berühmte Trüffelsau.
„Uluru-Resort“-das klingt nach Urlaub, Koalas und Kakadus; Palmen, Meer und Wellness. Fast könnte sich hinter diesem schönen Namen eine Lounge verbergen. Erst recht in dieser Ecke von Prenzlauer Berg, dem Kollwitzkiez, wo der Chai Latte mit Ziegenmilch getrunken wird.
Aufgetan haben wir dieses Lokal schon beim ersten Berlinbesuch, als wir gegen 1:00 Uhr abends nach einem Bummel durch Friedrichshain nebst ansatzweisem Versacken in „Paules Metal Eck“ durch die Kälte schlichen, um noch irgendwo eine nette Abschlußkneipe zu finden. Am Kollwitzplatz waren die Bürgersteige hochgeklappt, aber in der Rykestr. leuchtete noch ein Sky-Schild..
Auf den ersten Blick gefiel uns das“Resort“nicht besonders. Aber wie sich das schon mal ergibt, wenn man denkt „Okay, ein Bier trinken wir hier, dann hauen wir ab“-wir verließen den Laden morgens um 4 zusammen mit der Bedienung und ein paar anderen Leuten, um uns noch in eine andere Kneipe aufzumachen, an die ich nur noch relativ verschwommene Erinnerungen habe.
Aber wie gesagt: Wohlfühlkneipe auf den ersten Blick ist anders. „Resort“ auch. Was die Einrichtung angeht: Das könnte ich in der Düsseldorfer Altstadt auch haben. Düstere Räumlichkeit, karg-unkaputtbar mit den typischen schwarzen Tischen und Holzstühlen möbliert. Der Zusammenhang mit Australien wird mittels einiger Devotionalien wie Verkehrschilder, Aussie-Flagge und ähnlichem (Mitbringsel des Wirts, der geraume Zeit in Down Under verbracht hat) hergestellt. Das war’s aber auch schon. Immerhin: Aus den Boxen kamen nicht etwa Didgeridooklänge, sondern-Ozzy Osbourne. Nach dem Metal-Eck als Absacker angenehm.
Zum servierten Bier (Stilbruch-eine „Australienkneipe“ ohne Fosters) gab’s dann Bad Religion, was noch angenehmer war. Metallica nehme ich sowieso immer gerne. Da werden alte Erinnerungen wach. Und ehe man sich’s versah, fühlte man sich richtig wohl-nicht zuletzt dank der netten Unterhaltung, die ziemlich schnell mit den anderen Tresenhockern aufkam.
Natürlich sind Langhaarige im Laden. Kuttenträger auch. Normalos auch. Frauen allerdings kaum. Ich hab mal spaßeshalber gezählt: 4 Besuche-7 Frauen insgesamt gesichtet. Ob’s an der Musik liegt oder dem unplüschigen Ambiente-wer weiß. Wer sich allein unter Männern nicht wohlfühlen kann, sollte vielleicht ein anderes Lokal aufsuchen.
Besonders lauschig ist es an Bundesliga-Abenden. Da flutet naturgemäß Testosteron die Hütte. Und ich kauerte an einem dieser Abende als „Quotenfrau, die auch noch NICHT Dortmund-Fan war", zwischen gefühlt 250 Kerlen. Hochinteressant..Und praktisch. Das elende Schlangestehen vor dem Damenklo erübrigt sich hier regelmäßig.
Wenn Fußball ist, wird der Bierpreis relativ sportlich aufgestockt. Man kann es verstehen: Sky für Kneipen ist unglaublich teuer. Und Bier im Stadion wäre noch teurer:-))
Im Sommer kann man am „Resort“ auch nett draußen sitzen. Und in alten Zeiten, erzählte uns der Wirt, wurden sogar Burger gegrillt. Da hat inzwischen leider unsere vielgeliebte Bürokratie dran geschraubt-selbst in Berlin geht nicht alles.
Ein paar amtliche Whiskys werden auch hier ausgeschenkt. Aber das Beste: Der hausgemachte Mexicana! Definitiv der Beste, den ich außerhalb von Hamburg je getrunken habe.
Fazit: Es gibt sicher Millionen von Kneipen in Berlin, die netter eingerichtet sind und allgemeinheitstauglichere Musik zu Gehör bringen. Aber ich mag das „Uluru“. Und hätte ausgerechnet so einen Schuppen in Prenzlauer Berg nie erwartet. Und wenn
a) sich so was Feines wie z. B. „Garage Inc.“ im CD-Sortiment befindet und
b) man trotz mehrmonatiger Abwesenheit begrüßt wird, als wäre man Stammgast; dazu noch
c) gute Getränke serviert werden:
Dann gibt’s für mich keinen Grund, nicht immer mal wieder reinzuschauen!
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Wie bei Kaffeebuden, Kneipen und ähnlichen lebensnotwendigen Einrichtungen tendiere ich auch beim Basislager für das kleine Schläfchen zwischendurch (mehr ist mir bei einem Trip in eine Hammerstadt wie Berlin ohnehin meist nicht vergönnt) zu einer gewissen Anhänglichkeit. Ist einmal die adäquate Herberge gefunden, komme ich immer wieder gerne zurück und freue mich, nicht erst komplizierte Türöffnungsmechanismen oder dieses Kreuz mit dem nächtlichen Ausschalten der zahlreichen Beleuchtungskörper erforschen zu müssen. Devise: Never change a running system.15.
Bei einem Knallerangebotspreis für ein Hotel in allerbester Prenzlauer Lage (Schönhauser Allee, Nähe „andere“ Stammkneipe und nahezu sämtliche Öffis vor der Tür) werde ich allerdings auch schon mal abtrünnig. Da kann so ein richtiger Geizknochen einfach nicht aus seiner Haut.
Und als ich endlich im „103“ ankam, war mir sowieso alles wurscht; Hauptsache, die haben ein Bett, ein Plätzchen für den elend schweren Koffer und die Möglichkeit für mich, endlich die unbequeme Arbeitskluft loszuwerden und nach dem Aufstehen im Morgengrauen sowie einem ausschweifender als geplant ausgefallenen Orientierungsbummel durch Weißensee ein wohlverdientes Powernapping einzulegen.
So richtig einladend wirkte der in designergrün gehaltene Zugang in den Hinterhof nicht, aber das besagt in Berlin ja nix. Das Hotelmotto: Urban. Lifestyle. Berlin. Man zielt also auf jung-hippes, aber nicht übermäßig begütertes Jungvolk ab.
Am (verschlossenen) Eingang wies ein Schild darauf hin, daß man klingeln muß und die Rezeption auch nur bis 23:00 Uhr besetzt ist. Wieder übermannten mich furchtbare Phantasien in Richtung zipfelmützetragender Herbergsvater und Sperrstunde..
Man gewährte mir Einlaß und begrüßte mich freundlich im kühl-minimalistisch gestalteten Rezeptions-Barbereich. Zimmerkärtchen nebst einer sehr technischen, also für mich unverständlichen Erläuterung zur Türöffnung sowie die Frühstückskarten wurden überreicht und auch gleich der Nachtzugang gezeigt. Na also..Langen Nachtschwärmernächten steht also nichts im Wege. Sofern man noch nüchtern genug ist, den relativ langen Zahlencode fehlerfrei einzutippen;-))
Hinter der Rezeption mit einer stylisch-schicken Sitzecke schließt sich auf dem Weg zu Aufzug und Frühstücksraum eine Art Gemeinschaftsbereich an. Hier ist dem Innenarchitekten wohl das Konzept „Urban. Lifestyle.“ kurzerhand entglitten-oder die Kohle ausgegangen. Zum Designergrün wurden hier antike bis spießige Sitzgelegenheiten (siehe Fotos..Das Sofa zu den bestickten Stühlen…Örks!) kombiniert und das Ganze mit einem unsäglichen Orientteppich abgerundet. Die schönen Bilder an den Wänden reißen es einigermaßen wieder raus. Aber über Geschmack läßt sich nicht streiten, und alles war picobello sauber. Eine „Zockerhöhle“ mit Billardtisch und X-Box für die Großen und eine Spielecke für die Kleinen gibt’s auch.
Nachdem ich den bockigen Aufzug (der sich im 1. OG öfter mal ‚ne Pause gönnte) bezwungen hatte, stand ich mit meinem Plastikkärtchen ratlos vor der Zimmertür und verfluchte mein technisches Unverständnis. Die Erklärung der Rezeptionistin hatte ich schon wieder vergessen; die Anleitung auf der Karte verstand ich ebenso wenig wie eine Bauzeichnung. Und kein Kerl in der Nähe. Es wäre auch peinlich gewesen, bei diesem würdelosen Dilettieren an einer im Prinzip einfachen Schließvorrichtung auch noch Zeugen gehabt zu haben.
Irgendwie hab ich’s dann doch geblickt. Wenn man muß, geht vieles..
Das Zimmer, von angenehmer Größe, war karg (sorry, puristisch..)eingerichtet. Aber enthielt alles notwendige. Sogar ein Schrank mit genug Platz für Klamotten versteckte sich hinter einem Vorhang. Der sog. Flatscreen war arg winzig, aber wer will schon in Berlin fernsehen?
Dafür hatte das Bad gigantische Ausmaße und erinnerte mich an eine Reha-Klinik-komplett behindertengerecht, sogar mit Notfallklingel und einem „Duschstuhl“. Für Rollifahrer absolut perfekt, denke ich. Entsprechend war die Toilette sehr hoch und Spiegel nebst Waschbecken sehr niedrig. Ob alle Zimmer so ausgerüstet sind, weiß ich nicht.
Das Bett war sehr bequem und die Bettwäsche plastikfrei, so daß die mickrigen paar Stündchen, die ich darin verbrachte, maximal erholsam ausfielen. Und dank der Lage zum Hinterhof war es auch relativ ruhig; von dem Oboespieler in der Nachbarschaft mal abgesehen, der mich am ersten Morgen mit einer –ähm-eigenwilligen Interpretation von „Stille Nacht, heilige Nacht“ aus dem Schlaf katapultierte. Zum Glück kam das nicht wieder vor. Vermutlich hat ihm ein anderer Nachbar Spielverbot erteilt.
Zum Wochenbeginn brach das Hotel aus allen Nähten: Diverse Schulklasse auf Kursfahrt, nehme ich an. Der Lärmpegel war unermeßlich und ich hatte das Gefühl, nur durch eine leichte Pappe vom „Schlafsaal“ getrennt zu sein. Ruhesuchenden Gästen kann ich das Hotel also nur bedingt empfehlen.
Das Frühstück war im Übernachtungspreis inbegriffen und in Ordnung. Kaffee/Tee und O-Saft (guter) satt; ansonsten das Übliche: Diverse Aufbackbrötchen, Wurst und Käse, Nutella-und Marmeladengedöns; für die Gesund-leben-Fraktion gab’s Müsli, Obst und Joghurt. Die Frühstückszeiten nur bedingt nachtschwärmertauglich: Am Wochenende bis 11 Uhr, unter der Woche bis 10 Uhr.
Am Abreisetag hat man ebenfalls um 10 Uhr sein Gemach zu räumen, aber irgendeinen Haken gibt’s halt immer..
Und 4 Sterne gibt’s von mir. Der Preis war wirklich sensationell, ebenso wie die Lage. Ich würde hier wieder absteigen. Für talentfreie Oboespieler und Schulklassen mit übersteigertem Schrei-und Bewegungsdrang kann das Hotel ja nichts.
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Ich hab da so eine komische Angewohnheit. Wohin auch immer es mich verschlägt:Erst mal muß eine gewisse Infrastruktur geschaffen werden. Ich brauch mein Büdchen zum Kippenkaufen, meinen Stammimbiß, die Stamm-Kaffeebud-und natürlich: Meine Stammkneipe.16.
Optimalerweise ist diese Stammkneipe wohnzimmergemütlich. Es wird ein gutes Bier kredenzt. Man kann sich an den Tresen schwingen und mit dem Wirt und/oder anderen Gästen palavern. Am schönsten ist es, wenn man, obwohl ortsfremd, beim nächsten Besuch gleich wiedererkannt und begrüßt wird. Und nach so einem Kneipenabend auf interessante Gespräche mit allen möglichen Leuten zurückblicken kann; von HartzIV-Empfängern bis Uniprofessoren.
So was gibt’s in Hamburg. So was gibt’s in Hong Kong. In Barcelona, Phnom Penh oder Münster. Und natürlich in Berlin.
Da hab ich inzwischen sogar mehrere Stammkneipen-und wünschte, ich könnte wenigstens eine davon mit nachhause nehmen. Dafür könnten die Berliner gerne alle Schnöselsdorfer Fluffylounges haben, die ich nicht brauche und die mir nicht fehlen würden, wenn es sie nicht gäbe.
Und hätte ich die Wahl, wäre mein Favorit derzeit das „Offside“ im unter Touris nicht gerade hoch gehandelten Wedding.
Zugegeben: Ein Highlight für’s Auge war der Weg vom Bahnhof Gesundbrunnen zur Jülicher Str. nicht gerade. Ohne den Tipp eines gewissen Kollegen wären wir bestimmt nicht auf die Idee gekommen, zwischen diesen tristen Mietskasernen (Abteilung :Set für „Aktenzeichen XY“) nach einer gemütlichen Pinte zu suchen. In einer solchen Gegend würde es so etwas hier auch gar nicht geben. Pinte schon, aber gemütlich? Empfehlenswert? Nein.
Eher abschreckend wirkte auch das Wort „Pub“ und die Guinness-Werbung. Hier zumeist Garant für einen völlig überteuerten pseudoenglischen Schuppen und Guinness mag ich überhaupt nicht. Aber der Kollege erwähnte da guten Whisky..
Tür auf, wir rein. Wedding draußen. Willkommen im Wohnzimmer.
Das Offside hat viel Holz, viel Qualm (herrlich!), viele Gemälde „mit Patina“. Saugemütlich. In diesem Laden könnte man sich auch gut eine alte Absinth-Kaschemme vorstellen. Rockig-antiquierte Mucke in Hintergrundlautstärke. Eine gut sortierte Bar, das sticht sofort ins Auge. Und zwei freie Plätze am Tresen. Herz, was willst du mehr?
Wir wurden sofort freundlich begrüßt. Was trinkt man hier? Einfallslos orderten wir das erste und letzte Berliner Pils.
Trank außer uns auch kein Mensch. Wozu auch? Berliner Pils in diesem Laden-da kann man sich in der Burgerschmiede auch gleich einen Salat bestellen.
Denn hier gibt’s außer dem maschinenölmäßigen englischen Dunkeltrunk an die 650 Whiskysorten (aber ha! Meinen Lieblingsbourbon haben sie nicht!)und anderen hochprozentigen Sprit. Dazu noch eine besondere Spezialität für den Bierfreund: Das gute Eschenbräu.
Welches uns von dem netten Typen hinter dem Tresen auch gleich ans Herz gelegt wurde; ein mehr als lokaler Gerstensaft aus einer kleinen Weddinger Privatbrauerei. Privatbrauereien unterstütze ich liebend gern. So schwingt man sich elegant von schnödem Suff zu einer noblen Fördergeste auf. Man muß ja auch an die Kleinwirtschaft denken;-)
Das Eschenbräu ist ein ganz vorzüglicher naturtrüber Tropfen, der auf den ersten Schluck gewöhnungsbedürftig schmeckt. Fast so, als wäre ein Hauch Zitrone drin. Ich hasse Bier, das nicht nach Bier schmeckt-aber wie auch bei unserem Uerige Alt muß man dem Gaumen eine Chance geben. Süffig und lecker. Dazu, nebenbei bemerkt, außerordentlich bekömmlich. Unbedingt probieren!
Tja, und die Whiskyauswahl. So was habe ich wirklich noch nie gesehen. Und auch nicht so viele Whiskytrinker. Wohlgemerkt, wir waren im Wedding. Nicht in der Lounge des schicken Breidenbacher Hofs. Weit und breit keine Manschettenknöpfe, Rolexuhren oder MacBooks zu sehen.
Stattdessen genoß hier der eine oder andere Weddinger Connaisseur ein edles Feierabendtröpfchen in Faßstärke mit einem Wässerchen. Unauffällig gekleidet und rustikal berlinernd. In Schnöselsdorf unvorstellbar.
Überhaupt wird hier einiges unternommen, um das Thema Whisky auch dem unbedarften Kunden nahezubringen. Ein „Whisky of the month“ wird angeboten; tolle Idee. Bei unserem Besuch gab es 2 cl 14-jährigen Oban für sage und schreibe € 2,80. Wer kann da schon widerstehen? Eine gute Gelegenheit, die meist aus düsteren Jugendzeiten stammende Abneigung gegen Whisky noch mal auf den Prüfstand zu stellen, ohne allzuviel Bares zu investieren. Und die aus meiner Sicht zwingend notwendige Erfahrung zu machen, daß ein guter Single Malt absolut nichts mit dieser schrecklichen Jim Beam-Colaplörre zu tun hat, um die sich die fürchterlichen Erinnerungen von früher ranken.
Wer diese Erkenntnis gewonnen hat, kann im Offside auch an den regelmäßigen Whisky-Seminaren teilnehmen, zu einem unglaublich günstigen Preis.
Unser Mundschenk (obwohl man ihm das wirklich nicht ansah) hatte unglaublich viel Ahnung von Whisky und brachte sie auch freudig an den Mann, so daß wir eigentlich kein Seminar mehr brauchten. Dazu kamen noch die „Berliner Geschichten“, vom Tresennachbarn aus dem Nähkästchen hervorgeholt. So war der viel zu schnell vergangene Abend nicht nur feucht-fröhlich, sondern auch überaus lehrreich. Ich muß doch mal versuchen, den nächsten Berlinbesuch bei meinem Boss als Bildungsurlaub durchzudrücken:-)
Aber nicht nur trinken und schwätzen kann man im Offside. Wer beim Feierabendbier/-whisky seine Ruhe haben will, kann sich am Zeitungsangebot bedienen. Dartspiel geht auch-den Räumlichkeiten angepaßt ganz „oldschool“ mit antiker Korkscheibe. Das erspart den anderen Gästen nerviges Tüdelü. Sogar was essen kann man, wenn zwischendurch der Magen nach Grundlagenauffüllung schreit. Das Irish Stew hätte mich sehr gereizt, aber der Mix Ketwurst/CurrywurstPommes und Lammeintopf auf Whisky und Bier schien mir unangebracht.
Das ladenfüllende Publikum ist bunt gemischt, was Alter und mutmaßlichen sozialen Hintergrund angeht. Nicht zu sehen waren allerdings Sturztrunkene und Mitte-Hipster. Aber wer braucht die schon?
Auf den zwar länger nicht renovierten, aber sauberen Toiletten kann man übrigens auch ganz gut verweilen und sich die an der Tür angebrachten „aktuellen Durchsagen“ in Sachen Whisky des Monats oder geplante Events durchlesen-oder die originelle Whiskydosendeko an der Decke begucken.
Gibt’s auch was zu meckern? Nö. Einziger Wermutstropfen:
Aus Sicht des Nachtschwärmers schließt der Laden zu früh. Um 0:00 Uhr ist Zapfenstreich. Da geht für mich der Abend meistens erst richtig los. Man wird allerdings nicht genötigt, sein Getränk auf Ex runterzukippen, weil die Herrschaften Feierabend machen wollen, wie ich das aus der Heimat kenne.
„Trinkt in Ruhe auf, so eng sehen wir das nicht. Es ist ja auch noch einiges zu putzen, da hab ich wenigstens ein bißchen Gesellschaft.“ Nett, einfach nett.
Und am nächsten Abend waren wir halt einfach ein bißchen früher da;-)
Fazit: Ein urgemütlicher Ort, den man kennen sollte. Und als Whiskyfan kennen muß.
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Irgendwann kommt sie immer während meines Berliner Außendienstes. Die Frage von (einheimischen) Betriebsangehörigen.17.
„Sie verlängern wieder hier? Schön! Schon viele Pläne gemacht? Es gibt da übrigens ein ganz tolles Restaurant, da müssen sie unbedingt mal hin..“
Ich nehme die Empfehlungen dankend entgegen und grinse innerlich. Doch mal wieder geschafft, alles richtig zu machen und ansatzweise seriös rüberzukommen, wie es sich in meinem Job geziemt. Der unwürdige Kampf mit dem Bügeleisen mitten in der Nacht vor der Abreise, das panische last-minute-rausrubbeln eines Zahnpastaflecks aus dem „guten“ Blazer (mir schleierhaft, wie der da hin gekommen ist..) und die nervige Suche nach der peplosen Perlenkette haben sich offenbar bezahlt gemacht.
Die trauen mir tatsächlich zu, daß ich meine Nahrung in Restaurants am Gendarmenmarkt oder „Nähe Kanzleramt“ zu mir nehme.
Wenn ihr es wüßtet..
..was ich alles auf meiner Agenda stehen hab!
Keinen Cent werden auch die empfohlenen Top-Cocktailbars in Mitte von meiner Reisekasse abbekommen. Sorry Leute- die ist schon bis auf den letzten Cent verplant. Aber ich sach euch nicht wofür.
Zugebenermaßen hätte es mich schon gereizt, mal lässig in den Konferenzraum zu werfen:“Also heute Abend ist erst mal Baude angesagt. Weiß einer, wie ich am besten zum Bahnhof Gesundbrunnen komme?“ Aber ich hab’s mir aus o. g. Gründen lieber gekniffen.
Eine weise Entscheidung, wie ich beim Anblick des in der Tat gruseligen Bahnhofs sofort feststellte. Wer dieser –äh-Location dereinst den tröstlich- optimistischen Namen „Gesundbrunnen“ verliehen hat, ist vermutlich völlig ahnungslos, wie es jetzt hier aussieht. Besser ist das.
(Nebenbei gefragt: "Spielt" Monopoly eigentlich in Berlin? Da ist die Badstraße ja auch furchtbar mies, nicht mal ein Hotel lohnt sich:-)
Aber über den Bahnhof will ich mich nicht näher auslassen-das hat Kollege ThorgeFährlich bereits bravourös und zutreffend erledigt. Ich kann nur sagen: Da muß man durch.
Die Baude ist ein Imbißhüttchen, wie es sie nun wirklich an (fast) jeder Ecke gibt. Von den Eindrücken des Bahnhofs erfüllt, wird so mancher Uneingeweihte sicher blicklos vorbeihasten. Zum Glück hatte ich ja eine vertrauenswürdige Empfehlung.
Und die vielen Leute, die offensichtlich ihre „Küttste-abends-vonne-Schicht-Curry“ , Boulette oder ähnlich kräftigende Kalorienbomber stammgastmäßig einwarfen, stimmten mich ebenso zuversichtlich wie die Tatsache, daß es nicht nach altem Frittierfett stank-das hätte mich sofort in die Flucht geschlagen.
Der Hunger war leider nicht ganz so groß, da ich ja vorher auch unbedingt noch 'ne Ketwurst einwerfen mußte. Aber im Anschluß an die Baude war ein Abend im „Offside“ geplant und eine vernünftige Grundlage konnte nicht schaden. Also Curry ohne mit Pommes; erstmal den Standard checken.
Die Baude-Mitarbeiter waren hektisch, aber auf arbeitsam-positive Weise. Wie Kollege T. konnte ich keine Unfreundlichkeiten feststellen; im Gegenteil. Bin ich schon Berlin-abgestumpft? Oder ist das einfach das Ding mit dem Wald und dem Reinrufen? Egal. Viel schneller, als die Schlange befürchten ließ, hatte ich mein Essen in der Hand und strebte einem Stehtisch zu. Ja, der war ein bißchen bekrümelt-so what?
Gefeiert hab ich erst mal die Pommes. Die sind ja nun weiß Gott nicht überall der Hit; selbst in ansonsten einwandfreien Imbißbuden nicht. Tadellos „kartoffelig“ im Geschmack, genau richtig gewürzt und exakt nach meinem Gusto zubereitet. Nicht zu hart, nicht zu matschig; nicht zu dick und nicht zu dünn. 5 Sterne.
Schmecken die Pommes richtig gut, ist die Currywurst oft ein Blindgänger. Das ist hier zum Glück nicht der Fall. Obwohl ich gestehen muß, daß die Wurst an sich nicht die Allerbeste ist, die ich bisher hatte. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau und sicher Geschmackssache.
Die Sauce ist allerdings ein Knaller. Anders als die bei meinem bisherigen Favoriten, aber genau so gut. Schmecke ich da schon fast leise (fern)östliche Nuancen raus? Ich kann es nicht auf den Punkt einordnen, aber es ist speziell. Und absolut famos! Wie bekommen die in Berlin bloß immer diese Konsistenz hin? Den tomatigfruchtigen Geschmack? Und warum schafft das hier kein Mensch?
Naja. Anständigen Döner gibt es hier ja auch nicht. Es ist so traurig..
Die Portion war (zum Glück) nicht übermäßig riesig, aber absolut ausreichend. Derart gestärkt war der Weitermarsch zur Kneipe nebst längerem Aufenthalt in selbiger gut zu verkraften. Und das Mahl hat die Reisekasse natürlich auch nicht annähernd so strapaziert wie dieses Dingsbums am Gendarmenmarkt es getan hätte.
Das überlasse ich auch in Zukunft gern den „echten voll seriösen“ Dienstreisenden.
Ich docke lieber weiterhin auf dem Weg zum Offside bei der Baude an, probiere auch mal die berühmte Curryboulette und genehmige mir für das Ersparte einen richtig feinen Whisky-da bleibt sogar noch ordentlich was über, für den nächsten Berlintrip:-)
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Einer von vielen Gründen, das Ländle zu mögen, ist für mich-die schwäbische Küche. Und die Möglichkeit, selbige vor Ort quasi an jeder Ecke zu bekommen.18.
Der Rheinländer (zumindest der Düsseldorfer)muß dagegen für einen „richtig guten“ rheinischen Sauerbraten schon ganz schön weit rausfahren. Denn was in den hiesigen Brauhäusern angeboten wird, ist allenfalls touristentauglich, hätte meine Omma mit dem Kochlöffel um sich schlagen lassen und ist dazu noch maßlos überteuert. Die Nachfrage scheint aber auch nicht besonders groß zu sein. Schließlich macht die gehaltvolle deutsche Traditionsküche dick und ist kein bißchen trendy.
In Schwaben scheint sich darum niemand zu sorgen. Keck trotzen Spätzle und Konsorten der bejubelten „Fusionsküche“oder dem American Food. Unverdrossen dengeln die schwäbischen Köche ihre gehaltvollen Suppen und schwere Maultaschen oder schaben fiese Kohlenhydrate, die dann an üppigen Saucen serviert werden. Und das Schönste: Man muß nicht lange danach suchen!
Für die Restaurants kann das aber mitunter zum Problem werden. Denn ist der Gast einmal reingefallen, besteht die Gefahr, daß er beim nächsten Mal „endlich dieses urige Ding, an dem wir schon so oft vorbeigefahren sind“ ausprobiert-und dann seinen neuen Stammladen gefunden hat.
So ging es mir auch. Der „Rossknecht“ wurde in den ersten Jahren , die mich besuchshalber ins Ländle verschlagen hatten, oft und gern aufgesucht. Denn neben dem vorzüglichen selbstgebrauten Bier gab es auch alles, was mein Feinschmeckerherz aus süddeutschen Kochtöpfen begehrt. Auch das Ambiente in diesem Laden ist angenehm: Rustikal und gemütlich-brauhaustypisch, allerdings im Gegensatz zum karg möblierten Düsseldorfer Brauhaus mit mehr Deko und kitschigen Gardinchen versehen. Wer’s gesellig mag, nimmt in der Schwemme an der langen Tafel Platz und hat so die Möglichkeit, seine schwäbischen Sprachkenntnisse via „Learning by hearing“ zu testen. Ansonsten sortiert man sich ins Braustüble-so man einen Tisch bekommt, denn gut besucht ist der Laden immer. Reservierung schadet nicht.
Reingelegt habe ich mich hier immer in den wunderbaren Kartoffelsalat-es war auch mein erster überhaupt im Ländle. Rossknecht war von da an Pflichtprogramm.
Aber eines Abends ging’s völlig daneben. Knurrenden Magens und vorfreudig führte ich die Gabel zum Mund-um sie dann stocksauer niederzulegen.
Der Kartoffelsalat war-nix. Schmeckte wie aus dem Eimer. Das dazu gereichte Schnitzel war auch nicht gerade der Bringer. Schlechten Kartoffelsalat kann ich bei uns an jeder Ecke kriegen.In Schwaben nehme ich das persönlich. Denn an einem kurzen Wochenende will ich so viele Köstlichkeiten spachteln wie reingehen. Vergeudete Magenkapazitäten sind da mehr als ärgerlich.
Die Bedienung entschuldigte sich zwar. Und auf meine an anderer Stelle abgegebene Bewertung meldete sich die Geschäftsleitung sogar –sehr freundlich und professionell-selbst zu Wort. An diesem Abend war der „Hauskartoffelsalat“ ausgegangen und man mußte auf einen anderen Lieferanten zurückgreifen. Es sollte die Ausnahme sein.
(Nebenbei: Unter meiner Bewertung entwickelte sich ein bemerkenswerter Kommentarstrang mit einer angeregten Diskussion, wie der einzig wahre Kartoffelsalat zubereitet wird).
Ich fand das sehr nett und war durchaus bereit, dem Rossknecht eine 2. Chance zu geben, aber wie es so ist: Meine Gastgeberin kam beim nächsten Besuch schon wieder mit neuen Geheimtipps um die Ecke, und der neue Stammladen war schnell gefunden. Wir vergaßen den Rossknecht irgendwie.
Aber kürzlich, als ich viel später als geplant im Ländle aufkreuzte (den Magen in den Kniekehlen und völlig ohne Bock auf lange Märsche durch hügeliges Gelände, dafür mit ordentlich Bock auf ein g’scheits Bier), beschlossen wir doch kurzerhand, mal wieder beim Rossknecht einzufallen.
Und haben es nicht bereut!
Das große Speisenangebot läßt mich größtenteils kalt, denn ich schaue sowieso nur unter „Regionales“. Alle mit zwei Löwen gekennzeichneten Gerichte werden laut Karte ausschließlich mit lokalen Produkten gekocht, was den Reiz noch zusätzlich erhöht. Aber muß das denn sein-ein Foto mit einem bodenständigen Bauersmann, der ein goldiges Ferkel im Arm hält? Ich würde 3 Monatsgehälter wetten, daß das Design der Speisekarte auf männlichem Mist gewachsen ist...
An den Kartoffelsalat mochte ich mich noch nicht rantrauen und orderte stattdessen das schwäbische Rahmschnitzel mit Butterspätzle. Meine Freundin gab das „neues-Spiel-neues-Glück-Versuchskaninchen“. Aber die kann einen vermurksten Kartoffelsalat besser verkraften als ich, denn sie sitzt schließlich an der Quelle.
Unsere männliche Begleitung bestellte herzlos das „Kutscherpfännle“ mit Spanferkelbraten, Bratkartoffeln und Salat; das Schweinchenfoto rührte ihn nicht im geringsten. Meine Schnitzelbestellung war ja nun auch nicht gerade konsequent, aber da kann ich das Kopfkino besser mit Bildern von einem übelgelaunten, unsympathischen Eber abschalten;-)
Das Essen kam relativ zügig; noch bevor der erste Humpen des süffigen Bieres geleert war. Die Portionen waren ordentlich –den relativ hohen Preisen angemessen. Leute mit Sextanermägen können übrigens für 2 Euro Abschlag auch fast alle Gerichte als „kleine Portion“ bestellen.
Mein Rahmschnitzel war zunächst ein irritierender Anblick. Hierzulande versteht man darunter ein feist paniertes Schnitzel in einer sahnetriefenden, hellen Sauce. Der Rossknecht servierte jedoch zwei „Naturschnitzel“, sehr schön gebraten, mit dunkler Sauce, auf der sich ein ordentlicher Klecks Rahm befindet. Die Spätzle wurden mit einem Überzug von leicht karamellisierter Butter gereicht-das kannte ich bisher auch nicht. Ob die Sauce wirklich so ganz hausgemacht war, vermag ich nicht zu beurteilen-aber sie war lecker, wie auch Schnitzel und Spätzle. Nichts zu meckern.
Der Kartoffelsalat konnte durchaus wieder in der ersten Liga mitspielen, auch wenn es nicht der Beste war, den ich im Ländle je gegessen habe.
Bratkartoffeln und Spanferkelbraten, rustikal in der Pfanne serviert, wurden sehr gelobt-ich mochte das Babyschweinchen aber nicht probieren..
Mit einer derart soliden Grundlage konnte man dann die nächsten Lagen Bier bestellen. Und wir beschlossen, den Rossknecht wieder in unsere Liste der „üblichen Verdächtigen“ aufzunehmen.
Die Bedienung war natürlich wieder tadellos, aber das ist in diesem zauberhaften Landstrich ja Standard.
A propos Landstrich: Ich wunderte mich mal wieder sehr über die Schwaben. Obwohl der Laden knallvoll war, hielt sich die Geräuschkulisse doch arg in Grenzen. Im rheinischen Brauhaus kann man in der Regel sein eigenes Wort kaum verstehen vor lauter (alkoholgebadetem) Palaver, und es ist immer irgendwie hektisch.
Nicht so im Rossknecht! Man kann sich problemlos unterhalten. Die Gäste nippen an ihrem Bieren und Weinschorlen, schlendern kerzengerade zum Klo und plaudern gepflegt.
Schwaben, seid Ihr eigentlich nie betrunken;-))?
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Weihnachtsmärkte sind genau genommen so überflüssig wie ein Kropf. Aufgebaut werden sie, wenn eigentlich noch kein Mensch an Weihnachten denkt oder man -wie ich- vor den Feiertagen einen derartigen Arbeitsaufriß zu bewältigen hat, daß alles stille-Nacht-mäßige geradezu hohnmäßig daher kommt. Lichtet sich das ganze Chaos und es kehrt so was wie Ruhe ein, sind die Buden schon wieder abgebaut. Zumindest hier in Düsseldorf, und ich frage mich an sich, warum.19.
Andererseits geht man natürlich trotzdem hin. Der Mensch ist halt ein Herdentier und unterliegt irgendwann zwangsläufig dem Gruppendruck, wenn von allen Seiten incl. Film, Funk und Fernsehen die Frage aufkommt:"Wer geht noch mal, wer war noch nicht?"
Nach dem Wuppertaler GoLocal-Treffen in Verbindung mit dem dortigen Weihnachtsmarktbesuch nebst Einwurf sehr wohlschmeckenden Glühweins hatte ich eigentlich keine Motivation, mir das hiesige Getümmel zu geben. Denn die meisten Märkte sind hier einfach nur proppenvoll und überteuert. Der "Nikolausmarkt-Gedenkfleck" vom letzten Jahr, verursacht durch den der Hand eines Hollandtouristen entglittenen Glühweinbecher, ziert immer noch eine meiner Jacken.
Aber wie in jedem Jahr ließ sich der Besuch auch diesmal nicht vermeiden. Die Frage war nur "Wohin?" Die Antwort erwartete man natürlich wie üblich von mir. Denn auf der Gästeliste standen:Die Kölnerin, die wegen Rücken nicht lange stehen kann und Menschenmassen nicht erträgt. Ihr Freund, der sein Getränk zur Not auch im Handstand einnimmt-Hauptsache, es ist kein Glühwein. Und die Schwäbin, die stehen kann, aber am liebsten sitzt, Glühwein trinkt, aber auch "indoor" rauchen will.
Also mehr oder weniger Ortsunkundige mit Marotten.
Zum Glück gibt es den Weihnachtsmarkt vor dem Schauspielhaus.
Warum da so wenig los ist? Ich hab keine Ahnung. Vielleicht liegt es am benachbarten Primark, dem neuen Affenzirkus der Düdorfer Shopping-Zone. Möglicherweise hat das Rote Kreuz den Weihnachtsmarkt zur First-Aid-Area ernannt, um notfalls kollabierende Schnäppchenhysteriker dort schnell auf ihre Primark-Tüten betten und in stabile Seitenlage bringen zu können:-)
Tatsächlich brauchen Klaustrophobiker hier selbst am Abend des 23.12. keine Bedenken zu haben. Obwohl alles da ist, was der Weihnachtsmarktbesucher so braucht-und sogar noch etwas mehr!
Wie die Kulturbeauftragte bereits beschrieben hat, gibt es eine Eislaufbahn, die ich natürlich nicht getestet habe (brauche meine Fingerkuppen noch..). Es gibt die üblichen Buden mit Kitsch und Krams. Aber es gibt auch noch zwei Zitadellen der Kulinarik, die sich vom sonstigen Angebot deutlich abheben: Die Flammkuchenstation (ja, so muß er sein!) und mein Favorit, die Hütte mit den Raclettekäsebaguettes.
Man riecht sie schon von weitem. Der Käsephobiker dürfte angewidert das Weite suchen, aber der Freund übelriechender Molkereiprodukte bläht freudig die Nüstern. Wem erkältungsbedingt der Riechkolben den Dienst versagt, der halte einfach Ausschau nach einer langen Schlange-Treffer.
Bis man das köstliche Gerät in der Hand hält, dauert es. Denn der Fertigungsprozeß ist aufwendig. Die Baguettebrötchen werden auf einer Art Grill geröstet, während auf der Unterseite ein halber Käselaib zur Streichfähigkeit erwärmt wird. Der halbflüssige Käse wird dann großzügig aufs Brötchen gestrichen, welches zuvor eine Knoblauch-oder Kräuterunterlage bekommt. Mit 4,50 € segelt man preislich mal wieder hart am Wind, aber darüber regt sich der gebeutelte Düsseldorfer ja schon nicht mehr auf. Und was sein muß, muß sein.
Derart gestärkt, kann man nun Räucherwaren und Engel betrachten oder sich gleich der Alkoholzufuhr widmen. Zur Auswahl steht ein Schlüsselzelt für den Freund des Altbiers, welches diesmal wegen der bekannten Einschränkungen (Stehenmüssen, Menschenmassenaversion, Rauchverbot..) allerdings nicht in Frage kam.
Alternative: Die Glühweinhütte. Outdoor reichlich Platz und diverse Gelegenheiten, seine Tassen abzustellen. Im Indoorbereich Tische mit Hockern und Aschenbechern auf den Tischen. Und auch hier gibt es Schlüssel Alt. So bekommt man viele Schäfchen unter einen Hut. Großartig.
Der Glühwein ist wie fast überall die letzte Plörre und mit 3 € pro Tasse...naja, das hatten wir schon.
Aber die angenehmen Surroundings machen den Geschmack wieder wett. Nach einiger Zeit, wenn die Geschmacksnerven betäubt sind, ist auch das Gesöff erträglich. Der Diabetiker würde allerdings schon nach dem zweiten Schluck mitsamt seiner Insulinspritze zu Boden gehen.
Angenehm sind hier auch die Öffnungszeiten. So lange Kundschaft da ist, gibt's auch noch was-sieht man hier nicht so eng.
War doch mal wieder schön. Bin ja froh, daß der ganze Zirkus jetzt vorbei ist. Aber nächstes Jahr wird's dann auch nett, wenn man sich erst mal aufgerafft hat.
So verhält es sich auch mit dem Karneval (Himmel, das steht bald auch wieder ins Haus), der ja EIGENTLICH auch überflüssig wie ein Kropf ist;-)
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Denkmalschutz und Brauhaus-beides trifft gleichermaßen meinen Geschmack, und daß Exlenker für unser Treffen eine Kombination aus beidem als Abschlußlocation ausgesucht hatte, gefiel mir ausgesprochen gut.20.
In einer ehemaligen Badeanstalt ein Brauhaus einzurichten-das ist originell, und die Umsetzung ist m. E. auch wirklich gut gelungen. Der Unterschied zu den Düsseldorfer Hausbrauereien (ich kenne und liebe sie alle) ist natürlich frappierend.
Bei uns geht es konsequent rustikal zu. Großartige Deko? Tut nicht not. Musik? Tut auch nicht not; würde bei der Geräuschkulisse sowieso untergehen. Getränke bestellen? Erübrigt sich; es sei denn, man will kein Alt-was beim Köbes als Sakrileg ankommt und mit entsprechenden Sprüchen in Richtung „Wasser?! Darf’s auch noch 'n Stück Seife und 'n Handtuch sein?“ geahndet wird. Der Biernachschub funktioniert ungefragt und permanent. „Reinspucker“ sind unerwünscht.
In der zweitschönsten Stadt von NRW funktioniert das Ganze genau so in Sachen Rheinwas..-äh-Kölsch;-))
Aber wir sind nun im Bergischen und nicht im Rheinland. Den „Jungens aus’m Tal“ muß man da schon ein wenig mehr bieten als eine frugale Druckbetankung. Das schafft das Wuppertaler Brauhaus – hier kommen Musikkneipe, Bar, Eventlocation, Restaurant und last but not least Hausbrauerei zusammen.
Auch die Einrichtung hat mir sehr gut gefallen. Rustikal, aber nicht altbacken. Eigentlich was für jeden Geschmack. Auch die schon eher ins stylische gehende Weihnachtsdeko war gelungen-passend zu der am späteren Abend anberaumten Xmas-Party, die mit „stiller und heiliger Nacht“ sicher eher weniger zu tun hatte.
Wir erklommen also die zwei Treppen zum reservierten Eck oben auf der Galerie, wo wir uns auf zwei Tische aufteilen mußten-an den großen paßten wir nicht alle. Der Raucher, gebeutelt vom Qualmverbot, sucht sich seinen Platz instinktiv nach logistischen Gesichtspunkten aus (so nah am Ausgang wie möglich und „immer außen“, um die Nichtraucher nicht ständig zum Aufstehen und Rauslassen nötigen zu müssen). Ergo teilten wir Raucher uns den „Katzentisch“, während die Nichtraucher in großer Tafelrunde zusammenkamen.
Der Geräuschpegel war in der Tat brauhausmäßig hoch, und am großen Tisch war es sicher schwierig, sich in die Runde statt nur mit seinem Nachbarn zu unterhalten. Wir saßen nebenan ein bißchen näher zusammen, so daß mir das nicht so sehr auffiel und nach dem späteren Umzug hatte ich mich schnell „eingeschrien“:-)
Der Bierfreund nimmt auch ohne Brille in solchen Lokalen sofort freudig die Anwesenheit von Braukesseln wahr und läßt sich ein frisch gedengeltes Bier natürlich nicht entgehen. Schnell war die Entscheidung für das „Wupper dunkel“ gefallen. Auch für die Nichtbiertrinker war genügend Auswahl vorhanden, so daß wir uns der Unterlagenauswahl widmen konnten.
Der Flammkuchen lachte mich sofort an. Angenehme Erinnerungen an die letzte Schlemmerei auf einem „Weinfescht“ kamen hoch. Zwar kein biertypisches Essen, geht aber eigentlich immer.
Hier leider nicht! Der Flammkuchen wurde zwar stilecht auf einem Holzbrett serviert und hatte auch eine angemessene Größe, aber das war’s auch schon. Das Freudenfeuer des Kenners konnte diese Flamme leider nicht entfachen. Schmeckte genau genommen, als hätte ich es selbst zubereitet- das ist kein Kompliment. Und in diesem Fall hätte ich mir den Flammkuchen auch selbst um die Ohren gehauen.
Der Boden dünn und trocken, der Rand hart und keksig. Das Ganze recht spärlich mit philadelphiaähnlicher, relativ geschmacksneutraler Creme bestrichen, mit ein paar mageren Speckwürfeln und einigen gekochten Zwiebelringen belegt. Bin ich zu streng? Meinen Tischherren ein Stück zum Probieren angeboten; beide warfen ebenfalls nicht mit Konfetti. Also: Das war nix. Ein Elsässer hätte geweint.
Novaes mit über 12 Euro recht sportlich bepreiste Roastbeefscheiben, serviert mit einem eher armseligen Häufchen Bratkartoffeln, die der Nacherwärmung bedurften, habe ich probiert. Roastbeef esse ich sehr gern und stelle entsprechend hohe Ansprüche. Auch die erfüllten sich nicht. Denn man hatte den Frevel begangen, das Fleisch mit einem dominanten Kraut (ich komme immer noch nicht auf den Namen, vielleicht ist er Novae inzwischen eingefallen) geschmacklich zu erschlagen und ihm eine penetrant seifige Note zu verpassen. So etwas treibt mir die Tränen in die Augen.
Die Strafe für das Bestellen brauhausuntypischer Exoten? Die Sir’sche Haxe sah sehr gut aus und wurde mit zufriedener Miene verputzt.
Nichts zu meckern gab es hingegen am Bier: Das war lecker süffig, wenn auch dem Alt nur optisch ähnlich.
Ich hätte auch gern noch eins mehr getrunken, aber wie die Kulturbeauftragte schon erwähnte, war die Bedienung zum Schluß sehr schleppend. Rucki-Zucki-Nachschub wie in Düsseldorf zu erwarten habe ich mir „in der Fremde“ schon lange abgewöhnt, aber das war wirklich ein bißchen arg verschnarcht.
Ein schöner Ausklang war’s trotzdem im Brauhaus-der tollen Atmosphäre, dem guten Bier und in erster Linie natürlich der erlauchten Gesellschaft geschuldet.
Mein Fazit: Zum Trinken, Feiern und Fußballgucken eine sehr schöne Location, die ich bestimmt noch mal besuchen werde. Essen aber lieber vorher woanders. Oder ich folge dem Beispiel von Sir Thomas und ordere die Haxe. In Sachen Essen und Bedienung ist wirklich noch reichlich Luft nach oben, deshalb kann ich mir nicht mehr als drei Sterne vom Herzen reißen. Spätere Aufrundung nicht ausgeschlossen und erwünscht!